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Winkelmessung gefundenen übrigen Fehler auf Eixcentricität des Instruments
zurückgeführt werden. Es mag hier der Ort sein, das so im Kurzen skizzirte
Verfahren in seinen Einzelheiten etwas näher zu beleuchten.
Sobald ein Reflexionsinstrument zur Prüfung; eingeliefert wird, wird von
dem betreffenden Beamten der Abtheilung II, welcher dasselbe in Empfang
nimmt, der grosse Spiegel des Instruments in Bezug auf die Planparallelität
seiner Flächen im Rohen dadurch untersucht, dass ein unter grossem Winkel
vom Spiegel reflektirtes Bild mit einem guten Fernrohre betrachtet wird. Sind
die Flächen des Spiegels plan, so muss sich das Bild des Gegenstandes mit
dem Fernrohr, welches für das Auge des Beobachters nach dem direkt ge-
sehenen, nicht zu nahen, Gegenstande eingestellt wurde, scharf begrenzt zeigen,
während es anderen Falls erst bei Veränderung des Fokus scharf erscheint.
Sind ferner die Flächen des Spiegels parallel, so muss nur ein Bild von dem
betreffenden Gegenstande zu erblicken sein, während anderen Falls ein doppeltes
Bild, das eine von der vorderen Fläche, das andere von der hinteren Fläche
reflektirt, sich zeigen muss, Zeigt sich also nur ein scharf begrenztes Bild
des unter grossem Winkel in den Spiegel einfallenden Gegenstandes, so wird
der Sextant zur schärferen Prüfung angenommen, während er anderen Falls
sofort zur Ersetzung des grossen Spiegels durch einen besseren zurückgegeben
wird. Es mussten bislang aus diesem Grunde nicht weniger als 47 Sextanten,
d. h. 20 pCt., unmittelbar den betreffenden Eigenthümern zurückgestellt werden.
Der nächste Theil des Sextanten, welcher alsdann einer Prüfung unter-
zogen wird, ist die Theilung. Die Seewarte besitzt keine Apparate zur direkten
Prüfung derselben, und muss sich daher diese auf die Untersuchung mittelst des
Nonius beschränken. Gewöhnlich wird der Nullstrich des Nonius zunächst auf
Null des Limbus eingestellt und nun zugesehen, ob der letzte Strich des Nonius
mit dem betreffenden 'Cheilstriche des Limbus genau koinecidire. Ist Letzteres
nicht der Fall, so wird die Grösse der Abweichung beider Striche von ein-
ander möglichst sorgfältig geschätzt, und nachdem nun der Nonius der Reihe
nach auf 10°, 20°, 30° u. s. w. bis 120° eingestellt wird, darauf geachtet, ob
überall dieselbe Grösse der Abweichung sich zeigt. Ist dieses der Fall, so ist
der Nonius entweder zu weit, oder nicht weit genug auf die Theilung ge-
schoben, und lässt sich dann der dadurch entstehende Ablesungsfehler leicht in
Rechnung ziehen. Würde beispielsweise, während der Index des Nonius auf
Null eingestellt ist, nicht der letzte Strich eines 10“ angebenden Nonius, son-
dern schon der zweitvorhergehende desselben mit dem betreffenden Theilstriche
des Limbus koincidiren, und würde das überall auf dem Limbus der Fall sein,
so würde daraus folgen, dass der Nonius zu weit auf die Theilung geschoben
ist; man wird in diesem Falle mittels des Nonius stets einen zu kleinen Winkel
ablesen (auf dem Nonius 9‘ 40“, während der Index schon die folgenden 10‘
D“ zeigt). Man wird daher den Fehler eliminiren können, wenn man zu einer
jeden Ablesung die Anzahl der auf dem Nonius abgelesenen Minuten ver-
doppelt, als Sekunden genommen addirt.*) Zeigt sich indess bei einer solchen
Untersuchung der Theilung mittels des Nonius an verschiedenen Stellen des Kreises
eine verschiedene Abweichung des letzten Strichs des Nonius von dem betreffen-
den Theilstriche des Limbus, so sind, da der Nonius eine konstante Länge
besitzt, entweder Theilungsfehler vorhanden, oder das Instrument ist mit einer
sehr beträchtlichen Excentricität behaftet, in welchem letzteren Falle, da die
Bewegung des Nonius nicht concentrisch zum Limbus erfolgt, nicht unerhebliche
Abweichungen sich zeigen müssen. Die schliessliche Prüfung des Sextanten auf
Excentricität wird hierüber den nöthigen Aufschluss geben. —
Die nun folgende Untersuchung der normalen Stellung der Spiegel ist
eine zu bekannte, als dass sie hier besonders erwähnt werden dürfte. — Nach-
dem also beide Spiegel normal gestellt sind, wird der Sextant auf das im oben
citirten Aufsatze erwähnte, von der Seewarte adoptirte Stativ geschraubt und
das Fernrohr auf den am weitesten vom Beobachter nach links liegenden zur
Winkelmessung dienenden Gegenstand gerichtet. — Bei den zu Winkelmessungen
verwendeten Kirchthürmen ist dies Ochsenwäarder. — Der Nonius wird alsdann auf
!) Wäre die Ablesung beispielsweise 53° 47‘ 10“, so hätte man 2 X 7 = 14“ zu addiren.
würde also erhalten 53° 47‘ 9A