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Full text: 6, 1878

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Wache aus SE mit Stärke 3 geweht hatte, lief der Wind rechtdrehend wieder 
nach SW und WSW und wehte aus dieser Richtung orkanartig. Der geringste 
Luftdruck, welcher beobachtet wurde, war 736.2mm; als dieser Stand erreicht 
war, begann, nach einer schweren Bö, das Barometer wieder zu steigen. Auch 
diesmal schien das Schiff für mehrere Tage nahezu Schritt zu halten mit der 
Fortbewegung der Depression, und hielten als Folge davon, bei niedrigem Luft- 
drucke, die stürmischen Westwinde mehrere Tage hintereinander an. KErst am 
23, October in 46.6° Nord-Br. und 19° West-Lg. lief der Wind nordwestlich und 
wehte aus dieser Richtung noch für einen Tag stürmisch, dann war die Bark 
frei auch von dieser Depression. Am nächsten Tage krimpte der Wind schon 
wieder bei abnehmendem Luftdrucke, um nach kurzer Zeit von NW aus- 
zuschiessen. Bei so anhaltend günstigen Windverhältnissen war es für das 
schnellsegelnde Schiff natürlich leicht, etwas Aussergewöhnliches in der Reise- 
dauer zu leisten, und am 26. October, 16! Tage, nachdem die Bucht von 
New- York war verlassen worden, sehen wir die „Zima“ im Kanal. Das Schiff 
hatte also die ganze Strecke mit einer mittleren stündlichen Geschwindigkeit 
von 7% Seem. zurückgelegt. 
6. Reise der Bremer Bark „Johanne Marie“, Capt. Jaburg. 
Die von Hamburg nach New-York bestimmte Bremer Bark „Johanne 
Marie“, Capt. Jaburg, war am 29. Juni 1877 in Seo gekommen und befand 
sich am 3. Juli nördlich von Schottland in Sicht von Fair Island. Veränderliche 
Winde aus westlicher Richtung verzögerten in der zunächst folgenden Zeit die 
Reise; vergeblich wartete man auf günstige Ostwinde, und nur langsam gewann 
man Länge. Die Bark schnitt 30° West-Lg. in 52.6° Nord-Br. am 17. Juli, 
40° West-Lg. in 48.6° Nord-Br. am 25. Juli, und 50° West-Lg. in 46.0° Nord-Br. 
am 30. Juli; in letzterem Punkte stand sie auf den Bänken von Neufundland, 
etwa 40 Seem. südöstlich von dem Felsen Virgin, entfernt. Ein frischer Nord- 
wind führte in den nächsten Tagen das Schiff weiter nach Westen, frei von 
den Bänken und dem dort angetroffenen dichten Nebel. Schwere Stürme waren 
bis dahin 2 angetroffen worden; beide waren Ausschiesser, in denen der vorher 
nach Süd gekrimpte Wind nach West und NW umsprang. Der erste ereignete 
sich am 10. Juli in 58.4° Nord-Br. und 18.s° West-Lg., der niedrigste Barometer- 
stand während desselben war 745.0mm. Den zweiten überstand die Bark am 
27. Juli in 48.9° Nord-Br. und 45.2° West-Lg., bei welchem ebenfalls der Luft- 
druck bis auf 745.4mm abnahm. 
Nachdem die Bänke passirt waren, ereigneten sich keine Stürme mehr; mit 
Hülfe veränderlicher Winde wurde im kalten Küstenstrome längs des Nordrandes 
des Golfstroms nach Westen aufgearbeitet und am 15. August nach einer Reise 
von 47 Tagen die Bucht von New- York erreicht. 
Am 5, September trat die „Johanne Marie“ die Rückreise nach Hamburg 
an. Auf dieser fand sie nun im Anfang eine ganz ungewöhnlich ungünstige 
Gelegenheit. Lang anhaltende stürmische Ostwinde drängten das Schiff von 
seinem graden Kurse ab nach Süden. Auch als im weiteren Verlaufe der Reise 
mehr veränderliche und schwächere Winde sich einstellten, war der Fortgang 
nach Osten nicht befriedigend. Die Bark schnitt 50° West-Lg. am 19. September 
in 41.5° Nord-Br. und 30° West-Lg. am 27. September in 46.5° Nord-Br. Am 
24., 25. und 26. September traf ein sehr schwerer Sturm das Schiff; derselbe 
begann am Mittage des 24. September in 45.0° Nord-Br. und 38,9° West-Lg. 
aus SSE-Richtung. Bei abnehmendem Luftdrucke und regnerischem Wetter 
beobachtete man schon vorher eine hohe, unregelmässige See aus SW. Am 
25. September wüthete der Sturm orkanartig aus Süd und SSW. Der Luftdruck 
hatte am Ende des Tages bis auf 737mm abgenommen, als der Sturm sich 
plötzlich mässigte und der bis zur Stärke 3 abgenommene Wind in Zeit von 
2 Stunden zurückdrehend durch Ost nach NW umlief, dann aber trotz rasch 
zunehmenden Luftdrucks wieder orkanartig zu stürmen begann. Erst am 
27, September mässigte sich der Sturm, doch holte der Wind in den nächsten 
Tagen wieder südlich und östlich. Die Winde waren überhaupt aussergewöhnlich 
anbeständig, kaum für einen Tag anhaltend aus günstiger Richtung wehend. 
Am 5. October war die „Jokhanne Marie“ nach den Aussengründen vor 
dem Eingange zum Kanal gelangt und lief hier in den südwestlichen Quadranten 
Ann, d. Hydr., 1878, Heft I (Januar)
	        
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