253
Lüftung und Desinfektion aller Wohnräumlichkeiten der Schiffe sofort nach dem
Eintreffen derselben in Aıo während der dortigen gefährlichen Sommermonate,
damit der Krankheitsstoff, wenn er in das Schiff eingeschleppt wird, daselbst
nicht eine geeignete Brutstätte finde. Sicherlich sammelt sich während der
Reise aus kälteren Klimaten nach den Tropen in jenen Räumen eine Menge
von Unreinlichkeiten an; häufig haben Thüren und Luken der Kälte und des
Regens wegen lange geschlossen gehalten werden müssen; der Dunst der
Speisen, nasser Kleider, der Menschen selbst haben die Räumlichkeiten ver-
unreinigt, und zur gründlichen Säuberung ist häufig bisher weder Zeit noch
Möglichkeit gewesen. Unter diesen Umständen bilden die Schiffe nur zu bereite
Felder für die Entwickelung des im Hafen herrschenden Fiebers.
Ein Desinficirungsprocess durch Chlorkalk ist wenig kostspielig und
nach vorgängiger Lüftung und Waschung ein wirksamer Schutz gegen die
Krankheit.
Zur Vermeidung der schweren Verluste unserer Handelsmarine an Menschen
und Geld würde es zweifellos beitragen, wenn die Rheder und Kapitäne vor-
stehenden Gesundheitsvorschlägen ihre Aufmerksamkeit zuwenden wollten, da
von der brasilianischen Regierung ein Eingreifen in die inneren Angelegenheiten
fremder Schiffe nicht erwartet werden darf,
Nebenstehende Tabelle (S. 282) gieht eine Uebersicht der Wärmegrade
nach Fahrenheit und Celsius, Regentage und Todesfälle am Gelbfieber für alle
Monate der Jahre 1874 bis 1877 und für die Monate Januar und Februar 1878.
Kleine hydrographische Notizen,
1. Ankorplatz von Bang-pasoi in Siam. (Mittheilung von der
Deutschen Seewarte.) Das von Kapt. J. C. H. Jäger geführte Hamburger Schiff
„Marco Polo“ *) verbrachte Ende December 1877 und Anfang Januar 15878, eine
Zeit von 22 Tagen, auf der Rhede eines siamesischen Ortes, Namens Bang-pasoi,?)
Ueber diesen im Golf von Siam, nur etwa 25 Sm in ostsüdöstlicher Richtung
von der Mündung des Menam-Flusses entfernt gelegenen Ankerplatz, bringt das
von Kapt. Jäger der Secwarte eingesandte Journal einige Notizen, welchen
wir das Folgende entlehnen,
Der Platz, den der „Marco Polo“ auf der Rhede von Bang-pasoi einnahm,
befand sich nach Kapt. Jäger’s Beobachtungen in 13° 22‘ N-Br und 100° 54‘ 20“
O-Lg. Man peilte von demselben aus: Double Head in SzW!/2W, und zugleich
Bang-pasoi in O0'/aN. Beide Peilungen sind missweisend angegeben.
Die Wassertiefe an dieser Stelle betrug bei gewöhnlich Niedrigwasser
5,3m, bei Hochwasser Springzeit 8,5m.
Zur Zeit des Vollmondes war Hochwasser um 5* 30‘ Morgens, Niedrig-
wasser um 11% Abends; die Fluthhöhe betrug zu dieser Zeit 2,8m. Des Tages
über wären die Gezeiten lange nicht so stark, wie während der Nacht; auch
die Strömung war Nachts stärker, und das Wasser stieg und fiel bedeutender.
Die Richtung der Fluthströmung war NEzN, die der Ebbe SWzS. Die nach
Amplituden der Sonne berechnete Missweisung war 1° 51‘ Ost.
Am 21. December setzte auf der Rhede vor Bang-pasoi der NE-Monsun
ein; nachdem derselbe bis zum 30, December frisch und regelmässig geweht
hatte, traten später wieder leichte veränderliche Winde auf. Am Tage herrschten
dieselben aus westsüdwest- bis südwestlicher Richtung als Scebrise, und die
Nacht hindurch, vom Lande ab wehend, als Landbrise. Diesem zeitweiligen
Aufhören des Monsuns folgte eine anhaltende Abnahme des mittleren Luftdruckes
von etwa 2,5mm. Das Mittel der für jeden Tag um 4" Nachmittags beobachteten
Temperatur betrug für die Dauer des dortigen Aufenthaltes 33° C,
2. Bajang, an der NW-Küste von Borueo. (Mittheilung von der
Deutschen Seewarte.) Ueber den an der NW-Küste Borneo’s befindlichen, in an-
yenähert 2° 7‘ N-Br und 111° 14‘ O-Lg, nahe der Mündung des gleichnamigen
1) S. pag. 264.
2%) S. Horsburgh: „India Directory“, Vol. IE (1864), pag. 205.
Ann d. Hvär., 1878. Heft VI (Juni)