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14,0°, 12,2°, 16,0°, 17,2°, 13,2°, hielt sich so drei Stunden lang und stieg
alsdann plötzlich auf 16°—17°, Die Temperatur der Luft fiel langsam um
4°, von 22° bis 18°; die Luft war derartig feucht, dass die Segel wie vom
Regen durchnässt waren. Es bildeten sich dabei zeitweise ausserordentlich
dichte Nebel. Diese Verschiedenheit der Temperaturen und ihr steter Wechsel
dürften wohl in den verschiedenen Temperaturen des Golf- und Polarstromes
ihre Ursache finden, je nachdem der eine oder der andere das Uebergewicht hatte.
Eine besonders eigenthümliche Erscheinung boten während dessen die
schlichten Flächen der Wellen dar, denen die dem Winde gemässe Kräuselung
vollkommen fehlte.
Jenseits 47° W-Lg nahm die Temperatur rasch wieder auf 23° C. zu,
und machte sich dann auch die östliche Versetzung des Golfstromes entschieden
eltend,
5 In 44° W-Lg ging der Wind mit steigendem Barometer auf NW bis
Nord und behielt diese Richtung bis 33° W-Lg, seine Wirkung auch auf den
Strom äussernd, welcher zwischen 39,5° und 36,8° W-Lg nach südsüdwestlicher
Richtung setzte. Der Wind setzte dann bis 30° W-Lg die Drehung nach NE
fort, wobei das Barometer seinen höchsten Stand mit 770,0mm erreichte. Die
Dünung war hoch und der Richtung des Windes entsprechend,
Von hier ab datirt sich eine in der ganzen Atmosphäre erkeuntliche
Witterungsänderung. Am 16. August Nachmittags, an welchem Tage wir uns
auf dem 30, Längengrad befanden, verschwanden die bis dahin sehr ausgeprägten
Erscheinungen des nördlichen Luftstromes, und es zeigte sich am westlichen
Horizont eine sehr charakteristische Windbank. Am Abend trat auch schon
nach einer kurzen Stille die Aenderung des Windes nach Westen ein, bei lang-
sam fallendem Barometer, und im Laufe des 17. August ging der Wind mit
schon rascher fallendem Barometer bis nach SSW und setzte sich am 18. August
auf 25° W-Lg zwischen Süd und SSE mit allen Anzeichen eines aufziehenden
Sturmes fest, welcher auch an diesem Tage hereinbrach und bis zum Nachmittag
des 19. August anhielt.
Umstehende Tabelle giebt eine Uebersicht über die meteorologischen
Erscheinungen vom 17. bis zum 22. August, welche vor, bei und nach dem
dem Sturm des 18. und 19. August an Bord der „Medusa“ beobachtet und in
dem Schiffs-Journal verzeichnet sind,
Am 18. August des Morgens, als der Wind aus SzE stetig zu wehen,
und dabei die Böen immer heftiger wurden und die Luft immer schmieriger aussah,
während das Barometer anhaltend fiel, konnte kaum noch ein Zweifel bestehen,
dass wir uns in der Bahn eines aus Westen anziehenden Sturmcentrums befanden.
Die See nahm rasch an Gewalt und Höhe zu, und am Nachmittag wurde der
Seegang sehr schwer. Zwischen 4* und 6* p. m. liess der Wind etwas an
Stärke nach, während auch das Barometer einige Zeit auf 741,5mm (unred.) stehen
blieb; er begann dann aber, bei sehr rasch fallendem Barometer, mit wachsender
Gewalt aus SSE—SE zu wohen, bis er zwischen 9" und 11* p. m. aus dieser
Richtung die grösste Stärke (11) erreichte. Das Barometer stand um 10'/2* p. m.
auf 733mm und sank in der nächsten halben Stunde bis auf 730mm.!) Um
diese Zeit begann der Wind, abflauend bis zur Stärke 4, langsam von ESE bis
EzN zu drehen, dann wurde es auf einige Minuten still, und der bis dahin starke
Regen stürzte wolkenbruchartig herab; man hörte nur das unheimliche Tosen
eines entfernten Windes, das brandende Geräusch der in sich zusammenbrechen-
den Wellen und das Rasseln des herniederfallenden Regens. Es wurde jetzt
mit vollem Dampf nach Norden gedreht, als auch schon eine rasende Bö aus
NNW einsetzte, welche uns ankündiete, dass das Centrum das Schiff passirt
1) Die halbstündlichen Ablesungen des Barometers (unreducirt), August 18, 1% p. m. bis
12h p. m., waren:
hp.
{
11/2
21,
3
31/5
mm hD.m'
46,0 £ 742,5 | 7
748 41% 742,8 | 71/2
5 5 -
. „0, 51/2 — 31,
7435| 6 741,6 | 9
743.01 61 | 7415 | 91%
Az
mr
741,0
741,0
740,6
138,8
737,5
735.5
h p.m.'
10
10/2
In
19
mm
733,8
733,0
130,0
730,5
731.0