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deutsche Händler die Sextanten fertig aus England bezichen und sie nur unter
ihrer Firma in den Handel bringen. Rechnen wir diese Sextanten mit zu den
in England verfertigten, so ist die erwähnte Erscheinung unbestreitbar, und
muss es vorläufig unerklärt bleiben, woher dieselbe rührt.
In der vorstehenden Tabelle sind diejenigen Sextanten, welche von
ihren Verfertigern neu vor dem Verkaufe zur Prüfung eingesandt wurden, mit
einem Kreuze bezeichnet. Es ist bei diesen die erfreuliche Thatsache nicht zu
verkennen, dass die grösseren Excentricitäten mehr im Anfange vorkommen
und die Centrirung seitens der Mechaniker, vielleicht in Folge der Unterstützung
ihrer Bestrebungen seitens der Seewarte, mit der Zeit eine immer bessere wird,
Diejenigen Sextanten, welche eine Ablesung bis zu 10“ gestatten und
mit Fernrohr von mindestens sechsmaliger Vergrösserung ausgestattet waren,
werden als Sextanten erster Klasse bezeichnet. Untersuchen wir bei diesen,
sowie bei den Sextanten erster Klasse, bei welchen eine Excentriecität nicht
nachgewiesen wurde und deren Zahl 48 beträgt, die Genauigkeit, mit welcher
die aus den berechneten Exeentricitäts-Konstanten hergeleiteten Korrektions-
tabellen mit den wirklich beobachteten Fehlern übereinstimmen, so finden wir,
dass der mittlere Fehler (Beobachtung — Rechnung) nur 7,8“ beträgt, also
derjenigen Grösse entspricht, welche man bei etwa achtmaliger Vergrösserung
noch wahrzunehmen vermag. Bei 41 Sextanten erster Klasse blieb die grösste
Abweichung zwischen den beobachteten und berechneten Werthen unter 10“,
Abweichungen über 10“ kamen unter 1782 Winkelmessungen bei den 146
Sextanten erster Klasse nur 202 Mal vor, Der Grund für diese grosse Ueber-
einstimmung zwischen den beobachteten und berechneten Werthen wird eines-
theils in der für Sextanten- Prüfung besonders günstigen Lage der Seewarte
zu suchen sein, da wie schon in dem Aufsatze im April-Hefte des Jahrgangs
1876 dieser Zeitschrift bemerkt wurde, 15 Winkel zwischen besonders scharf
begrenzten Objekten, deren nächstes ca 7000m entfernt ist, gemessen werden
können, und die Grösse dieser Winkel fast gleichmässig voranschreitend zwischen
8° und 119° varlirt, während alle Objekte nahezu in derselben horizontalen
Ebene mit dem Beobachtungspunkte liegen. Anderntheils mag auch der Um-
stand einigermaassen ins Gewicht fallen, dass bei Sextanten mit schwächeren,
weniger lichtstarken Fernrohren, diese bei der Prüfung häufig durch andere,
lichtstärkere und stärker vergrössernde ersetzt wurden. Bei der Anwendung
der Methode der kleinsten Quadrate kommen bekanntlich vereinzelte grössere
Abweichungen, welche eventuell Theilungsfehlern zuzuschreiben sein werden,
nur mit sehr geringem Gewichte zur Geltung, und werden daher vereinzelte
Theilungsfehler das Gesammtresultat nur sehr wenig beeinflussen. Wir äusserten
schon oben, dass die schliessliche Prüfung auf Excentricität darüber entscheiden
werde, ob die bei der Prüfung der Theilung mittels des Nonius sich zeigenden
Fehler auf wirkliche Theilungsfehler zurückzuführen seien, oder ob sie durch
eine grosse Excentricität erklärt werden könnten. Zeigt sich keine grosse
Excentricität und kommen die Fehler sprungweise vor, so wird man sie auf
Rechnung der ungenauen Theilung setzen dürfen, während anderenfalls, bei
grosser Excentricität, sich eine gewisse Periode in der Grösse der Abweichung
des letzten Strichs des Nonius von der Koincidenz mit dem betreffenden Theil-
striche des Limbus zeigen muss, Beträgt der Excentricitätsfehler über 4,
oder ist P nahe = 0 bei einer schon erheblich geringeren Excentricität, wie
im Beispiel, welches wir oben anführten, so tritt eine sehr rasche Aenderung
der Exeentricitäts - Korrektion cin. Das vom Nonius umspannte Stück des
Limbus wird daher schon von seiner eigentlichen Länge um ein erhebliches
Maass abweichen. Der jetzt gewöhnlich angewandte, sogenannte überspringende
Nonius umfasst ja 20°, in welchen sich leicht, wie wir oben sahen, die Kor-
rektion um 20” ändern kann; alsdann aber wird das Prineip der Ablesung
mittols des Nonius bedenklich. !)
Bei den auf der Seewarte vorgenommenen Prüfungen zeigte sich häufig
eine grössere Abweichung der beobachteten und berechneten Werthe bei dem
Winkel von 19° 12‘ zwischen Ochsenwärder und Kirchdorf, und lag daher die
i) Näheres hierüber siehe: Gli Strumenti a Riflessione per Misurare Angoli di G, B. Magnaghi,
Milano, Ulrico Hoepnli 1875.