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Höhe zurückkehren, dass es zweifelhaft ist, ob irgend welcher direkte Beweis
dafür geliefert werden kann,
Die Zeichnung Fig. II zeigt den mittleren Kurs der Windströmungen
während der Höhe des SW-Monsuns. Bis zu welcher Höhe dieselben sich er-
strecken, dafür ist kein Beweis vorhanden, dieselbe ist aber wahrscheinlich viel
grösser, als die der NE-Monsun-Strömung in Nord-Indien.“
Andere Gelehrte halten den SW-Monsun für ein Phänomen von geringerer
Grösse als den NE-Monsun, welchen man im Charakter für identisch hält mit
dem NE-Passat des Nördlichen Atlantischen Oceans, und von ebenso entferntem
Ursprung. Der NE-Monsun beginnt im nördlichen Theil des Chinesischen
Meeres und in demjenigen Theil des Stillen Oceans, welcher zwischen Japan
und den Philippinen liegt, in der Regel schon früher, als in der eigentlichen
China-See. Er verdient aber in dem letztgenannten Meerestheil eher die Be-
zeichnung als Passatwind, da er während des grössten Theils des Jahres, von
Oktober bis Juni, dort vorherrschend ist. In den Gewässern zwischen dem
Asiatischen Kontinente und den sich von Japan nach Formosa erstreckenden
Inselgruppen weht der NE-Monsun nur etwa von der Breite von Shanghai an,
nördlich davon findet man zwar ebenfalls periodisch wechselnde Winde, welche
in den Monaten Oktober bis Februar vorherrschend aus einer Richtung zwischen
Nord und West, in den Monaten März bis Ende September aus südöstlicher
Richtung wehen, die aber doch nicht regelmässig genug auftreten, um den
Namen Monsun, wenn von solchen in diesen Breiten überhaupt noch die Rede
sein kann, zu verdienen, Diese Winde erstrecken sich bis in den Golf von
Petschili und Liautung.
Südlich von 30° N-Br bis zur Pratas Shoal und dem Nordende von Luzon
weht der Monsun, sowohl östlich als westlich von Formosa, am stärksten und
beständigsten. Hier ist es, wo er sich mitunter in seiner ganzen Kraft äussert,
und oft so stark weht, dass von Norden kommende Schiffe, besonders im
Formosa-Kanal, nicht mehr lenzen können und beidrehen müssen. Diese starken
Winde sind dann von einer hohen kurzen See, bedecktem Himmel und Regen
begleitet.
Im Chinesischen Meere setzt der Monsun Ende September oder Anfang
Oktober ein und weht dann bis Ende März ziemlich regelmässig und stetig über
das ganze Feld bis an das Gebiet des NW-Monsuns im Indischen Archipel heran.
Am stärksten tritt er in den Monaten December und Januar auf. Im Februar
nimmt die Stärke des Monsuns schon bedeutend ab, und wird schwächer, je mehr
er sich seinem Ende nähert. Die Monate Februar und März sind unzweifelhaft
die angenehmsten des ganzen Jahres in der China-See, da die Winde mässig
und das Wetter schön und beständig ist. Ueberhaupt ist die Zeit des NE-
Monsuns im Allgemeinen die trockene Jahreszeit, wenn auch mitunter Regentage
und unruhiges Wetter vorgefunden werden. Es hängt aber hauptsächlich von
der Lage der betreffenden Küste ab, ob der Monsun als trockener oder feuchter
Wind gefühlt wird, indem im NE-Monsun an den nach Osten zu gelegenen
Küsten die, von dem über das Meer herkommenden Winde mitgeführte Feuchtig-
keit zum Niederschlag gelangt, während die nach Westen gelegenen Küsten
trocken bleiben,
In Bezug auf die Richtung des NE-Monsuns ist zu konstatiren, dass in
den ersten Monaten des Jahres in der offenen See der Wind aus einer sehr
nördlichen Richtung weht, die östlicher wird, je weiter die Entwickelung des
Monsuns vorschreitet. Nach Verlauf des Januar wird die allgemeine Richtung
eine vorherrschend östliche und geht schliesslich im März und April sogar in
eine südöstliche über. Man hat diesen Theil des NE-Monsuns von Anfang Februar
bis zum Wechsel auch wohl öfter als Ost-Monsun bezeichnet. Zu dieser Zeit
treten an den Küsten Land- und Seewinde auf, welche im März und April am
frischesten und regelmässigsten sind. In der Nähe des Landes nimmt überhaupt
während der Dauer des Monsuns der Wind in den verschiedenen Theilen des
Meeres verschiedene Richtungen an und folgt vorzugsweise dem Laufe der be-
treffenden Küste. So findet man an der Ostküste China’s im Formosa-Kanal die
Winde vorzugsweise von Nord bis NNE, während an der Südküste, von Breaker
Point nach Westen, der Wind bis zu einer Entfernung von 40—50 Sm aus ENE
und Ost weht. An der Ostküste von Cochinchina ist der Wind vorherrschend