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Aus den Reiseberichten S. M. S. „Elisabeth‘,‘) Kapt. zur See
von Wickede.
i. Ueber einige Häfen an der Nordostküste von Nipon.
(Mit einer Skizze.)
Im August 1877 hatte S. M. S. „Elisabeth“ unter dem Kommando des
Kapt. zur See von Wickede, von Yokohama aus die Häfen von Yamada,
Odzutsuw oder Katakisi und Kamaishi an der Nordostküste von Nipon besucht.
Bei dieser Gelegenheit fand Kapt. zur See von Wickede, dass au der Stelle,
wo in den bisherigen britischen Admiralitäts-Karten der Name Kamaishi steht,
der Hafen von Odzutsw oder Katakisi liegt, dass der Hafen von Kamaishi viel-
mehr weiter südlich an der Südseite der, auf den Karten verzeichneten, weit in
die See hinaus ragenden Landzunge gelegen ist und dass an dieser selben Süd-
seite eine bisher in den Karten nicht verzeichnete Felseninsel vorhanden ist.?)
Kapt. von Wickede berichtet über diese Häfen, wie folgt:
a. Der Hafen von Yamada?) liegt auf 39° 27‘ N-Br und 141° 59‘ O-Lg,
und ist, wie die Segelanweisungen in der „China Sea Directory“ sehr richtig
bemerken, jedenfalls der grösste, sicherste und am leichtesten anzusegelnde
Hafen an. der Ostküste Nipor’s.
Die Einfahrt wird auf beiden Seiten von hohen, ziemlich steil abfallenden
Bergzügen gebildet, die anfänglich 5—6 Sm von einander entfernt, allmählich bis
zu 1 Sm zusammen kommen,
Von Süden kommend, deckt bei einem Abstande von 2—3 Sm vom
Lande das südliche Kap fast das nördlicher gelegone, so dass dio Einfahrt nicht
früher gut zu erkennen ist, als bis man sich nahezu quer vor derselben befindet.
Man entdeckt alsdann die tief ins Land einschneidende Bucht und im Hintor-
grunde einen. Theil der in der Mitte des Hafens liegenden bewaldeten 58m
hohen Insel O-Sima.
Die Navigirung zum Ankerplatz bietet fast gar keine Schwierigkeiten.
Die steil abfallenden Ufer sind an der Einfahrt, wie überall an dieser Küste,
mit Felsen und Riffen besetzt, welche aus tiefem Wasser hervorragen und nur
an wenigen Stellen weiter als !/a Kblg vom Ufer entfernt liegen. Bei einiger-
massen vorsichtiger Navigirung wird man diese Felsen schon von selbst ver-
meiden.
In der Mitte der Bucht theilt ein auf der Nordseite vorspringendes Kap
dieselbe in zwei ziemlich gleiche Theile. Auf der Ost- oder Seeseite ist gegen
Winde aus SO bis NNO kein Schutz und eignet sich auch die bedeutende
Wassertiefe nicht zum Ankerplatz. Von diesem Kap erstreckt sich in südsüd-
westlicher Richtung ein Felsenriff ca %4 Kblg weit unter Wasser. Sobald man
das Nord-Kap auf 2—3 Kblg Abstand in Nord peilt, kann man mit West-Kurs auf
den Ankerplatz abhalten. S. M. S, „Elisabeth“ ankerte in 16—20m Wasser,
Schlammgrund, und peilte Ö-Sima, Nordspitze SO0*/20. Die kleine Felseninsel
Ö-Sima hat auf der Westseite einen flachen Uferrand, aus feinem Korallensand
bestehend, welcher als vorzüglicher Badeplatz täglich von der Mannschaft
benutzt wurde. Die Insel wird fast gar nicht von den Bewohnern Yamada’s
besucht und eignet sich ihrer Abgelegenheit halber zur Vornahme mancherlei
Arbeiten, wozu an Bord kein Platz vorhanden ist.
Yamada ist ein armseliges, ziemlich grosses, hart am Wasser liegendes
Dorf, dessen Bewohner wohl die schmutzigsten und unzugänglichsten Japan’s sind.
Die wenigen vorhandenen Boote waren mit der Ernte einer Art breit-
blättrigen Seegrases beschäftigt. Dasselbe wird auf der Seeseite des Hafens
mittelst eiserner Rechen an langen Bambusstäben von den Felsen und Riffen
unter Wasser abgerissen. Im Strassenstaube und überall, wohin man sich
wendet, liegt dieser Seetang zum Trocknen ausgebreitet und verpestet die Luft
mit seinem süsslich salzigen Geruche. KEr soll das Hauptnahrungsmittel der
1) S. „Ann. d. Hydr. etc.“, 1877, pag. 344, 463: 1878, pag. 79, 102, 135, 200, 246.
2) Diese Insel befindet sich auf einer dem Hydrographischen Bureau durch die Güte des
Herrn Dr. A. Petermann zugegangenen Karte nach Japanischer Aufnahme, welche bei der diesem
Aufsatze beigegebenen Skizze mit benutzt worden ist,
3 S. China Sea Directory“. Vol. IV. pag. 198.