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13. Reise der Oldenburger Brigg „von Roon‘, Kapt. B. Meentzen.
Unter den vielen doutschen Schiffen, welche die schweren Stürme der
letzten Monate des Jahres 1877 in Nordsec und Kanal durchzumachen hatten,
befand sich auch die von Kapt. Meentzen geführte Oldenburger Brigg „von
Roon“. Dieses nach Cabenda bestimmte Schiff hatte die Elbmündung am
0. November 1877 verlassen, und am 29. November suchte der Kapitän, dessen
Mannschaft durch die ausgestandenen Strapazen zum dritten Theil dienstunfähig
reworden war, im Hafen von Portland Schutz gegen die noch immer nicht enden
wollenden westlichen Stürme. Am 1. December verliess man den Hafen wieder
mit günstigem Winde, und glückte es jetzt, den offenen Ocean zu erreichen,
bevor wieder Gegenwinde auftraten. Letztere setzten zwar noch wieder ein,
indessen war, da sie jetzt nie lange anhielten, auch kein stürmisches Wetter
ointrat, der Fortgang der Reise ein zicmlich guter. Man schnitt 40° N-Br
in 17,5° W-Lg am 10. December und 30° N-Br in 21° W-Lg am 15. Decem-
ber. In 32° N-Br fand man die polare Grenze des NE-Passates. Der Passat
wehte recht beständig und frisch, und brachte das Schiff nach 20° N-Br in
20,5° W-Lg am 18. December und nach 10° N-Br in 19° W-Lg am 23, Decem-
ber. In 5° N-Br und 14° W-Lg verlor der „von Roon“ am 26. December den
NE-Passat, und es trat eine lang andauernde Mallung ein, in welcher das Schiff
kaum von der Stelle kam. In 4,4° N-Br und 11,8° W-Lg erhielt man am
1. Januar 1878 leichten südsüdwestlichen Wind, mit dem dann ein etwas
besserer Fortgang erzielt wurde. Am 3. Januar wurde 10° W-Lg in 4° N-Br
überschritten und am 13. Januar der Meridian von Greenwich auf dem Aequator
erreicht. Auch südlich von der Linie traf man zunächst noch sehr leichte und
unbeständige Winde an, die zwischen SSE bis SWzS hin und her schwankten,
Kapt. Meentzen suchte natürlich soviel als möglich Süd-Breite zu gewinnen,
jedoch gelang dies bei den herrschenden Winden nur in geringem Maasse, denn
als man am 21. Januar die Küste von Afrika in der Nähe von Kap Piedras
anlief, befand man sich erst in 2,7° S-Br, und musste nun die noch zurückzu-
legende Entfernung vom Bestimmungshafen, etwa 200 Sm, aufgekreuzt werden.
Da der Wind auch in der Nähe der Küste vorherrschend aus Süd und SSE
wehte, dabei immer nur leicht war, so gelang es erst am 29, Januar, einen
Ankerplatz in der Cabenda - Bucht zu erreichen. Die Reisedauer von Portland
ab betrug 59 Tage.
Von Cabenda segelte das Schiff mit südsüdwestlichen Winden, die jetzt
aber bedeutend frischer wehten als auf der Ausreise, in 4'/2 Tagen nach der
Insel K/oby und trat von hier aus am 17. März die Rückreise nach England an.
Kapt. Meentzen suchte zunächst so bald als möglich den Aequator zu erreichen,
um auf südlicher Breite die Länge nach Westen abzulaufen. Am 21. März, an
welchem Tage man auch die Insel San Thomas erblickte, passirte man in
7,6° O-Lg die Linie; der Wind wehte dann in der nächsten Zeit aus einer so
südlichen Richtung, dass, theils in Folge hiervon, theils in Folge der ange-
troffenen nördlichen Strömungen, das Schiff am 25. März in 3° O-Lg wieder
über den Aequator nach Norden gedrängt wurde. Am 6. April wurde auf
dieser Rückreise, zum zweiten Male südwärts segelnd, die Linie geschnitten, und
von nun an wehte der SE-Passat, in dessen Gebiet man in 0,8° N-Br und
9,8° W-Lg gelangt zu sein schien, mit grösserer Stärke. Von starker westlicher
Strömung begünstigt, wurde nun die Länge abgelaufen, wobei als südlichste
Breite 1,9° S-Br berührt wurde. Am 13. April trat das Schiff wieder auf
Nordbreite über. In 2,7° N-Br und 26° W-Lg fand am 15. April der in
kurzer Zeit erfolgende Uebergang des SE-Passates in den NE-Passat statt.
Letzterer wehte anfangs ziemlich frisch und aus östlicher Richtung, wurde
später aber nördlicher und nahm an Stärke ab. Im weiteren Verlauf der
Reise wurde 10° N-Br in 32,5° W-Lg am 20. April, 20° N-Br in 39,8° W-Lg
am 28, April und 30° N-Br in 42,5° W-Lg am 4. Mai geschnitten. In 27,7° N-Br
lag am 3, Mai die polare Grenze des Passates, und der Wind veränderte recht-
drehend seine Richtung bis Süd; später lief er wieder nach Ost zurück. Nach-
dem 40° N-Br in 40,5° W-Lg überschritten war, traf man starke westliche
Winde an. Am 15. Mai hatte man in 44° N-Br und 35° W-Lg einen zwar
nur kurze Zeit anhaltenden aber schr schweren Sturm zu bestehen, in welchem