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2, Vulkanische Thätigkeit bei den Neuen Hebriden im Januar und Februar 1878.
Auf der Insel Zanna, der südlichsten der Neuen Hebriden, ereigneten sich
am 10. Januar und am 11. Februar 1878 zwei sehr heftige vulkanische Aus-
brüche, die sich zumeist auf die See erstreckten.
Ueber beide Erscheinungen hat der englische Konsul zu Numea (Neu-
Caledonien) nach den Schilderungen eines Augenzeugen, eines auf der Insel
Tanna ansässigen schwedischen Händlers, Namens P otersen, in der Zeitschrift
„Colonies“ Nachstehendes berichtet:
„Der orste Ausbruch fand am 10. Januar 1878 gegen 10 Uhr Morgens
statt, wobei nach dem ersten Erdbebenstoss der Boden des Hafens sich auf
der Westseite auf einer Strecke von Ilm Länge über das Wasser erhob, und
ain neuer Vulkan neben der Schwefelbai, zwischen derselben und dem alten
Krater, ausbrach, während auf der ganzen Westseite von Port Resolution Dampf-
wolken ausströmten. Gleich darauf stellte sich eine Fluthwelle von 15m Höhe
ein, welche die Ostspitze des Hafens überschwemmte und alle Anpflanzungen
der Eingeborenen, sowie das Lagerhaus der Schweden zerstörte; da aber alle
Wohnhäuser auf den Hügeln stehen, gingen keine Menschenleben verloren.
Das Schiff des Händlers Petersen wurde mitten zwischen die Palmen ge-
schleudert, aber wunderbarerweise ohne Schaden wieder hinausgetragen, doch
gingen beide Anker und alle Boote verloren.
Ein zweiter grosser Ausbruch und Erdbebenstoss fand auf der Insel Tanna
am 11. Februar statt, wobei der Boden des Hafens wiederum auf 91m Länge empor-
gehoben wurde, so dass dio Einfahrt desselben schr schmal wurde, Nicht weit von
der Westspitze erschienen im Meere drei Felsen aus 20m tiefem Wasser über der
Oberfläche, während eine Barre mit nur 4,5m Wasser sich quer vor die Hafen-
einfahrt legte, wo es früher 9—10m tief gewesen. Auch diesmal fand eine
Fluthwelle statt, doch war sie nicht so gross, als die erste vom 10. Januar
(s. unten); zugleich war der alte Krater sehr thätig und warf mit grossem Lärm
ungeheure Felsblöcke in die Höhe. Ein hoher Hügel auf der Westseite des
Hafens stürzte ins Meer und bildete eine neue Landspitze, während ein Felsen
vor derselben, „Cooks Pyramide“ genannt, sich um 12m höher, als sie früher
war, aus dem Meere hob. Sowohl zwischen den beiden grossen Erdbeben als
nach dem zweiten fanden zahlreiche kleinere Stösse statt. Auf der Westseite
hatte sich die Erde gespalten und sehr gesenkt, auf der östlichen rissen die
Fluthwellen alles fort; auf beiden Seiten wurden alle Anpflanzungen zerstört,
doch berührte es die Eingebornen nicht sehr, da die Cocospalmen und andere
Fruchtbäume stehen blieben; sie fingen sogleich an, wieder zu pflanzen. Schon
zwei Tage vor dem ersten Ausbruch wurde der alte Vulkan sehr thätig, auch
fanden vorher heftige und wechselnde Winde, Regengüsse und grosse Hitze
statt. Der ganze Hafen wurde durch die Hebungen so stark eingeengt und
verflacht, dass ein grosses Schiff nicht mehr Raum findet, in demselben zu
wenden. An vielen Stellen am Ufer entlang hob sich der Boden 4,5—6m und
mehr über das Wasser. Die Fische wurden in solcher Anzahl getödtet, dass
die Eingebornen und ihre Schweine nicht alle verzehren konnten, und viele
Fische liegen blieben und verfaulten. Die Eingebornen behaupten, nie vorher
derartige Ereignisse erlebt zu haben. Petersen verliess die Insel am 27. März
mit seinem Schiffe, wobei er 2 Sm nördlich vom Hafen eine neugebildete Untiefe
von 1 Kblg Durchmesser fand. Der Missionär auf der anderen Seite derselben
[nsel hatte die Stösse kaum bemerkt, auch war die Fluthwelle dort gar nicht
aufgetreten.“
Welche wichtigen Veränderungen die erste grosse vulkanische Fluthwelle
vom 10. Januar 1878 in dem Haupthafen von Tanna, dem Port Resolution,
verursacht hat, zeigt ferner nachstehender Bericht:
Kapt. Kilgour, Führer des Schooners „Stanley“ theilt mit, dass in Folge
des Erdbebens am 10. Januar d. J. Nachmittags 7 Uhr, welches von einem Seebeben
mit einer Erhebung des Wasserspiegoels um 6m begleitet war, sich der Zustand des
Hafens Resolution wesentlich verändert hat. Durch den Erdstoss, der ungefähr
eine halbe Minute anhielt, wurde nach Angaben des Missionärs Mr. Neilson
ein Land-Komplex von ungefähr 16 Hektar Grösse von North Head abgerissen.