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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 6 (1878)

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Dauer dieser Reise des „R. C. Wylie“ an Schnelligkeit gleichkommt, oder die- 
selbe übertrifft. 
Am 24, Juli wurde das Ostende der Staten-Insol erblickt; ein frischer 
Ostwind, der bei der Umsegelung des Kap Horn nirgend erwünschter ist, 
als gerade hier, erlaubte dem Schiffe, rasch nach Westen vorzurücken. Schon 
am 28, Juli befand es sich in 73° W-Lg; jetzt aber begann es heftig aus Westen 
zu stürmen, und die ganze Tüchtigkeit des Schiffes und der Führung war nöthig, 
um trotzdem noch Fortgang nach Westen zu machen. Rasch folgten die schweren 
Weststürme auf einander, und waren dieselben hauptsächlich um deswegen 
hinderlich, weil sie nicht regelmässig in ihrem Verlaufe waren. Im nordwest- 
lichen Viertel der Rose hielt der Wind sich zu lauge, im südwestlichen zu 
kurze Zeit auf. In diesen Stürmen stand das Barometer zu verschiedenen 
Malen unter 725,0mm, und einmal nahm der Luftdruck innerhalb 4 Stunden um 
fast 13mm ab. Kapt. Wolters nahm bei letzterem Fall, durch das ungewöhn- 
liche Fallen des Barometers gewarnt, obgleich der Wind nur in Stärke 5 wehte, 
fast alle Segel ein und erfuhr denn auch bald das Zweckmässige solcher 
Handlungsweise; denn kaum war diese Arbeit beendet, als der Wind aus Nord 
mit orkanartiger Kraft einfiel, glücklicherweise ohne jetzt vielen Schaden an- 
zurichten. Am 9, August erreichte der „R. C. Wylie“ 50° S-Br wieder in 
81,5° W-Lg; 20 Tage waren zur Umsegelung des Kaps gebraucht worden. 
Von hier an wurde vor Allem danach grestrebt, in niedrigere Breiten zu 
yelangen. Das Schiff schnitt 40° N-Br in 81,5° W-Lg am 15 August und 
30° N-Br in 86° W-Lg am 22, August. Die Winde wurden hier nicht so ange- 
troffen, wie man sie wohl wünschte; in 29° S-Br traf man auf längere Zeit 
dauernde Windstille. Als diese geendet hatte, folgte zwar Ostwind, den man 
für den Passat halten konnte, er wehte aber nur sehr flau und cndete schon 
in 16° S-Br und 99° W-Lg wieder, um nochmals Windstillen und Mallung Platz 
zu machen. Kapt. Wolters, dessen Ankunft in Honolulu, der dortigen Zoll- 
verhältnisse wegen, vor einem bestimmten, nicht mehr weit entfernten, Zeit- 
punkt zu erfolgen hatte, entschloss sich hier, rasch die nördliche Halbkugel 
aufzusuchen, in der Hoffnung, dort günstigere Winde anzutreffen, Er schlug 
also einen nördlicheren Kurs ein, als auf früheren Reisen geschah, und erreichte 
in Folge dessen am 12. September, 34 Tage nachdem er 50° S-Br verlassen 
hatte, die Linie in 120° W-Lg. 
Den in dieser Jahreszeit, eben nördlich vom Aequator, zwischen 130°— 
150° W-Lg häufig beobachteten, ungemein starken Weststrom fand der 
„R. C. Wylie“ auf seinem Wege nicht; kaum wurde eine Spur davon angetroffen. 
Bis 4,2° N-Br in 124,8° W-Lg erstreckte sich der SE-Passat; hier lief der 
Wind erst südlich, und bald nachher südwestlich; Windstille traf man gar 
nicht an. Als das Schiff nach 9,1° N-Br und 125° W-Lg gelangt war, setzte 
dort am 19. September der NE-Passat ein; bald frischte derselbe auf, und nun 
eilte das Schiff auf direktem Kurse seinem Ziele entgegen. Am 28. September 
wurde 20° N-Br in 153,3° W-Lg überschritten, schon am folgenden Tage die 
Insel Maui erblickt und noch an demselben Abend der Hafen von Honolulu 
nach einer Reise, deren Dauer von Lizard ab 128 Tage betrug, erreicht. 
Von Honolulu trat die Bark am 3. November eine Reise nach San 
Francisco an. Durch den frisch wehenden Passat segelte man, voll und beim 
Winde haltend, nach Norden, bis man am 6. November 28° N-Br in 157° W-Lg 
erreicht hatte. Dort endete jener Wind, und an seine Stelle trat zuerst südlicher, 
bald nachher nördlicher Wind, mit welchem die Bark bis zum 10. November 
nach 30° N-Br und 149,6° W-Lg gelangte. Den noch übrigen Theil der 
Reise legte das Schiff mit vorherrschend günstigen, aber oft unerwünscht leichten 
Winden zurück, bis es am 20. November die Farallones-Klippen erblickte und 
noch an demselben Tage den Hafen von San Francisco erreichte. Die Reise 
hatte 17 Tage gedauert. 
Von San Francisco segelte der „R. C. Wylie“ nach Honolulu zurück; 
am 14. December ging das Schiff in See und nach 18tägiger Reise kam es 
wieder bei letzterem Platze an. Es hatte auf der Fahrt dahin 30° N-Br in 
130° W-Lg am 20. December überschritten und das Gebiet des NE-Passats 
am 23. December in 26.1° N-Br und 133,6° W-Lg betreten.
	        
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