QC
Um nun zu sehen, wie eine genaue Kenntniss und Beobachtung der im
Vorhergehenden besprochenen meteorologischen Verhältnisse die Dauer der
Reisen vom Austritt aus dem Südost-Passat bis zu den Reishäfen beeinflussen,
sind in der hier beigefügten Tabelle I. für die Monate December, Januar, Februar
und März, als für die hinsichtlich der Navigation schwierigsten Monate, die in
den Journalen der Seewarte verzeichneten Reisen aufgeführt, die Schnittpunkte
der Breiten-Parallele von 20° S-Br ab, von 5° zu 5° in Breite, nebst der auf-
gewendeten Zeit berechnet und nach den Monaten, in welchen im Iudischen
Ocean die Linie passirt wurde, gruppirt, und daraus für die Monate Januar bis
März die mittlere Route und Reisedauer, wie auch die mittleren Grenzen der
Monsune (vgl. pag. 185) abgeleitet.
In Betreff dieser Grenzen finden bei den einzelnen Reisen öfters beträcht-
liche Abweichungen sowohl von einander, als auch bei weitem mehr noch von
den Angaben mancher „Sailing Directions“, statt, wie dieses auch häufig von
mehreren Schiffsführern in ihren Journalen bemerkt ist.
Das der Seewarte für diese Untersuchungen zur Verfügung stehende
Material ist für eine ausgiebige Bearbeitung desselben immer noch nicht aus-
reichend, wenigstens insofern, als die Anzahl der Reisen noch nicht gross genug
ist, die Beobachtungen mitunter auch nicht verlässlich genug sind, um auf Grund
dieser Angaben den Versuch zur Ausarbeitung von praktischen und maassgebenden
Segelanweisungen wagen zu dürfen; ein einziger Blick auf die Schwankungen der
Passat- und Monsungrenzen, nicht allein in verschiedenen Jahren, sondern sogar
in einem und demselben Monate (s. Tabelle der Schnittpunkte etc.) überzeugt
sofort von der Unsicherheit des Erfolges eines solchen Unternehmens,
Es dürfte 'hier wohl gestattet sein, darauf hinzuweisen, dass dieses
Material, wenngleich nicht sehr reichhaltig, doch insofern von grossem Werthe
ist, als es die neuesten Beobachtungen umfasst, während die „Sailing Directions“
in ihren neuen Auflagen in vielen Fällen das frühere, zum Theil veraltete
Material unverändert wiederbringen. Es mag dies ein Fingerzeig sein für die
deutschen Schiffsführer, wie sie durch ihr Mitwirken an den Bestrebungen der
Seewarte fördernd helfen können zur Herstellung von deutschen Segelanweisungen
aus eignem Material. Ein erfreulicher Fortschritt in der Richtung zur Erfüllung
dieses Wunsches kann jetzt schon konstatirt werden.
Das Material, welches hier verarbeitet ist, wurde von deutschen Schiffen
auf 40 Reisen gesammelt, und vertheilen sich diese nach den Monaten, in
welchen im Indischen Ocean die Linie passirt wurde, wie folgt: für December
2 Reisen, Januar 19, Februar 13 und für März 6 Reisen.
Bei näherer Betrachtung zeichnen sich aus diesen Reisen in den Schnitt-
punkten deutlich drei Routen ab. Eine kleine Anzahl nimmt ihren Weg in
ungefähr 90° O-Lg über die Linie und wählt den Weg zwischen Acheen und
den Nicobaren, oder auch weiter nördlich zwischen den Andamanen und
Nicobaren hindurch, und arbeitet dann vorzugsweise an der Malacca - Küste
nach Norden auf.
Eine grössere Anzahl sucht von 92°—90° O-Lg mit möglichst nördlichem
Kurse in Lee der Inseln heraufzukommen, indem sie gelegentlich etwas Ost
bei nördlicher Richtung des Monsuns zu holen suchen, und geht. dann je nach
Umständen Nord oder Süd von Preparis-Insel in den Golf von Martaban hinein.
Die bei weitem grösste Anzahl, vor allem fast ohne Ausnahme die nach
Akyab bestimmte Flotte, liegt, sobald sie den Nordost-Monsun erfasst hat, mit
diesem voll nach NW weg, bis in die Nähe der Küste Vorder-Indiens, wo sich
der Monsun häufig nach NNW und NW zieht, geht hier über den anderen Bug
und segelt nach Osten mit theilweise recht gutem Erfolg.
Kine dieser drei Routen besonders zu empfehlen, würde eben, Angesichts
des nicht ausreichenden Materials, wohl als ein verfrühtes Unternehmen zu
bezeichnen sein, und ist deshalb am Schlusse dieser Tabelle der Schuittpunkte,
ausser einer rein empirischen Behandlung dieser Reisen, eine allgemeine Dar-
stellung der auf den einzelnen Reisen beobachteten bemerkenswerthen Krschei-
nungen auszugsweise, sowie Notizen und Bemerkungen der Kapitäue aus ihren
Journalen, die von allgemeinem Nutzen sind, in extenso gegeben (s. pag. 190),
e8 dem gesunden Urtheile des Schiffsführers überlassend, die Nutzanwendung
für sich selbst daraus abzuleiten und dem jedesmaligen Bedürfnisse anzupassen.