Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 6 (1878)

410 
Haifische, welche man fast stets, sowohl innerhalb als ausserhalb der Barre, 
antrifft, den vom Strom mitgeführten Fischen nachstellend. Wie vorsichtig man 
beim Passiren der Barre sein soll, lehrt die Statistik der Unglücksfälle auf 
derselben zur Genüge. Sobald jene Passage abgesperrt ist, geht der ganze 
Verkehr mit dem Lande über die bereits erwähnte Düne, welche die Lagune 
von dem Meere trennt. Diese nämlich fällt nahe der Einfahrt flach in’s Meer, 
die Barre ist daselbst unterbrochen, so dass jede Brandungswelle ungehindert 
den gleichmässig flach ansteigenden Strand auflaufen kann, Bei ruhiger Sco 
kann jedes Boot ohne die geringste Gefahr daselbst landen. Sobald aber See 
aufkommt, was besonders bei Eintritt nördlicher Winde sofort der Fall ist, 
wächst die Brandung sehr schnell, die Wellen erreichen dann eine solche Höhe, 
dass sie sich bereits ausserhalb der Düne mit grosser Gewalt brechen und für 
Boote derart gefährlich werden, dass man gut thut, von jedem Landungsversuche 
abzustehen, wenn man nicht ein von Eingeborenen bedientes Kanoe zur Dis- 
position hat. Diese aus Baumstämmen gefertigten Fahrzeuge manövriren unter 
der gewandten Führung der Indianer in der heftigsten Brandung mit ganz er- 
staunlicher Sicherheit und lassen in dieser Beziehung alle Kielboote weit hinter 
sich. Nur in seltenen Fällen, eben nur bei sehr heftigen Nordwinden, ist der 
Verkehr auch für diese Kanoes unterbrochen. 
Wie bereits erwähnt, läuft bei diesen Winden ein nach Süd resp. SSE 
setzender Strom. Für Schiffe, welche auf der Rhede zu Anker liegend, gezwungen 
sind, den Sturm vor Anker abzureiten, ist dieser Umstand insofern günstig, als 
sie Wind und Seegang gewöhnlich mehrere Striche von St. B. einhaben, in 
Folge dessen „leichter“ stampfen und die Kette entlasten. 
Allen Schiffen, die in den Monaten der vorherrschenden Nordwinde die 
Rhede von Greytown besuchen wollen, ist sehr zu rathen, nicht zu nahe der 
Küste zu ankern und jedenfalls den Ausfluss der Lagune westlich zu lassen, 
Der Strom setzt nämlich bei Nordwinden, je näher der Küste, desto mehr nach 
Westen, so dass die dort zu Anker liegenden Schiffe die ganze Wucht der meist 
aus Nordost anlaufenden See auszuhalten haben, ausserdem ist der Barre gegen- 
über, in Folge der beiden hier aufeinanderstossenden Strömungen, eine sehr 
hohe, steile und unregelmässige See. Dies konnte bei einem heftigen Norder 
beobachtet werden, welchen drei Schiffe, westlich von S. M. S. „Medusa“ zu 
Anker liegend, abreiten mussten. Je näher sie der Küste und der Lagune lagen, 
desto mehr lagen sie in der Richtung des Seegangs und stampften und schlängerten 
demgemäss sehr viel heftiger, als die „Medusa“. Am heftigsten aber arbeitete 
das Schiff, welches dem Ausfluss des San Juan-Flusses gegenüber lag, es nahm 
buchstäblich von allen Seiten Wasser über und warf sich zuweilen mit solcher 
Heftigkeit auf die Seite, als sollte es kentern. Dies vermehrte schwere Arbeiten 
verdankte es lediglich seinem schlecht gewählten Ankerplatz. Auf der Rhede 
bietet der graue Schlickgrund dem Anker einen vorzüglichen Halt, in der Nähe 
der Barre findet man feinen grauen Triebsand, — ein Grund mehr, nicht daselbst 
zu ankern. Kreuzpeilungen für einen guten Ankerplatz lassen sich nicht an- 
geben, da jedes Peilobjekt an der Küste fehlt, doch thut ein Schiff gut, sich 
nicht innerhalb der 11m-Grenze zu verankern, dabei die Häuser der Company- 
Works nicht südlicher, als SSW peilend. 
Nachstehende meteorologische Notizen, die während des Aufenthaltes 
S. M. S. „Medusa“ auf Greytown - Rhede an Bord selbst gesammelt oder nach 
Angaben dort bereits lange Zeit lebender Fremden zusammengestellt sind, 
dürften noch für Schiffe, die einmal Greytown besuchen wollen, von einigem 
Interesse und Nutzen sein, ; 
Die besten Monate für einen längeren Aufenthalt auf Greytown - Rhede 
sollen die Monate März und April sein; schön und trocken, mit leichten nordwest- 
lichen Winden, sind sie zugleich, wenn auch nicht die kühlsten, so doch immer- 
hin die gesundesten Monate. In den Monaten Mai bis August herrschen starke 
östliche und nordöstliche Winde, die häufigen und starken Regen mit heftigen 
Gewittern bringen; dies ist die Regenzeit, wogegen im September und Oktober 
leichte Winde aus SW bis West wehen. Die schlechteste Jahreszeit liegt zwi- 
schen den Monaten November bis März. Dies ist nach Angabe der Segel- 
anweisungen die Zeit der Nordwinde. Nach diesseitiger Erfahrung, in Ueber- 
ginstimmung mit den Aussagen der Indianer und dort lebender Weissen, ist
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.