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Full text: 6, 1878

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fiel. Dieser Sturm hielt jedoch nicht lange an, bald wehte wieder frischer 
Wind aus Westen, und nach wenigen Tagen, am 25, October, gelangte man in 
den Kanal; die Reise dahin hatte 33 Tage gedauert. 
3. Reise des Bremer Schiffes „Bremen“, Capt. J. Hellmers. 
Die von Capt. J. Hellmers geführte Bark „Bremen“ trat am 22. Juli 
1877, neun Tage später als die „Zuropa“, ihre Reise von der Weser nach 
New-York an. Auch dieses Schiff wählte die Route nördlich um Schottland und 
wurde durch südwestliche Winde am 25. Juli nach 59.6° Nord-Br. und 0° Länge 
geführt. Umlaufende westliche Winde herrschten in der zunächst folgenden 
Zeit vor; da dieselben indessen auch hier nicht stürmisch waren, konnte die 
Reise doch mit ihnen gefördert werden. Am 5. und 6. August, als die „Bremen“ 
sich in etwa 54° Nord-Br. und 22° West-Lg. befand, ging eine, von gewitter- 
haften Erscheinungen und heftigem Regen begleitete Depression auf ihrer Bahn 
nach Osten über das Schiff hin und brachte diesem, weil es sich auf der nörd- 
lichen Seite des Minimum befand, günstige Ostwinde. Der zuerst aus SE ein- 
setzende Wind krimpte durch Ost nach NE und wuchs von Stärke 4 zur Stärke 9. 
Der niedrigste Luftdruck wurde am Mittage des 6. August in 52,9° Nord-Br. 
und 24.5° West-Lg. mit 738.smm beobachtet, als ein Sturm aus Nord mit Stärke 9 
wehte. Nachdem derselbe sich gelegt hatte, folgte wieder ein längerer Zeit- 
raum, in welchem veränderliche Winde von mittlerer Stärke herrschten, die 
jedoch noch ziemlich guten Fortgang nach Westen ermöglichten. Am 17. August, 
als das Schiff in 43.9° Nord-Br. und 50,2° West-Lig., also auf dem südlichen 
Theile der Bänke von Neufundland, stand, fand noch einmal ein Rückdrehen 
des Windes von SE nach ENE statt. Auch hierbei nahm der Luftdruck ziemlich 
bedeutend ab und sank bis auf 755.4mm, um in wenigen Wachen wieder auf 
760..mm zu steigen, Das St. Elmsfeuer und heftiger Regen begleiteten diese 
Depression; der Capitain macht auch hier die Bemerkung über unregelmässige 
hohe See aus Nord und Ost. In der kalten Strömung nördlich vom Golfstrom 
setzte Capt. Hellmers seine Reise weiter fort, häufig die Wassertemperatur 
messend und nördlicher steuernd, sowie eine Zunahme derselben zu grosse An- 
näherung an den Golfstrom anzeigte. Oft wurden hier starke Stromkabbelungen 
beobachtet; die angetroffenen Winde wehten aus westlicher und östlicher 
Richtung, mit deren Hülfe man sich dem Bestimmungsorte ziemlich rasch nähern 
konnte. Am 30. August erblickte man Sandy Hook, und noch an demselben 
Tage wurde im Hafen von New- York geankert nach einer Reise von 38 Tagen. 
Am 23. September, einen Tag später, als die „Europa“ die Chesapeake- 
Bucht verliess, ging die „Bremen“ von New - York aus in See, nach dem 
Heimathshafen zurück. Während das erstere Schiff in den ersten 3 Wochen 
seiner Heimreise nur östliche Gegenwinde antraf und am Ende jener Zeit erst 
nach 46° West-Lg. in 39° Nord-Br. gelangt war, traf die „Bremen“ von Anfang 
an in Folge der nördlicheren Lage des Abfahrtsortes günstigere Gelegenheit. 
Es wurden zwar auch Ostwinde angetroffen, doch waren westliche die vor- 
herrschenden, und jene Länge wurde daher schon nach einer Reise von 17 Tagen 
in 45° Nord-Br. erreicht. Die „Bremen“ war immer um einige Tagereisen der 
Bark „Europa“ voraus, entging dadurch den anhaltenden schweren Oststürmen, 
die dieses Schiff westlich von 40° West-Lg. durchzumachen hatte, wurde dagegen 
in der zweiten Hälfte der Reise auch nicht von so frischen Westwinden be- 
günstigt, wie die nachkommende Bark „Europa“, Am 12. October überstand 
die „Bremen“ in 46.0 Nord-Br. und 33.5° West-Lg. einen orkanartigen Sturm. 
Vor dem Beginnen desselben wehte der Wind aus SzE (4) bei abnehmendem 
Luftdrucke. Um 8 p. m. wurde es plötzlich für die Dauer von 5 Minuten 
windstill, dann brach in einer furchtbaren Bö ein orkanartiger Sturm aus NNE 
herein, begleitet von Hagel, Regen und St. Elmsfeuer auf den Mastspitzen. Der 
Luftdruck hatte jetzt seinen niedrigsten Stand mit 745.,mm erreicht und nahm 
von nun an rasch zu, während der Sturm schnell abnahm. Als er ganz vorüber 
war, wollten sich beständige Westwinde auch in der folgenden Zeit nicht ein- 
stellen; an mehreren Tagen herrschten abermals heftige SE-Winde, Doch waren 
die Verhältnisse günstig genug, um den Kanal am 22, October nach einer Reise 
von 29 Tagen erreichen zu können,
	        
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