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in der Mitte des Fahrwassers gelegeno Inselgruppe von Green Island bis Alert
Rock gemacht. Das Schiff ging von Green Island aus dicht unter die zwischen den
Buchten Pylades und Antoine liegende Küste, um dann, die Spitze Buckley scharf
nehmend, in geradem Kurse soweit zu laufen, bis die Inseln Adelaide frei von
Shoal Island kamen. Der Kurs wurde dann von der Mitte zwischen Zvans
Group und Shoal Island auf die Adelaide-Inseln gesetzt und dann mit einem
nordwestlichen Kurse dicht an der Insel Richards vorbeigegangen, bis Alert
Rocks passirt waren. Eine Seemeile südlich von Alert Rocks liegt die Pearse-
Klippe, auf welcher der Strom stark setzen soll, Bei dickem Wetter ist daher
an dieser Stelle besondere Vorsicht nöthig. Um 10* 20‘ lief das Schiff mit
langsamer Fahrt in den Mayne-Kanal, ein, ohne auf der südlichen Bank mit
den beiden Handlothen Grund zu bekommen, und ist zu vermuthen, dass der scharfe
Rücken dieser schmalen Bank gerade während einer zwischen den Lothwürfen
liegenden Pause passirt wurde. Kurz nach 11% wurde die Bank zwischen
Long Island und Summer Island angelaufen. Die dort ausliegende rothe cylin-
drische Tonne war schon lange vorher gesichtet worden; sie verleitet aber dadurch
leicht, den Kurs zu früh über Untiefen hinweg auf sie zu setzen; es ist hier
durchaus festzuhalten, dass das Schiff dicht an dem Bradbury Rock vorbei bis
auf 1A Sm Distanz um Long Island herumgeht, um von da aus erst den Kurs
auf die Tonne zu setzen, dieselbe an B.B. gut offen haltend. Bei einer Fahrt
von 2 bis 3 Sm und bei dem hierdurch gewährleisteten sicheren Lothen wurden
auf der Bank als geringste Wassertiefe 11m gefunden, während das chilenische
Kanonenboot „Magelhaens“ dort nur 9m Wasser gefunden haben will; das Schiff
passirte die Bank bei halber Fluth; der Unterschied zwischen Hoch- und
Niedrigwasser beträgt 2,2m. Um 1* 35‘ wurde die /sthmus-Bay (der Anker-
platz der „Vineta“), von 1% 50‘ bis 2% 15‘ der Victory - Pass passirt, um
3b 20‘ in den Sarmiento-Kanal eingelaufen, um 6° 20' Mayne Harbour (Anker-
platz der „Vineta“) passirt und um 8 55‘ p. m. in Puerto Bueno geankert.
Dieser, von niedrigem Lande vollkommen eingeschlossene Hafen soll von
den sonst üblichen starken Böen ganz verschont bleiben. Der Hafen selbst
bietet zwar nur Raum für ein grosses Schiff, aber für dieses in ausreichendstem
Maasse. Das Wasser ist nicht so gut, wie in andern Häfen, da es nicht direkt
Quellwasser ist, sondern sich aus einem Süss-Wasser-See von moorigem Grunde
argiesst und dadurch einen schlechten Geschmack erhält. Vorzügliche Muscheln,
identisch mit der in Kiel vorkommenden Mies-Muschel, können in ungezählten
Massen von den Felsen aufgelesen werden. ;
Am 20. Januar 4* a. m. wurde die Reise nördlich fortgesetzt, um an die-
sem Tage die schwierigste Passage der ganzen Fahrt zu machen und noch vor
Dunkelwerden den, 150 Sm von Puerto Bueno entfernt liegenden Gray Harbour
zu erreichen. Um 6" 17, wurde bei schönem klaren Wetter in die Guwia Narrows
ein, und um 6* 40‘ aus derselben ausgelaufen. Um 11* 10’ a. m. war die „Ariadne“
da angelangt, wo die „Vineta“ am 9. Februar 1876 um 2* p. m. in den Trinidad-
Kanal hineinsteuerte. Kurz darauf wurde in den Wide Channel eingelaufen, in
welchem das ganze Aussehen der Luft und des umliegenden Landes in auf-
fallender Weise mit dem vorher zurückgelegten Stück Weges kontrastirte, Das
Schiff befand sich in einem 25.Sm langen und 2'/ Sm breiten Hohlwege, ge-
bildet durch fast senkrecht aus dem Wasser aufsteigende nackte Felswände von
mässigen, 300m nicht übersteigenden Höhen. Die Sonne schien warm in die
unter Windstille liegende Strasse, die Temperatur hielt sich von 16 bis 17° C,
und trotzdem war der allgemeine Eindruck auf Auge und Gefühl der eines
schönen sonnigen Wintertages, Die Täuschung wurde noch vollkommener, als
plötzlich, fern am Horizont, von der Sonne scharf beschienene weisse Stellen
aufleuchteten, die bald als Treibeis ausgemacht wurden. Das Schiff ging
durch ein ganzes Feld solchen Treibeises und passirte dabei einige, in phan-
bastische Formen zusammengeballte Eisschollen von 5 bis 8, wenn nicht gar
mehr Meter Dicke. Die durchsichtig hellgrüne Farbe dieser Eisklumpen liess
keinen Zweifel, dass sie sieh von einem in der Nähe befindlichen Gletscher los-
gelöst hatten, und so wurde denn auch, als das Schiff in Penguin Inlet einfuhr,
ein grosser Gletscher erblickt, welcher seine Eismassen bis dicht an das Haupt-
fahrwasser schob und die grosse Bucht mit seinem Eisgang ausgefüllt hatte, Die
während des Eistreibens gemessenen Wassertemperaturen ergaben übereinstimmend