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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 6 (1878)

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Karaibischen Meere grosse Verheerungen angerichtet hatte. An Bord des „Simon“ 
wurde während der Dauer dieses Sturmes der geringste Luftdruck um 2 Uhr Nach- 
mittag des 15. Oktober annähernd zu 726,0 mm beobachtet. Der Sturm war damals 
so heftig, das Schiff arbeitete in der ungewöhnlich hohen wilden See so schwer 
und begann derart zu lecken, dass der Kapitän sich genöthigt sah, vor dem 
Winde zu halten. Um 10 Uhr Abends sprang der Wind, nachdem es vorher 
einen Augenblick windstill gewesen war, von Süd nach Nord um mit orkan- 
artiger Kraft. Das Schiff wurde dadurch in eine sehr gefährliche Lage gebracht; 
die noch aus Süden laufende hohe See erlaubte nicht zu lenzen, und von Lee 
aus brachen heftige Sturz-Seen an Bord, Vieles zertrümmernd und zerstörend. 
Erst am 17. Oktober wurde das Wetter so weit besser, dass abgehalten werden 
konnte. Kapt. Bendrat hatte sich jetzt entschlossen, um jeden Preis zu ver- 
suchen, nach Süden hin zu gelangen und liess Kurs für die Nordsee steuern, 
Als das Schiff in dieselbe gelangte, traf man zwar anfänglich mässigere Winde, 
aber die Richtung derselben war doch zu anhaltend ungünstig, um die Reise 
nach dem Kanale fortsetzen zu können. Während der drei letzten Tage des 
Oktobers hatte das nicht weit von Texel stehende Schiff wieder sehr schweres 
Wetter aus Westen zu überstehen, bei dem das Barometer bis auf 745,4 mm 
Gel. Das Schiff war aber jetzt durch alle diese schweren Stürme so leck ge- 
worden, die Mannschaft in einen so erschöpften Zustand versetzt, dass Kapitän 
Bendrat die Hoffnung aufgeben musste, unter diesen Umständen seinen Be- 
stimmungsplatz zu erreichen. Br liess deshalb nach Osten der Elbe zusteuern, 
um dort sein Schiff wieder seefähig zu machen, und erreichte dieselbe‘ am 5. No- 
vember, 74 Tage nach dem Verlassen der Rhede von Onega. 
Nachdem in Cuxhaven der „Simon“ reparirt worden war, trat er schliess- 
lich am 3. December die Reise nach Liverpool wieder an und erreichte diesen 
Platz nach 27 Tagen. 
5. Reise der Apenrader Bark „Friedrich“, Kapt. J. Ulderup. 
Die Apenrader Bark „Friedrich“ ging am 2. September des Jahres 1876 
von Cardiff aus in See, um eine Reise nach Hongkong zu beginnen, Die auf 
derselben anfänglich angetroffenen Winde waren ziemlich ungünstig, doch als 
man am 11. September den Parallel von 40° N-Br in 16,5° W-Lg gekreuzt 
hatte, traf man schon dort auf nordöstlichen Wind, der in der Folge ohne 
Störung als Passat durchkam. Die Bark schnitt 30° N-Br in 20° W-Lg am 
14. September und 20° N-Br in 24,8° W-Lg am 20. September; in 14,7° N-Br 
und 26° W-Lg lag am 22. September die südliche Grenze des Passats. Fast 
ohne vorhergehende Stille begann darauf südwestlicher Wind zu wehen, indessen 
traten in 12° N-Br auch noch wieder östliche Winde auf; der SW-Monsun 
zeigte sich überhaupt nicht stark ausgebildet, denn die Richtung der ange- 
troffenen Winde war ziemlich veränderlich, Windstille wurde indessen nur für 
sehr kurze Zeit gefunden. Als das Schiff nach 4,2° N-Br in 21° W-Lg gelangt 
war, und dort der Wind sich rechtweisend bis nach SzW gedreht hatte, liess 
Kapt. Ulderup wenden und versuchte, von hier ab über St.-B.-Bug Süd anzu- 
holen. Der Wind raumte auch allmählich auf und am 6. Oktober passirte das 
Schiff mit südöstlichem Winde in 26,5° W-Lg den Aequator nach 33tägiger 
Reise vom Bristol-Kanal ab. 
Den Passatwind des südatlantischen Oceans traf man in gewünschter 
Stärke und Beständigkeit; in 21,2° S-Br und 29,1° W-Lg schien er am 18. Ok- 
tober seine südliche Grenze zu haben, dort lief der Wind nordöstlich und be- 
schrieb im Verlaufe der nächsten beiden Tage rechtlaufend durch Nord und 
West einen Kreislauf um den ganzen Kompass, begleitet von einer Abnahme 
des Luftdrucks von etwa mm. Am 20. Oktober passirte das Schiff, begünstigt 
von frischem nördlichem Winde, in 22° W-Lg 30° S-Br und am 27. Oktober 
den Meridian von 0° in 37,5° S-Br. Die Reise von der Linie bis hier hatte 
21 Tage gedauert. 
Als Kapt. Ulderup darauf am 31. Oktober 40° S-Br in 15° O-Lg er- 
reicht hatte, liess. er, sich in der Nähe dieses Parallels haltend, nach Osten 
steuern. Die in dieser Breite angetroffenen Winde waren recht günstig, da sie 
bis etwa zu 30° O-Lg aus südwestlicher, später mehr aus nordwestlicher Rich- 
Ann, d, Hyadr., 1878, Heft IV (April).
	        
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