2, Fahrt durch die Magellan-Strasse.!)
Am Vormittag des 24, Januar 1878 wurde das Land bei Condor Cliff
zemacht, und die Magellan-Strasse erreicht; Nachmittags 5 Uhr ankerte die
„Leipzig“ in Possession-Bai, in der Nähe von Stonewall Anchorage. Die Kreuz-
peilungen des Ankerplatzes, nach gut regulirtem Kompass, — Bake von Kap
Possession, Direction Hill, Mount Aymonts und Kap Orange, — fielen etwa
1% Sm auseinander; die hierdurch konstatirte Ungenauigkeit der Karten ist
aber, wie Kapt. Paschen bemerkt, im westlichen Theile der Magellan-
Strasse in noch viel höherem Maasse zu konstatiren, ohne indessen hier die
Navigation erheblich zu beeinträchtigen. Die Kurse können immerhin nach
Kompass gesteuert werden, da die Luft niemals so dicht wird, dass nicht im
letzten Augenblick noch das Land gesehen werden könnte, dem man sich meistens
bis zum Berühren nähern kann. Diess bezieht sich jedoch nur auf den west-
lichen Theil; die flachen Ufer des östlichen Theiles, mit zahlreichen Bänken,
erfordern sichtiges Wetter und möglichst genaue Festlegung der Peilungen,
wenn bei der Navigirung durch den Kompass die erforderliche Sicherheit er-
reicht werden soll.
Die Ansegelung der Magellan-Strasse erfolgte unter den denkbar günstigsten
Umständen; eine äusserst klare, sichtige Luft gestattete, in Entfernungen ‚von
10—50 Sm, das deutliche Erkennen aller über dem Horizont befindlichen Gegen-
stände. In der Nähe von Kap Virgins war der Wind (der bis zur Magellan-
Strasse vorherrschend nördlich war) still geworden. Der einlaufende Strom
setzte ausserhalb Kap Virgins sehr erheblich nach Norden gegen die Sarmiento-
Bank, so dass dieselbe in einem grossen Bogen umgangen werden musste.
Ueber die Sichtbarkeit der auf der Fahrt durch die Magellan-Strasse von
Dungeness bis Sandy Point angetroffenen Baken und Tonnen?) berichtet Kapitän
Paschen, wie folgt:
„Die schwarz und weiss horizontal gestreifte Pyramiden-Bake
auf der äussersten Spitze von Dungeness (s. „Ann. d. Hydr.“, 1876, pag. 192)
war sehr deutlich und zwar, unter den obwaltenden Umständen, bis auf 14 Sm
Entfernung sichtbar, Die weisse Pyramiden-Bake auf Kap Possession war,
von Osten kommend, gleichfalls gut sichtbar.
Die rothe spitze Tonne mit rothem Korb vor dem östlichen Eingange
der „First Narrows“ auf der Narrow-Bank wurde an ihrer richtigen Stelle ge-
funden, dagegen konnte die schwarze spitze Tonne auf der Orange - Bank
nicht erblickt werden, während sie von S. M. S. „Ariadne“ kurz vorher noch
gesehen worden war.
Von Osten kommend, war die weisse Pyramiden-Bake auf Direction
Hill sehr gut, dagegen die Bake auf Punta Baja oder Baxa-Point (mit Stange,
weiss nach Osten und roth nach Westen [vgl. „Nachr. f. Seef.“ 1876, No. 428])
schlecht sichtbar; da die letztere aber Ausgangs der Strasse liegt, ist dies nicht
von Bedeutung. Diese Bake ist jetzt wieder neu errichtet, nachdem die frühere
von den Pescheräh’s verbrannt worden war (vgl. „Nachr. f. Scef.“ 1877, No. 630).
Zwischen der 7riton-Bank und Baxa-Point in ONO0*/40 von Gregory Shoulder
wurde eine tiefliegende, scheinbar vertriebene schwarze Tonne mit weissem Korb
erblickt; sie lag wenig nördlich vom gewöhnlichen Kurse und schien die oben
erwähnte vertriebene Tonne von der Orange-Bank gewesen zu sein. Hiermit
stimmt allerdings die Farbe nicht, da mir der Kommandant der chilenischen
Fregatte „Magallanes“, welcher die dortigen Vermessungen leitet, ausdrücklich
versicherte, dass alle Tonnen gleich seien.
Eine Tonne auf der 7riton-Bank schien am Südende dieser Bank zu
liegen und überhaupt südlicher, als in den Karten angegeben ist, Dies stimmt
auch mit den Angaben des Kommandanten der chilenischen Korvette „Magallanes“
überein, welcher die Tonne als am Südrande der Bank liegend bezeichnete und
mir mittheilte, dass die 7Zriton-Bank vielen Veränderungen unterworfen sei,
welche ein häufiges Umlegen der Tonnen erforderlich machten.
Die rothe Pyramiden-Bake auf Gregory - Point ist von Osten her
schwierig zu sehen; nur aus grösserer Entfernung hebt sie sich auf kurze Zeit
1) Vgl. „Ann, d, Hydr, ete.“ 1878, V, pag. 194.
5) Vgl. „Ann. d, Hydr.“ etc, 1876, pag. 191 ünd 192.