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Es würde möglich sein, durelı Beobachtungen. zu bestimmen, ob noch
Nachwirkungen früherer Bewegungen im Ocean vorhanden sind. Es bedürfte
zu diesem Zweck nur vergleichender Strömungsboobachtungen in den verschie-
densten Tiefen, anzustellen in den centralen T'heilen der grossen Aecquatorial-
ströme und der Kalmenregion. Jcdoch würde man nicht hoffen können, kleine
Rückstände früherer Bewegungen mit ähnlicher Sicherheit nachzuweisen, wie
dies bezüglich der Nachwirkung des früheren höheren Temperaturzustandes der
Erde, der nach demselben Gesetz verschwindet, durch unterirdische Temperatur-
beobachtungen möglich wäre, falls man nur mit den Thermometern tief genug
in die Erdrinde eindringen könnte.
Jene oben berechneten Zahlen geben ferner einen Fingerzeig, wie ent-
lernt man sich den Anfangszustand wenigstens zu denken hat, beziehungsweise
seit wie langer Zeit wenigstens man sich die Passatwinde in ihrer jetzigen
Ausdehnung und Stärke muss wehend denken, um zur Annahme berechtigt zu
scin, dass der jetzige Bewegungszustand der Aequatorialströmung ein stationärer
sci. Es sind dazu gegen 100000 Jahre erforderlich, wenn man eine mittlere
Meerestiefe von 4000 m zu Grunde legt und von dem dämpfenden Einflusse der
Kontinente und Inseln absieht, welcher jene Zahl etwas verringern muss. —
Ein jeder Anfangszustand, er mag gewesen sein wie er will, verschwindet zu-
letzt und macht einem stationären Zustand Platz. Verschieden ist nur die Zeit,
die nöthig ist, um die von ersterem herrührende Geschwindigkeit bis auf cine
geforderte Kleinheit abzuschwächen.
Aus den Reiseberichten S. M. S, „Leipzig‘, Korv.-Kapt. Paschen.
S. M. S. „Leipzig“ war am 16, November 1877 aus Wilhelmshaven aus-
gelaufen, um unter dem Kommando des Korv.-Kapt. Paschen nach der
Östasiatischen Station sich zu begeben. Die Reise ging über Plymouth und
Madeira (Decbr. 2—8) zunächst nach Montevideo, wo die „Leipzig“ am 8. De-
cember 1877 eintraf und bis zum 15. Januar 1878 verweilte. An diesem Tage
setzte das Schiff seine Reise fort, segelte durch die Magellan-Strasse (10 Tage
später als die „Ariadne“, s. diese Annalen pag. 194) und langte am 4. Februar
in Valparaiso an. Von dort ging die „Leipzig“ am 11. Februar über Callao
(Febr. 21—25) nach Panama, welchen Ort sio am 9. März erreichte.
Den diesen Zeitraum umfassenden Berichten des Korv.-Kapt. Paschen
entnehmen wir nachstehende Notizen über einige vor und während der Fahrt
durch die Magellan-Strasse und auf der Reise von Valparatso nach Callao und
von da nach Panama gemachten Erfahrungen,
1. Reise von Montevideo bis zur Magellan-Strasse.
„Als beste Route für die Reiso von Montevideo nach der Magellan-Strasse
oder nach Kap Horn wird von fast allen Segelanweisungen eine möglichst west-
liche empfohlen, welche es gestattet, Vortheil aus den in der Nähe des Landes
mehr nördlicheren Winden zu ziehen, und meistens ruhige See verspricht,
S. M. S. „Leipzig“ segelte daher in einem Abstand von ungefähr 30 bis 40 Sm
von der Küste, d. h. auf einem Kurse, welcher bei Kap Corrientes wie bei
Kap Blanco die erwähnte Entfernung beträgt.
Der Wind war beständig umlaufend, selten mehr wie 8 bis 10 Stunden
aus einer Richtung anhaltend, im Ganzen mehr aus nördlicher Richtung. Der
höchste Barometerstand wurde bei SE-Wind beobachtet, der einem nordöst-
lichen und östlichen Winde, mit trübem, regnerischem und böigem Wetter folgte.
So lange der SE-Wind anhielt, wurde das Wetter trotzdem noch schlechter, der
Wind stärker und der Regen sehr heftig. Erst bei dem mit fallendem Barometer
eintretenden SW klarte der Himmel wieder auf.
Trotz der vorherrschenden Winde aus nördlicher Richtung setzte der
Strom immer nördlich, mit Ausnahme eines einzigen Tages,
Ein besonderes Urtheil lässt sich nicht gewinnen, da S. M. S. „Leipzig“
die Reise in der günstigsten Jahreszeit machte, und auch keine abnormen Ver-
hältnisse, wie seiner Zeit S. M. S. „Vineta“, vorfand.“
Ann. da. Iydr., 19878, Heft YI (Juni).