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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 6 (1878)

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halb auf eine Reise von 50 bis 60 Tagen gefasst machen und konnte möglicher- 
weise den mir zur Ankunft in Panama gesetzten Termin, Anfang März, nicht 
einhalten. Ich beschloss daher, zu versuchen, längs der Januar-Februar-Grenze 
des NE-Passats, die sich dort häufig vorfindenden südlichen resp. westlichen 
Winde aufzusuchen und mit denselben einen nordöstlichen Kurs zu verfolgen, mit 
welchem ich in höhere Breiten gelangen und gleichzeitig die Entfernung vom 
Reiseziel verringern musste, worauf es mir bei dem Mangel an Zeit besonders 
ankam. 
Schon am 26. Januar 1878 kam ein frischer SW-Wind durch, der zwei 
Tage anhielt, hierauf traten Windstillen ein, welche anhalten zu wollen schienen 
und in denen das Schiff bei einer hohen Dünung aus NW stark arbeitete. 
Ein Vergleich der vorgefundenen Winde mit den für Januar und Februar auf 
den Windkarten der englischen Admiralität verzeichneten thut zur Genüge dar, 
wie wenig bekannt noch die Windverhältnisse an einzelnen Theilen des Stillen 
Oceans sind. 
Vom 1. bis 5. Februar herrschten leichte veränderliche Winde, am 
5. Februar kam wieder südlicher Wind auf, der bald nach West und NW drehte, 
während nach der Windkarte NE-Wind zu erwarten war. 
Der Wind hielt sich vom 6. bis 15, Februar auf ca. 27° N-Br aus der 
nördlichen Richtung, in der Stärke 3 bis 4, allmählich, als wir uns auf 600 bis 
800 Sm der Küste Californiens näherten, sich nach NW und Nord festsetzend. 
Die Windverhältnisse gestatteten mir, die Alıjos Rocks ziemlich nahe anzulaufen 
und deren Lage genau zu bestimmen (s. S. 248). 
In einer Entfernung von 200 bis 300 Sm von der Küste Unter-Californiens 
fanden wir stetigen Wind zwischen NNW und NNE, Stärke 3—4; je mehr wir 
uns aber dem mexikanischen Festlande näherten, desto flauer wurden diese 
Winde. Nachts kam der Wind in der Regel etwas frischer vom Lande und 
Tags herrschte flaue Seebrise zwischen NNW und NNE, 0—2, so dass ich mich 
genöthigt sah, mehrfach die Hülfe der Maschine in Anspruch zu nehmen. 
Am 18. Februar 11* a. m. lief ich im Vorbeifahren Acapulco (s. S. 248) 
an, verliess diesen Ort wieder nach 34stündigem Aufenthalt, Abends 9% am 
19. Februar, und setzte bei Windstille und leichten NW-Winden, 0—1, die 
Reise nach Panama fort. 
Der nach den Segelanweisungen im Golf von Tehuantepec zu erwartende 
Frische NE-Wind traf nicht ein, und die Land- uud Seebrise war ausserordentlich 
schwach, so dass häufig die Maschine in Anspruch genommen werden musste, 
um überhaupt vorwärts zu kommen. 
Als wir uns am 24, Februar, südlich von Nicaragua, dem Festlande 
näherten, kam nach einer Regenbö eine steife Brise aus ENE durch, welche durch 
18 Stunden anbielt und dann wieder zur Windstille überging. Diese Brise war 
der einzige nennenswerthe Wind, welchen wir auf der 1300 Sm langen Strecke 
zwischen Acapulco und Panama fanden. Die Land- und Seebrisen, welche kaum 
diesen Namen verdienen, wechselten in der Stärke 1—2 aus SE und NE, mit 
intermittirenden Windstillen. ; 
Die Luft-Temperatur war seit dem 17. Februar ganz ausscrordentlich 
drückend; die Temperatur auf dem Verdeck betrug bei Tage im Schatten 30° 
bis 35° C. und Nachts 27° bis 29,4° C. 
Am 1, März 2% p, m. ankerte S. M. S. „Elisabeth“ auf der Rhede von 
Panama, 
Die grösstentheils unter Segel zurückgelegte Distanz von Yokohama bis 
Panama beträgt 8662 Sın, wozu 62 Tage 4 Stunden gebraucht wurden, was eine 
Durchschnittsfahrt von 1539 Sm pro Tag ergiebt. 
Ich muss diese Reise, namentlich den zweiten Theil derselben, in richtiger 
Würdigung der ausserordentlich ungünstigen Windverhältnisse an der mexika- 
vischen Küste als eine über alles Erwarten günstige bezeichnen, und kann mich 
Jaher mit der Wahl der oben angegebenen Route von Honolulu nach Panama, 
längs der Nordgrenze des NE-Passates, zufrieden gestellt erklären; ob aber immer 
um diese Jahreszeit die eingeschlagene Route zu empfehlen ist, oder ob nur 
ein glücklicher Zufall S. M. S. „Elisabeth“ z. B. allein vom 6. bis 15. Februar 
1700 Sm zurücklegen liess, müssen weitere Erfahrungen lehren.“
	        
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