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der Wind von SSW nach NNW ausschoss; der niedrigste Luftdruck war
740,4 mm. Für den Rest der Reise traf man, mit Ausnahme zweier Tage, an
welchen Ostwinde wehten, meistens westliche Winde an, so dass man am
26. Mai in Falmouth den Anker fallen lassen konnte, nach einer Reise deren
Dauer von Eloby ab 70 Tage betrug.
i4. Reise des Hamburger Schiffes „Susanne Godeffroy“, Kapt. J. Früchtenicht.
Das Hamburger Schiff „Susanne Godeffroy“ trat im März 1876 von
Liverpool aus cine Roise nach Apia an. Obgleich die Winde zu Anfang der
Reise sehr veränderlich waren, auch oft aus ungünstiger Richtung wehten,
wurde die Fahrt des Schiffes nach Süden doch gut gefördert, und 40° N-Br in
16,3° W-Lg am 29, März, 30° N-Br in 20° W-Lg am 2. April geschnitten. In
32,3° N-Br lag am 1. April die nördliche Grenze des Passates, Mit diesem
arreichte das Schiff am 7. April 20° N-Br in 25,2 W-Lg und am 11. April
10° N-Br in 26° W-Lg. Der Passatwind wehte nicht sehr frisch, aber doch
angestört und erstreckte sich bis zum Aequator, welcher am 15. April in
25,2° W-Lg nach 22tägiger Reise von 50° N-Br ab, passirt wurde. Im südlichen
Atlantischen Ocean wurden die Windverhältnisse nicht so günstig angetroffen,
wie nördlich von der Linie, denn zwischen dem Aequator und 5,5° S-Br waren
die Winde bald von südwestlicher, bald von östlicher Richtung, auch trat
öfter Windstille ein, so dass es den Anschein hatte, als wenn der Stillengürtel
zu dieser Zeit südlich von der Linie lag. Südlich von 6° S-Br wurde der
Wind beständiger und es wurde nun 10° S-Br in 26,2° W-Lg am 21. April,
20° S-Br in 28,7° W-Lg am 26. April und 30° S-Br in 28° W-Lg am 3. Mai
gekreuzt. Das Gebiet des SE-Passates erstreckte sich bis nach 21,8° S-Br in
29° W-Lg, südlich von diesem Orte wurden umlaufende Winde, die jedoch vor-
herrschend noch immer eine südwestliche Richtung hatten, angetroffen. Erst
südlich von 36° S-Br fand man häufiger Westwinde vor, mit denen das Schiff
dann in kurzer Zeit den Meridian von Greenwich in 39,4° S-Br erreichte. Vom
Aequator her hatte man zur Zurücklogung dieser Strecke 26 Tage gebraucht.
Kapt. Früchtenicht hielt sich beim Ablaufen der Länge zwischen 43°
und 44° S-Br. Man fand zwischen diesen Parallelen günstige Windverhältnissc,
indem die Winde vorherrschend aus Westen wehten, die, wenn sie auch oftmals
zu heftigen Stürmen anwuchsen, doch nie so schwer wurden, dass das grosse
and wahrscheinlich leicht geladene Schiff vor ihnen hätte beidrehen müssen,
Es wurde 80° O-Lg in 43° S-Br am 30. Mai; 115° O-Lg (Länge des Kap
Leeuwin) in 41,3° S-Br am 7. Juni und 150° O-Lg in 44,6° S-Br am 17. Juni
überschritten. Der Kapitän hatte anfänglich die Absicht, durch die Bassstrasse
zu segeln, als das Schiff aber in 138° O-Lg von einem ausserordentlich schweren
NNW-Sturm überfallen wurde, hielt man, um denselben einigermaassen ausnutzen
zu können, nach SE ab und entschloss sich, die südliche Route um Zasmanien
einzuschlagen. Das Schiff hatte die Strecke von 0° bis nach 150° O-Lg, welche
in der gewählten Breite rund 6600 Sm beträgt, in 36 Tagen zurückgelegt,
also mit einer durchschnittlichen stündlichen Fahrt von 7,7 Knoten.
Von 150° O-Lg an wurde ein nördlicherer Kurs eingeschlagen, auf
welchem 40° S-Br in 160° O-Lg erreicht wurde. Am 22, und 23. Mai hatte
das Schiff in 38° S-Br und 163° O-Lg einen orkanartigen Sturm zu überstehen,
durch welchen es Segel verlor, eine Schlagseite erhielt und noch sonst vielen
Schaden erlitt. Die Richtung des Windes in diesem Sturme war anfänglich
NNE, veränderte dann, als der Wind schon die Stärke 11 erreicht hatte, nach
NNW und wurde kurze Zeit darauf, nachdem die Windstärke plötzlich bedeutend
nachgelassen hatte, ganz unbeständig, bald aus Ost, bald aus Süd. In dieser
Zeit zeigte das Barometer den abnormen niedrigen Stand von 722,5 mm, so
dass das Schiff sich in diesem Augenblicke wahrscheinlich dem Centrum der
Depression sehr nahe befand. Denn kurze Zeit nachher brach der Sturm von
Neuem aus südwestlicher Richtung mit der vollen Kraft eines Orkans los. Es
wurde jetzt noch versucht, platt vor dem Winde abzuhalten, es wollte aber
nicht gelingen, das Schiff zum Abfallen zu bringen, Glücklicherweise nahm
der Luftdruck jetzt schr rasch zu, und das Wetter wurde schr bald besser,