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des völlig glatten Wassers auf der Barat-Bank als eine gut sichtbare Strom-
kabbelung zeigte und die Lage dieser Untiefe in ihrer ganzen Ausdehnung
deutlich markirte.
Um diese Bank, welche beim Einsegeln durch die Südeinfahrt von Labuan
anter ähnlichen Umständen, wie die vom „Albatross“ angetroffene, tiefgehenden
Schiffen leicht gefährlich werden kann, absolut sicher zu vermeiden und gleich-
zeitig den anderen, in den Segelanweisungen angebenen Untiefen der Bucht von
Labuan aus dem Wege zu gehen, dürfto es sich empfehlen, möglichst dicht an
die im Süden der Einfahrt gelegenen, bis 6 Sm gut sichtbaren Pelong- Rocks
zu halten, um von dort einen direkten Kurs auf die Insel Daat zu setzen.
Im Uebrigen erwiesen sich die in den Segelanweisungen gemachten Angaben
in jeder Weise zutreffend und ausreichend, nur ist zu bemerken, dass die in
den Karten eingezeichneten Baken, welche die Lage der vor der Binneneinfahrt
des Hafens von Labuan gelegenen Korallenbänke angeben und verschieden-
artige und farbige Köpfe tragen sollen, in Wirklichkeit nur aus einer Anzahl
zusammengestellter Bambusstäbe bestehen, welche von einander nicht unter-
schieden werden können.') Es empfichlt sich daher, beim Ansteuern des Hafens
mit Vorsicht zu Worko zu gchen; hat man sich über die Stellung der Baken
orientirt, so ist die Durchfahrt leicht und sicher ausführbar,
Da ein Hafenlootse zu Labuan nicht vorhanden ist, so muss ein ein-
kommendes Schiff sich selbst einen seinen Zwecken entsprechenden Anker-
platz aussuchen, oder, wenn cs nicht tiefer wie 6m geht, direkt an das
[este, etwa 20 Sm breite Kohlenbollwerk anlegen, Zu dem hierbei erforder-
lichen Schwaien des Schiffes sind Tauc nicht vorhanden, und ist es deshalb für
ein einkommendes Schiff, welches letzteres ausführen will, das Beste, wenn es
in entsprechender Entfernung vom Bollwerk den St. B.-Anker mit wenig Kette
fallen lässt und an diesem mit hart B. B. gelegtem Ruder und ganz langsam
gehender Maschine aufdreht. Während dieser. Zeit kann ein Seitenboot die
Trossen zum Festmachen an Land ausfahren. Nach dem Passiren der Baken
wurde „Albatross“ in dieser Weise festgelegt.“
3. Bemerkungen über Labuan, Insel Borneo. 3
Zur Zeit der Anwesenheit S. M. Kbt. „Albatross“ zu Labuan (im März
1878) lebten 20 Engländer daselbst. Die 200 von der Regierung der „Straits
Settlements“ hierher überwiesenen Sträflinge werden von einheimischen Polizei-
soldaten überwacht. Kin kleiner Privatdampfer, welcher Labuan alle drei
Wochen besucht, unterhält eine regelmässige Verbindung mit Singapore. Schon
seit November 1877 war auf der Insel Labuan kein Regen gefallen, und
herrschte in Folge dessen eine ausserordentliche Dürre und Wassermangel.
Durch einen unglücklichen Zufall war Ende Februar 1878 eine Dschungel
auf Labuan in Brand gerathen; dieser verbreitete sich mit reissender Ge-
schwindigkeit über einen grossen Theil des völlig ausgedörrten "lheiles der
Insel und richtete grosse Verwüstungen an.
Bei einem in das Innere der Insel gemachten Ausfluge konnte Kapt.
Mensing I. konstatiren, dass die über die Kohlenbergwerke auf Labuan ver-
breitet gewesenen ungünstigen Nachrichten übertrieben waren. Die Kohlen-
förderung erwies sich im Gegentheil als reger, wie je zuvor. Gegenwärtig
werden unter der Oberleitung von zwei englischen Ingenieuren täglich 10 tons
Kohlen gefördert, die auf Prähme geladen und‘ von diesen nach dem über
3 Sm entfernten Kohlenschuppen am Hafen überführt werden. Die „Labuan
Coals Company“ liefert die Tonne zu 6 Dollar frei in die Bunker;?) die Lieferung
wird mit Hülfe von Sträflingen besorgt,
Von Schiffsbedürfnissen war auf Labuan sonst nur frisches Rindfleisch,
aber dieses von vorzüglicher Qualität zum Preise von 15 Cents das Pfund zu
erhalten. Frisches Brod war zum Preise von 12 Cents das Pfund zu haben.
1) Dieser mangelhaften Kennzeichnung der Hafeneinfahrt soll durch Errichtung von eisernen
Baken in nächster Zeit abgeholfen werden.
2) Vgl. „Ann, d. Hydr. ete,“, 1875, pag. 313.
Y In Manila kostet nach Bericht desselben Kommandanten die Tonne Kohlen 14.5 Dollar.