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Pelew-Inseln und ausnahmsweise nach den Makenzie-Inseln ausdehnen, doch darf
man hier nicht auf beständigen SW-Monsun rechnen, vielmehr wird man vor-
herrschend umlaufende Winde zwischen SE—SW und NW, sowie Böen und
Wirbelwinde antreffen, so dass hier auch die Quelle der, die China-See heim-
suchenden Teifune zu liegen scheint,
In Bezug auf diese Wirbelstürme, welche die Schifffahrt in der Chinesi-
schen See so sehr gefährlich machen, soll hier nur wiederholt werden, was
schon in einer früheren Arbeit, betreffend die Navigirung der China - See
(s. diese Annalen 1876 pag. 289), über dieselben angeführt wurde.
Die Orkane des Chinesischen Meeres, welche unter dem Namen „Teifune“
bekannt sind, treten vorzugsweise zur Zeit des SW-Monsuns auf, kommen aber
auch noch häufig in den ersten Monaten des NE-Monsuns vor. Die gefährlichsten
Monate sind diejenigen, in welchen der Wechsel der Monsune im Herbst statt-
findet, also September und Oktober, namentlich ersterer um die Zeit der
Aequinoctien; dagegen sind die Monate Januar bis April incl. gänzlich frei von
denselben, auch im Mai sind sie nur selten. Von Juni ab kann man sic aber
täglich erwarten; auch der November bringt noch Teifune, deren Stelle im
December aber meistens nur noch NE-Stürme einnehmen. Von 46 während
der Jahre 1780—1845 beobachteten Teifunen fallen in den Juni 2, Juli 5,
August 5, September 18, Oktober 10 und November 6, die übrigen Monate
sind teifunfrei.
Was die Gefährlichkeit dieser Orkane in der China-See im Vergleich mit
den westindischen in so bedeutendem Maasse erhöht, ist die Unregelmässigkeit
ihrer Bahnen, denn diese haben nicht, wie bei den westindischen Inseln fast
ohne Ausnahme der Fall ist, einen regelmässigen Verlauf von ESE nach WNW,
sondern nchmen im Chinesischen Mecre alle möglichen Richtungen an. Vor-
herrschend sind allerdings die Richtungen zwischen W und NW nördlich von
20° N-Br, wogegen südlich von diesem Parallel die Bahnen des Centrums über-
wiegend zwischen W und SW lHKegen. Am unregelmässigsten werden die
Bahnen der Teifune nördlich von Formosa und zwischen China und Japan, wo
sie sogar häufig vom Lande ab nach Sce laufen, dann umbiegen und nach dem
Lande zurückgehen (vgl. Reise der Fregatte „Novara“).
Die Teifune der Chinesischen See kündigen sich in der Regel schon
einige Zeit vor ihrem Ausbruch durch abnorme Lufterscheinungen an, oftmals
treten sie aber auch so plötzlich auf, dass ein davon überraschtes Schiff völlig
hülflos wird. Besonders schönes Wetter mit sehr klarer Luft, anhaltende Wind-
stille bei übergrosser Hitze und ein ungewöhnlich hoher Barometerstand im
SW-Monsun sind in der Regel sichere Anzeichen eines herannahenden Teifuns.
Ebenso sind ein auffallend rothgefärbter Himmel, eine in NE oder SE auf-
steigende dicke Wolkenbank, schnell vorüberfliegende Wolken aus einer von
der Windrichtung abweichenden Richtung, ungewöhnliche Bewegung der See,
deren Ursachen nicht erklärlich sind u. s. w., Vorboten der Teifune. Gewöhnlich
fängt der Wind dann zwischen NW und NE an, zu spielen, bis er sich in der-
jenigen Richtung festsetzt, aus welcher der Orkan losbrechen will. Selten
dauert ein Teifun länger als 8—12 Staonden, die meisten sind von kürzerer
Dauer; ausnahmsweise können sie jedoch auch bis zu 30 Stunden anhalten.
Wie überall auf der nördlichen Halbkugel, so rotiren auch hier in der
China-See in einem Teifune die Winde entgegengesetzt der Bewegung der Uhr-
zeiger um das Sturmcentrum. Die Ausdehnung des Sturmkörpers ist eine sehr
verschiedene. Sie scheint zu schwanken zwischen 60 bis 80 Sm und 180 bis
240 Sm im Durchmesser. Die Schnelligkeit, mit welcher sich diese Sturmkörper
vorwärts bewegen, ist ebenfalls sehr ungleich, es sind aber aus eingehenden
Untersuchungen 7 bis 24 Sm per Stunde als die Grenzen ermittelt worden. Als
Anhaltspunkt für den Seemann, welcher von einem Teifun überrascht wird, sei
hier erwähnt, dass, je schneller die Windstärke zunimmt, je schneller der Wind
sich verändert und je schneller das Barometer fällt, desto grösser die Ge-
schwindigkeit der Fortbewegung des Orkans sein wird. Als ungefährer Maass-
stab für die Annäherung des Centrums kann angenommen werden, dass das
Barometer für jede 4 Sm Annäherung 1mm fällt. Jedoch würde dies nur bis
zu einem Abstande von 50—60 Sm vom Centrum gelten können. da alsdann
die Unterschiede bedeutend erösser werden.