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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 6 (1878)

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Nachdem 16 Sm ausgelaufen waren, wurden zwei Offiziere im Vortopp 
(in der Bramsahling und auf der Marsraa) stationirt. Die weitsichtige Luft und 
günstige Beleuchtung der Küste gestattete, den Leuchtthurm von Kap St. Vincent 
bis zu einer Entfernung von 25 Sm in Peilung zu halten und danach den Kurs 
zu reguliren. Das hohe Hinterland blieb, bis 28 Sm abgelaufen war, in Peilung. 
Die hier angestellten Lothungen ergaben anf 225m keinen Grund, auch 
wurde keine auffällige Färbung oder Störung der Wasseroberfläche bemerkt. 
S. M. S. „Hertha“ befand sich zur Zeit in 36° 42,5‘ N-Br und 9° 25,6‘ W-Leg, 
Von hier aus wurden noch 3 Sm in derselben Richtung abgelaufen, doch wurde 
auch hier nichts Auffälliges gefunden, was die Nähe einer Klippe kennzeichnen 
würde. Hiernach liegt also die von dem Schiffe „Francesco Raffo“ aufgefundene 
Klippe auf der Route von 6—31 Smrw SW von Kap St. Vincent entfernt, nicht. 
Auch in der missweisenden SW-Richtung von Kap St. Vincent, 30—35 Sm 
entfernt, sind schon im Jahre 1875 resultatlose Nachforschungen nach der 
Daedalus-Klippe angestellt worden, welche nach früheren Angaben in 36° 30‘ N-Br 
und 9° 16‘ W-Lg liegen sollte, Nach den von Kory-Kapt. Zembsch im Mai 
1875 von Bord S. M. Kbt. „Nautilus“ genommenen Lothungen ist es wahr- 
scheinlich, dass der Daedalus-Felsen entweder gar nicht vorhanden ist, oder 
wenigstens nicht auf der für denselben angegebenen Position (s. No. 384 der 
„Nachr. f. Seef.“, 1875). 
2, Fluthwelle im Hafen von Nagasaki. Der Kommandant S. M. Kbt. 
„Nautilus“, Korv.-Kapt. Valois, hat über eine von ihm im Hafen von Nagasaki 
am 21. August 1877 beobachtete Fluthwelle Nachstehendes berichtet: 
„Am 21. August 1877 wurde im Hafen von Nagasaki, während bis 
6" p.m. die Fluth laufen sollte, um etwa 4* 15‘ p.m. ein plötzliches Anhalten 
des Wassers beobachtet. Das Wasser lief alsdann mit grosser Schnelligkeit 
zurück und stieg dann ebenso schnell wieder, so dass innerhalb 10 Minuten der 
Unterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser 2,1m betrug. Hierauf fiel und 
stieg das Wasser in derselben Weise noch dreimal, wobei aber die Unterschiede 
zwischen Hoch- und Niedrigwasser immer geringer, sowie die Zeitintervalle 
immer grösser wurden, Bei dem letzten Fallen und Steigen, ungefähr eine 
Stunde nach dem ersten, wurde ein Höhenunterschied von 0,9m beobachtet. 
In dem offenen Hafen wurde diese Welle nur durch eine bedeutend stärkere 
Strömung, als gewöhnlich der Fall war, wahrgenommen, und durch das häufige 
Hin- und Herschwingen der Schiffe. Um 6* Abends wurde an Bord des 
„Nautilus“ ein Strom von etwa *°/4 Sm beobachtet. Eine Erderschütterung 
wurde weder an Bord, noch an Land wahrgenommen. Das Wetter zeigte an 
diesem Tage keine aussergewöhnlichen Erscheinungen, es wehte eine leichte, 
züdwestliche Brise; Luftdruck und Temperatur waren nur geringen Schwankungen 
unterworfen.“ 
Diese Erscheinung dürfte eine ähnliche Erdbebenwelle gewesen sein, wie 
diejenige, welche am 11. Mai 1877 die Ostküste Japan’s getroffen hat und die 
ihren Ursprung bei /quique in Peru (20° 12'%’ S-Br, 70° 14'%’ W-Lg) hatte, 
wo am 9, Mai um 8'% Uhr Abends das bekannte grosse Erdbeben eintrat. Zu 
Hakodate traf die Erdbebenwelle am 11, Mai, 11* 30‘ a. m. = Mai 10, 9% 26‘ p. m. 
Tquiquie-Zeit, ein, Mithin würde die zu 9760 Sm berechnete Entfernung zwischen 
Iquique und Hakodate in 23 Stunden, d.h. mit einer Geschwindigkeit von 381 Sm 
die Stunde oder ca 195m die Sekunde. Die hieraus berechnete mittlere Tiefe 
des Stillen Oceans zwischen /quiquwe und Hakodate würde 2180 Faden (3934m) 
betragen. (S. Peterm. Geogr. Mitth., 1877, pag. 465.) 
Der Verlauf der Erscheinung war derjenigen ganz ähnlich, welche Kapt. 
Valois (s. oben) bei der Fluthwelle am 21, August 1877 beobachtet hatte. 
Zu Hakodate wich nämlich am 11. Mai um 11* 30‘ a. m. die See auf einmal 
zurück, stieg dann aber nach 10 Minuten wieder um 2,1m. Dann fiel und stieg das 
Meer abwechselnd in Intervallen von 20 Minuten, Zwischen 2* 30‘ und 2* 35‘ p.m, 
erreichte die Welle ihre grösste Stärke, gegen Sonnenuntergang hatte sich die 
See wieder beruhigt. 
Gedruckt und in Kommission bei E. S. Mittler & Sohn, 
Königliche Hofbuchhandlung. 
Kochstrasse 69/70
	        
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