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Haifische, welche man fast stets, sowohl innerhalb als ausserhalb der Barre,
antrifft, den vom Strom mitgeführten Fischen nachstellend. Wie vorsichtig man
beim Passiren der Barre sein soll, lehrt die Statistik der Unglücksfälle auf
derselben zur Genüge. Sobald jene Passage abgesperrt ist, geht der ganze
Verkehr mit dem Lande über die bereits erwähnte Düne, welche die Lagune
von dem Meere trennt. Diese nämlich fällt nahe der Einfahrt flach in’s Meer,
die Barre ist daselbst unterbrochen, so dass jede Brandungswelle ungehindert
den gleichmässig flach ansteigenden Strand auflaufen kann, Bei ruhiger Sco
kann jedes Boot ohne die geringste Gefahr daselbst landen. Sobald aber See
aufkommt, was besonders bei Eintritt nördlicher Winde sofort der Fall ist,
wächst die Brandung sehr schnell, die Wellen erreichen dann eine solche Höhe,
dass sie sich bereits ausserhalb der Düne mit grosser Gewalt brechen und für
Boote derart gefährlich werden, dass man gut thut, von jedem Landungsversuche
abzustehen, wenn man nicht ein von Eingeborenen bedientes Kanoe zur Dis-
position hat. Diese aus Baumstämmen gefertigten Fahrzeuge manövriren unter
der gewandten Führung der Indianer in der heftigsten Brandung mit ganz er-
staunlicher Sicherheit und lassen in dieser Beziehung alle Kielboote weit hinter
sich. Nur in seltenen Fällen, eben nur bei sehr heftigen Nordwinden, ist der
Verkehr auch für diese Kanoes unterbrochen.
Wie bereits erwähnt, läuft bei diesen Winden ein nach Süd resp. SSE
setzender Strom. Für Schiffe, welche auf der Rhede zu Anker liegend, gezwungen
sind, den Sturm vor Anker abzureiten, ist dieser Umstand insofern günstig, als
sie Wind und Seegang gewöhnlich mehrere Striche von St. B. einhaben, in
Folge dessen „leichter“ stampfen und die Kette entlasten.
Allen Schiffen, die in den Monaten der vorherrschenden Nordwinde die
Rhede von Greytown besuchen wollen, ist sehr zu rathen, nicht zu nahe der
Küste zu ankern und jedenfalls den Ausfluss der Lagune westlich zu lassen,
Der Strom setzt nämlich bei Nordwinden, je näher der Küste, desto mehr nach
Westen, so dass die dort zu Anker liegenden Schiffe die ganze Wucht der meist
aus Nordost anlaufenden See auszuhalten haben, ausserdem ist der Barre gegen-
über, in Folge der beiden hier aufeinanderstossenden Strömungen, eine sehr
hohe, steile und unregelmässige See. Dies konnte bei einem heftigen Norder
beobachtet werden, welchen drei Schiffe, westlich von S. M. S. „Medusa“ zu
Anker liegend, abreiten mussten. Je näher sie der Küste und der Lagune lagen,
desto mehr lagen sie in der Richtung des Seegangs und stampften und schlängerten
demgemäss sehr viel heftiger, als die „Medusa“. Am heftigsten aber arbeitete
das Schiff, welches dem Ausfluss des San Juan-Flusses gegenüber lag, es nahm
buchstäblich von allen Seiten Wasser über und warf sich zuweilen mit solcher
Heftigkeit auf die Seite, als sollte es kentern. Dies vermehrte schwere Arbeiten
verdankte es lediglich seinem schlecht gewählten Ankerplatz. Auf der Rhede
bietet der graue Schlickgrund dem Anker einen vorzüglichen Halt, in der Nähe
der Barre findet man feinen grauen Triebsand, — ein Grund mehr, nicht daselbst
zu ankern. Kreuzpeilungen für einen guten Ankerplatz lassen sich nicht an-
geben, da jedes Peilobjekt an der Küste fehlt, doch thut ein Schiff gut, sich
nicht innerhalb der 11m-Grenze zu verankern, dabei die Häuser der Company-
Works nicht südlicher, als SSW peilend.
Nachstehende meteorologische Notizen, die während des Aufenthaltes
S. M. S. „Medusa“ auf Greytown - Rhede an Bord selbst gesammelt oder nach
Angaben dort bereits lange Zeit lebender Fremden zusammengestellt sind,
dürften noch für Schiffe, die einmal Greytown besuchen wollen, von einigem
Interesse und Nutzen sein, ;
Die besten Monate für einen längeren Aufenthalt auf Greytown - Rhede
sollen die Monate März und April sein; schön und trocken, mit leichten nordwest-
lichen Winden, sind sie zugleich, wenn auch nicht die kühlsten, so doch immer-
hin die gesundesten Monate. In den Monaten Mai bis August herrschen starke
östliche und nordöstliche Winde, die häufigen und starken Regen mit heftigen
Gewittern bringen; dies ist die Regenzeit, wogegen im September und Oktober
leichte Winde aus SW bis West wehen. Die schlechteste Jahreszeit liegt zwi-
schen den Monaten November bis März. Dies ist nach Angabe der Segel-
anweisungen die Zeit der Nordwinde. Nach diesseitiger Erfahrung, in Ueber-
ginstimmung mit den Aussagen der Indianer und dort lebender Weissen, ist