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erreichte der „Samarang“ den Aequator in 24,2° W-Lg nach einer Reise von
36 Tagen von Lizard ab.
Es liegen bei der Seewarte augenblicklich drei Journale vor, welche
Reisen enthalten, die fast gleichzeitig im Juni 1877 vom Kanal zur Linie aus-
geführt wurden. Zu der einen, welche von Kapt. R. Dinkelberg, Führer der
Bremer Bark „Meteor“ zurückgelegt wurde, macht derselbe in den diesjährigen
„Ann. d. Hydr. ete.“ pag. 168 die Bemerkung, „er würde wahrscheinlich besser
zethan haben, wenn er anstatt der West, die Ost der Kap Verden nach Süden
[ührende Route gewählt hätte.“ Es mag deswegen der hier folgende kurze
Vergleich der drei Reisen von Interesse erscheinen. Der „Samarang“, der
östlichen Route folgend, gebrauchte von 20° N-Br zur Linie, die am 24. Juni
in 24,2° W-Lg geschnitten wurde, 16 Tage, von 10° N-Br dahin 10 Tage, Die
Bremer eiserne Bark „Anna“, welche die westliche Route einschlug, hatte
12 Tage nöthig, um von 20° N-Br und 25° W-Lg zum Aequator, welcher anı
24. Juni in 25° W-Lg überschritten wurde, zu kommen, und 8 Tage, um von
10° N-Br ab letzteren Schnittpunkt zu erreichen. Der „Meteor“, ebenfalls auf
der westlichen Route, legte in 14 Tagen die Strecke von 20° N-Br in 24,5° W-Le
nach der Linie, welche am 29, Juni in 25,1° W-Iig passirt wurde, zurück, und
in 9 Tagen die Entfernung von 10° N-Br zum Acquator. Die östliche Route
scheint also in diesem Falle keinen Zeitgewinn gewährt zu haben, wobei jedoch
zu berücksichtigen ist, dass unter diesen drei Schiffen der „Samarang“ sehr
wahrscheinlich das am wenigsten gut segelnde war.
Im Stillengürtel beobachtete Kapt. Lehmann heftige Stromkabbelungen
und cine starke östliche Strömung, die zwischen 6° und 4° N-Br eine stündliche
Schnelligkeit von 1 Sm erreichte. Nahe der Linie traf man dann wieder die
Aequatorialströmung cbenso stark nach Westen laufend an.
Im Südatlantischen Ocean gelangte man mach 10° S-Br in 28,5° W-Lg
am 28. Juni, nach 20° S-Br in 30,3° W-Lg am 3. Juli und nach 30° S-Br in
19,3° W-Lg am 9. Juli. Der SE-Passat endete schon am 3. Juli in 19,1° S-Br
und 30,7° W-Lg; mit frischer Brise lief der Wind dann zunächst nordöstlich,
später nordwestlich. Er vollendete auch hier einen der in diesem Meerestheile
so häufigen Rundläufe, doch ging die Drehung sehr langsam vor sich, und der
darauf folgende Ostwind war nur von kurzer Dauer. Zur Zeit, als dieser
(etztere Wind wehte, in 32° S-Br und 13° W-Lg, beobachtete Kapt. Lehmann
oinen Luftdruck von 778,6 mm, Am 18. Juli passirte der „Samarang“ in 37,9° S-Br
den Meridian von Greenwich, 24 Tage nachdem man den Aequator überschritten
hatte. — Der „Meteor“ gebrauchte 23 Tage, die „Anna“ 25 Tage für die-
selbe Strecke.
Kapt. Lehmann, dessen Absicht war, in 43° S-Br die Länge abzulaufen,
traf in der nächstfolgenden Zeit sehr stürmisches Wetter. Nachdem er schon
am 21. und 25. Juli zwei sehr heftige Stürme überstanden hatte, in denen
beiden sich die Windrichtung von NE nach NW veränderte, erlebte er am
28, Juli in 42,7° S-Br und 28,5° O-Lg einen orkanartigen, wieder aus nord-
östlicher Richtung beginnenden Sturm, durch welchen Schiff und Mannschaft so schr
zu leiden hatte, dass der Kapitän sich entschloss, wieder nördlicher zu steuern,
um dort besseres Wetter aufzusuchen. Es brachen während dieses Sturmes
Seen an Bord, die das Steuerrad zerschlugen, und da in Folge dessen das bis
dahin lenzende Schiff plötzlich unlenkbar wurde und beidrehte, gingen alle zur
Zeit noch geführten Segel verloren. Der geringste Luftdruck, der bei diesem
Sturme beobachtet wurde, war 738,5mm. Nahe dem Parallel von 40° S-Br
liess Kapt. Lehmann dann nach Osten steuern; die Windverhältnisse, welche
hier angetroffen wurden, waren im Ganzen nicht befriedigend. Heftige Stürme
wurden zwar nicht mehr angetroffen, aber oft wehten die westlichen Winde zu
lau, und nicht selten traten östliche Winde auf. Kapt. Lehmann beobachtete
ebenso, wie Kapt. Dinkelberg, verschiedene Male grosse Schwankungen in der
Temperatur des Meerwassers. In 40° S-Br und zwischen 33°—52° O-Lg ver-
änderte sich die Temperatur auf einer Strecke von 30 Sm mehrere Male um
5°C. Am 13. August erreichte der „Samarang“ 80° O-Lg in 38,6° S-Br,
26 Tage nachdem der Meridian von Greenwich passirt worden war. — Der
„Meteor“, welches Schiff 80° O-Lg ebenfalls am 13. August in 39,8° S-Br
schnitt, gebrauchte 22 Tage, und die „Anna“, die am 12. August in 40,4° S.Br