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Cabra, ca 10 Sm westlich von Guaymas. Man findet diese, oder ähnliche
Bezeichnungen sehr häufig, doch selten mit soviel Berechtigung angewendet,
wie in diesem Falle,
Leider hat die ohnehin geringe Wassertiefe noch mehr abgenommen.
Der Kommandant wurde dadurch veranlasst, hier den Ankerplatz zu wählen,
weil ihm die 8m innerhalb der Pra. Baja nicht zuverlässig genug erschienen.
Der innere Hafen ist für Schiffe geringeren Tiefganges vorzüglich, doch wird
namentlich in diesem Theil über Abnahme der Tiefe geklagt. .
Ebbe und Fluth waren kaum bemerkbar, obwohl unmittelbar vor Neu-
mond; das Schiff lag niemals auf dem Strom, nur am Lande war Steigen und
Fallen des Wassers erkennbar.
Um die reichen Minen der Umgegend besser ausbeuten zu können, und
um sich gegen die noch immer häufigen Ueberfälle der räuberischen Apaches-
Indianer besser zu sichern, macht die Privat-Industrie die grössten Anstrengungen
zum Bau einer Eisenbahn im Anschluss an die Südbahn der vereinigten Staaten.
Die Konecession dazu ist jedoch noch immer nicht erfolgt.
Im Gegensatze zu den Segelanweisungen wird von den Einwohnern das
gesunde Klima auch in der Regenzeit gerühmt. Ein dort ansässiger deutscher
Arzt bestätigte dies,
Fieber sollen gar nicht vorkommen, während sie an fast allen anderen
Orten gefährlich sind. In Mazatlan herrschte auch jetzt ein, wenn auch nicht
bösartiges Fieber, Zonzo genannt. Die 'Theuerungsverhältnisse sind dieselben
wie in Mazatlan; mit Recht hebt die Segelanweisung nur die Billigkeit und
Vorzüglichkeit der Auster hervor, die hier im Hafen in grossen Mengen vor-
kommt.
Guaymas zählt gegenwärtig ca. 5000 Einwohner, von denen im Gegen-
satz zu anderen Städten, ein verhältnissmässig grosser Theil der wohlhabenderen
und besseren Klasse angehört. Der Handel ist fast ausschliesslich .in deutschen
Händen, auch in den Minen sind vielfach deutsche Ingenieure und Directoren
thätig,
3. Reise von Guaymas bis Honolulu.
Am 1. Mai verliess „Leipzig“ den Hafen von G’uaymas. An der ganzen
Küste von Panama entlang bis Mazatlan, so auch hier im Golf von Californien,
machte sich bei der Hinreise nach Gwaymas und wieder bei der Ausreise das
frühere Eintreten der Regenzeit bemerkbar, welche sich hier sonst gewöhnlich
erst im Juni einstellt. Auch traf das Schiff bei und nach dem Verlassen von
Guaymas am 1. Mai vorherrschend südöstliche Winde an, wolche sonst nicht
vor Ende Mai regelmässig einzutreten pflegen, Bei sehr veränderlichen Winden
gelang es erst am 7. Mai Kap St. Lucas zu erreichen. Hier wehte der Wind;
der Jahreszeit entsprechend, frisch aus West. In den nächsten Tagen wurde
bei allmählich raumendem Winde gute Fahrt gemacht; später wurde jedoch
der Wind flau und veränderlich. Erst am 12. Mai des Mittags setzte der
Passat in 120° W-Lg frisch ein, doch noch immer westlich von Nord. Der
Himmel sah hier sehr drohend aus, und starke Regenböen folgten rasch auf
einander. - :
Bis zum 14, Mai in 125° W-Lg blieb der Wind bölg mit einer mehr
westlichen Richtung; erst von dieser Länge an wurde er beständig und nahm
die Richtung NNE an. Diese Daten hebt Korv.-Kapt. Paschen besonders
hervor, weil über die Grenze des Passats in diesen Gegenden noch nirgends
otwas Festes niedergelegt ist. Es machte den Kindruck, als ob die an der
californischen Küste fast beständig wehenden NW-Winde auch als Passat noch
etwas von dieser Richtung bis zum Meridian von San Francisco beibehalten.
Im Laufe des 16. Mai passirte das Schiff die Stelle, wo auf älteren
Karten Copper- oder Cooper- Island (20° 16‘ N-Br. und 131°—132° W-Lg)
angegeben ist. Der Wind war an diesem Tage, obwohl frisch, doch in seiner
Richtung sehr unbeständig, plötzliche Sprünge von NE nach E machend. Nach
einem dieser Wechsel wurde sofort eine scharfe Scheidung der sich treffenden
Seen bemerkt, sehr ähnlich einer starken Stromkabbelung oder Brandung. Die
Farbe des Wassers war üherall tief indigoblan: nirgends war eine Verfärhung