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am 23. December in 88,7° O-Lg der Acquator passirt wurde. Nördlich vom
Aequator fand man zunächst umlaufende Winde vor, zuerst nordöstliche später
südöstliche; auch westliche Winde wurden angetroffen, immer aber waren die
Winde so leicht, dass das Schiff selten mehr als 1 oder 2 Sm in der Stunde zurück-
legte. Die während dieser Zeit beobachtete Strömung war vorherrschend eine
westliche. Am 3. Januar 1878, als man nach 7° N-Br in 92,4° O-Lg gelangt
war, setzte der NE-Monsun ein, welcher anfänglich nur geringe Stärke hatte,
nördlich von 9,5° N-Br aber auffrischte. Kapt. Kühn liess, beim Winde
steuernd, nach Norden halten und nicht cher wenden, als bis 20° N-Br in
87,5° O-Lg am 12, Februar erreicht war. Das Schiff stand mithin nur etwa
50 Sm südlich von der Calcutta-Bootsstation. Ks wurde hier für eine kurze
Zeit windstill, dann kam nordöstlicher Wind durch, mit welchem man nach
SE lag. Am 17. Januar passirte man das Feuer des Alguada-Riffes, worauf der
Wind nach NNW umlief. Mit letzterem gelangte man am 19. Januar zur
Mündung des Rangoon-Flusses, Die Reise vom Kanale ab hatte somit eine
Dauer von 120 Tagen.
Nachdem das Schiff in Rangoon mit Reis beladen war, ging es am
15. Februar wieder in Sce, um die Rückreise nach Europa anzutreten. Der zu
Anfang der Reise angetroffene nordwestliche Wind ging bald in einen schwach
wehenden NE-Monsun über, mit welchem die Route durch den Zehngradkanal
zum Aequator eingeschlagen wurde. Ersterer wurde am 20, Februar, letzterer
am 25. Februar in 88,5 O-Lg passirt. In der Nähe der Linie endete der
NE-Wind, und es trat veränderliches Wetter cin, begleitet von sehr leichten
umlaufenden Winden, so dass es grosse Schwierigkeiten machte, nach Süden zu
welangen. Erst in 7° S-Br fand man etwas beständigeren, jedoch auch nur sehr
leichten Westwind. Am 9. März in 9,8° S-Br und 87° O-Lg gelangte man
endlich zur aequatorialen Grenze des SE-Passat und von nun an war der Ver-
jauf der Reise ein zufricdenstellenderer. Es wurde erreicht: 20° S-Br in
73,7° O-Lg am 16. März, 60° O-Lg am 22. März in 27° S-Br und die Länge
der Südspitze Madagaskars am 27. März in 28,6° S-Br. Das Gebiet des SE-
Passat erstreckte sich bis nach 27,8 S-Br in 55,2 O-Lg. Hier lief der Wind
nordöstlich und beschrieb im Laufe der folgenden 10 Tage mehrere Rundläufe
durch alle Kompassstriche. Am 31. März kreuzte man in 36° O-Lg den Parallel
von 30° S-Br und am 8. April mit stürmischem Ostwind den Meridian von
20° O-Lg in 35,2° S-Br. Mit südlich laufendem Winde wurde dann nordwestlich
yesteuert und 30° S-Br am 11. April in 11,3° O-Lg wieder erreicht. Der
frische SW-Wind, mit welchem man 30° S-Br im Atlantischen Ocean passirt
hatte, veränderte rechtdrehend seine Richtung und ging ohne Unterbrechung
Jlurch Windstillen in den SE-Passat über. Die Schiffe „ Wilhelmine“, „Deutsch-
'and“ und „Haendel“, welche auf der ganzen Heimreise nie sehr weit von
ginander entfernt waren, segelten hier eine Reihe von Tagen in Sicht von
ainander. Am 18, April erreichte die „Deutschland“ 20° S-Br in 0,3° W-Leg,
am 21. April kam St, Helena und am 27. April die Insel Ascension in Sicht.
Der Passatwind wehte ziemlich frisch und beständig, besonders seitdem man
sich nördlich von 20° S-Br befand. Am 2. Mai erreichte man in 23,8° W-Lg
die Linie,
Der SE-Passat erstreckte sich bis nach 3,5° N-Br, es herrschten dann
an 3 Tagen umlaufende Winde, jedoch trat keine Windstille ein. Am 7. Mai
wurde in 6,2° N-Br und 27,8 W-Lg die acquatoriale Grenze des NE-Passat
arreicht; auch dieser wehte anfangs mit gewünschter Stärke, wurde aber, als
man nördlich von 20° N-Br gelangte, flauer, nahm dabei jedoch eine raumere
Richtung an. Man schnitt 10° N-Br in 31,7° W-Lg am 8, Mai, 20° N-Br in
37,8 W-Lg am 12. Mai und 30° N-Br in 37,8 W-Lg am 18. Mai. In 25,5° N-Br
hörte der NE-Passat auf zu wehen, der Wind wurde südöstlich und kurze Zeit
larauf westlich.
Am 24. Mai kreuzte man in 33,5° W-Lg den Parallel von 40° N-Br und
fand nun auf der letzten noch zurückzulegenden Strecke ausschliesslieh SE-
Winde vor, welche am 29., 30. und 31. Mai in ungefähr 48° N-Br und 22° W-Lg
als heftige Stürme auftraten. Der Luftdruck war während derselben verhältniss-
mässig hoch, nicht unter 751,2 mm. Am 4. Juni wurde schliesslich das Feuer
von Lizard erblickt, nach einer Reise, deren Gesammtdauer 109 Tare betrug.