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20° Länge zurückzulegen, gebrauchte das Schiff 17 "Tage. Am 10, Januar
schnitt das Schiff 50° W-Lg in 41,5° N-Br, so dass es die Neufundlandbänke
an der Südseite passirte. Auch westlich von denselben waren die angetroffenen
Windverhältnisse anhaltend ungünstig, und zuweilen konnte man die mit grosser
Mühe gewonnene Länge kaum behaupten. Am 18, Januar kreuzte die „Kuropa“
den Meridian von 60° W-Lg in 39° N-Br, am 28, Januar den von 70° W-Lg
in 40° N-Br, worauf dann am 1. Februar die Bai von New-York nach einer
beschwerlichen Reise von 66 Tagen erreicht wurde.
Fünf Tage später, als die „Charlotte“, verliess auch die „Europa“, nach
London bestimmt, wieder den Hafen von New- York, Wie die „Charlotte“ wurde
auch die „Europa“ vom beständigen Westwinde nicht lange begünstigt; schon
am sechsten Tage der Reise, als die Bark sich in 39,5° N-Br und 53,5° W-Lg
befand, endete derselbe, und östliche Winde traten an seine Stelle. Die „Europa“
traf dieselben nicht so anhaltend, wie die „Charlotte“, sie waren für jenes Schiff
häufig von westlichen Winden von kurzer Dauer oder von Windstille unterbrochen;
Jagegen hatte dasselbe am 9. und 10. April in 46° N-Br und 41° W-Lg einen
sehr heftigen Sturm aus Ost zu überstehen, von welchem die „Charlotte“ ver-
schont blieb. Die Windrichtung änderte sich in diesem Sturme von Ost durch
Nord nach NW, der niedrigste beobachtete Luftdruck war 737,1mm.
Mit dem Ende dieses Sturmes hörte auch vorerst der östliche Wind auf,
und die auf ihn folgenden Westwinde führten die Bark ziemlich rasch zum
Eingange des Kanals, bei welchem sie am 23. April anlangte, dort aber noch
mehrere Tage durch stürmischen Ostwind zurückgehalten wurde. Der letzte
Theil der Reise musste fast ganz gegen ungünstigen Wind kreuzend zurück-
gelegt werden; erst am 1. Mai erreichte das Schiff die Downs, 39 Tago nachdem
es die Bai von New- York verlassen hatte,
5. Reisen der Bremer Bark „Merkur“, Kapt. F. M. de Haan.
Kapt. de Haan, Führer der Bremer Bark „Merkur“, übersandte der See-
warte das Jourual von zwei seiner letzten, nach Nordamerika ausgeführten
Reisen. Die erste beginnt im Juni 1877; das nach dem Delaware-Fluss bestimmte
Schiff verliess am 12. Juni die Weser und befand sich, von Ostwind begünstigt,
schon am 16. April unter Lizard. Die Reise verlief, wie dies auf Sommer-
veisen häufig vorkommt, ohne hervorragende nennenswerthe Ereignisse. Die
Winde wehten ausnahmslos nur in mässiger, oft zu geringer Stärke; eine Folge
davon war, dass, obgleich günstiger Wind nicht selten angetroffen wurde, die
Dauer der Reise doch nur eine mittelmässige war. Der Kapitän schlug die
direkte Route über den Ocean zum Bestimmungsort ein; es wurde auf der-
selben 20° W-Lg bereits am 24. Juni in 45,3° N-Br erreicht, dagegen war, in
Folge vorherrschender westlicher Winde, eine längere Zeit nöthig, um nach
40° W-Lg zu kommen; am 15. Juli schnitt das Schiff in 42° N-Br diesen
Meridian. Nach 50° W-Lg gelangte die Bark am 23. Juli in 41° N-Br und
nach 60° W-Lg in 40,6° N-Br am 1. August. In 52° W-Lg traf das Schiff
einen Ostwind, welcher längere Zeit anbhielt und die Bark bis nach 66° W-Lg
führte. Später herrschten wieder fortwährend umlaufende Winde, so dass es
erst am 12. August gelang, die Mündung des Delaware-Flusses zu erreichen,
nach einer Reise deren Dauer 60 Tage betrug.
In Philadelphia hielt sich der „Merkur“ längere Zeit auf; erst am
11. Oktober trat das mit Petroleum beladene Schiff die Rückreise nach Bremen
an. Westliche Winde, die mehrere Male zu heftigen Stürmen zunahmen, wurden
auf derselben angetroffen; mit ihrer Hülfe legte die Bark in kurzer Zeit den
Weg über den Atlantischen Ocean zurück. Sie schnitt 50° W-Lg am 18. Oktober
in 38,5° N-Br, 30° W-Lg am 26. Oktober in 44,5° N-Br und erreichte den west-
lichen Eingang des Kanals am 4. November nach befriedigender Reise von nur
24 Tagen.
Nach seiner Ankunft in Bremen wurde das Schiff in kurzer Zeit wieder
segelfertig gemacht, so dass es schon am 3. December von neuem eine Reise
nach 7ybee-Rhede antreten konnte. Der an den ersten Tagen der Reise wehende
Wind führte den „Merkur“ nur bis in die Nähe der englischen Küste; dort
machte er stürmischen Westwinden Platz. Es folgte dann eine lange für die