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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 6 (1878)

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Im Oktober fand cine rasche und starke Zunahme des Luftdtucks im 
nördlichen Indien statt. Der ganze Meerbusen von Bengalen war ein Gebiet des 
niedrigsten Luftdrucks, 756,9mm, und zeigte so das gerade Gegentheil von den 
im Monat März daselbst gefundenen meteorologischen Verhältnissen, Dieser 
Zustand scheint für den Monat Oktober der normale Stand in der Vertheilung des 
Luftdrucks zu sein, und lässt sich hieraus die bekannte Thatsache erklären, dass 
in dieser Bai im Oktober Orkane am häufigsten und stärksten auftreten. Diesen 
grossen Aenderungen im Luftdruck entsprechen auch die Aenderungen der 
Winde, Während im September die Winde im südlichen Theile der Bai eine 
südwestliche und im nördlichen Theile eine südöstliche Richtung hatten, herrschten 
im Oktober bei den Andamanen WSW-Winde, bei den Nicobaren SSE-, und 
ganz im Norden vor dem Ganges NE- bis NNW- und an der Coromandel-Küste 
N-Winde, jedoch in allen Fällen nur von geringer Stärke.“ 
Diese in dem erwähnten Werke von Blanford für ein Jahr dargelegteu 
Verhältnisse geben ein ziemlich klares Bild über die Durchschnittslage der 
meteorologischen Verhältnisse in den besprochenen Monaten. 
Da, wie schon erwähnt, Orkane vorzugsweise besonders heftig im Oktober 
auftreten, jedoch nicht regelmässig in jedem Jahre, sondern oft mit Uober- 
springung einer Anzahl Jahre, in denen kein solches Phänomen eintritt, so 
mag es von Interesse sein, die bedeutendsten dieser, so grosse Verheerungen 
an Schiffen und auf dem Lande anrichtenden Stürme, wie sie nach den Monaten 
von Blanford geordnet sind, hier anzuführen. 
December 
Januar . 
Februar . 
März. . 
April . 
Mai 
7 
Im Ganzen sind also, seitdem überhaupt Beobachtungen über diesen 
Gegenstand vorliegen, 73 Orkane registrirt, von denen die grösste Anzahl in 
den Oktober fällt. Nächst Oktober scheint der Monat Mai für die Bai von 
Bengalen der gefährlichste Monat zu sein. 
Ferner liegen Berichte vor über heftige und schwere Stürme von ver- 
heerenden Wirkungen, die sich jedoch auf keine grossen Gebiete ausdehnten, 
nämlich die Stürme vom 19. Mai 1781, 3. Mai 1811, 13.—17. Mai 1869, 
5.—10. Juni 1869, 7.—8. Oktober 1869 und vom 5. November 1870. 
Die Stürme im April und Mai sind selten so heftig, wie die im Oktober, 
und dringen nicht weit landeinwärts vor. 
Im Allgemeinen hält man einen schönen Mai für den Vorboten eines 
darauf folgenden starken Südwest-Monsuns, während einem stürmischen Mai fast 
immer ein unbeständiger Monsun in der Bai zu folgen pflegt. 
Der letzte von grossen Verheerungen begleitete Orkan war die Backergunge- 
Cyklone vom 29. Oktober bis 1. November 1876 (vgl. „Ann. d. Hydr. 1877“ 
pag. 301). 
Die Stürme des Oktober und November entstehen gewöhnlich in dem 
östlichen Theile des Meerbusens von Bengalen, ein wenig nördlich von den 
Anudamanen-Inseln, und während an dieser Stelle dem Sturm mehrere Tage 
schlechten Wetters und niedriger Barometerstand vorhergehen, giebt es längs 
der bengalischen Küste in der Regel fast keine Anzeichen eines bevorstehenden 
Sturmes bis ein oder zwei Tage vor seinem Eintreffen. 
Die Cyklonen, welche im Oktober zwischen 14°—18° N-Br entstehen, 
sind die häufigsten an den bengalischen Küsten, während die November-Cyklonen, 
welche weiter südlich entstehen, gewöhnlich nur längs der Küste von Madras 
verspürt werden, 
Die Cyklonen des April und Mai dagegen entstehen gewöhnlich im nörd- 
lichen Theile der Baiz; das Barometer fällt 4—5 Tage vorher stetig und 
beträchtlich; die SW-Winde herrschen dann schon mehr vor, und giebt deren 
Herumgehen durch SE nach NE bei fallendem Barometer ein sicheres Anzeichen 
eines herannahenden Sturmes, wogegen im Oktober, wie schon erwähnt, keine 
so sicheren Warnungen vorhervehen.
	        
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