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von 30° N-Br in 77° W-Lg und gelangte am 31. Oktober zum Bestimmungs-
hafen Charleston nach einer Reise, die vom Kanale her eine Dauer von
44 Tagen hatte.
In Charleston erhielt der „Carl Georg“ eine für Bremen bestimmte Ladung
and trat am 13. December die Reise nach letzterem Platze an. Das Schiff ver-
folgte auf dieser zunächst eine ungewöhnlich südliche Route, welche durch
Meerestheile führte, in denen vorherrschend umlaufende Winde von mässiger
Stärke angetroffen wurden; diese waren denn auch dem Fortgange der Reise
nicht sehr günstig. Die Bark kreuzte 70° W-Lg in 33,8° N-Br am 22. De-
cember, 55° W-Lg in 37,0° N-Br am 31. December; am letzteren Tage hatte
„Carl Georg“, ebenso wie „Seenymphe“ und „Constantia“, einen schweren Sturm
aus SW zu überstehen. Derselbe begann auch hier aus Süd, und drehte sich
später, begleitet von heftigen Gewitterböen, nach SW; der niedrigste an Bord
des „Carl Georg“ während der Dauer des Sturmes beobachtete Luftdruck betrug
740,2 mm. Nachdem dieser Sturm vorüber war, wehten die Winde anhaltender
aus günstiger Richtung, es konnte daher 50° W-Lg am 1. Januar 1878 in 37,8°
N-Br; 30° W-Lg in 42,9° N-Br am 10. Januar und am 20. Januar, demselben
Tage, an welchem „Constantia“ dorthin gelangte, der Kanal erreicht werden.
Die Reise von Charleston bis dahin hatte eine Dauer von 38 Tagen.
4. Reise der Danziger Bark „Simon“, Kapt. A. Bendrat.
Kapt. A. Bendrat machte mit dem von ihm geführten Schiffe im letzten
Jahre eine Reise nach Frankreich und von dort nach dem Weissen Meere,
während deren Dauer er ein meteorologisches Journal für die Scewarte führte.
Das Schiff verliess Danzig am 27. April und erreichte nach 18tägiger Reise den
Bestimmungshafen Havre.
Nachdem hier die Ladung entlöscht und wieder Ballast eingenommen
war, ging der „Simon“ am 21. Juni in See, um nach dem am Weissen Meere
gelegenen Hafen Onega zu segeln. Der Kapitän wählte die durch die Nordsee
führende Route, und wurde so der Breitenparallel von 60° Nord am 30. Juni
in 1,8° O-Lg geschnitten. Ohne dass sich in der Folge etwas Bemerkenswerthes
ereignete, nahm die eben nicht durch die Winde sehr begünstigte Reise ihren
weiteren Verlauf. Am 2. Juli passirte das Schiff in 7,5° O-Lg den Polarkreis
and erst am 16. Juli das Nordkap, da die fast ausschliesslich aus nördlicher
and östlicher Richtung wehenden Sommerwinde den „Simon“ hier so lange
zurückgehalten hatten. Für die fernere Fahrt waren die nördlichen Winde
günstiger, so dass in Folge dessen am 21. Juli der Eingang zum Weissen Meere
and am 27. Juli nach 37tägiger Reise Onega erreicht werden konnte.
Hier wurde der Ballast entlöscht und das Schiff mit einer Holzladung,
welche für Liverpool bestimmt war, beladen; am 24. August verliess es die
Rhede von Onega und trat die Reise nach jenem Platze an. Gleich der Beginn
derselben war ungünstig; noch immer wehten die Nordwinde, und zwar so an-
haltend und hartnäckig, dass nahezu 4 Wochen gebraucht wurden, ehe man die
Länge des Nordkaps wieder passiren konnte, Von hier an traf man zunächst
atwas günstigere Gelegenheit und erreichte mit den herrschenden Ostwinden
den Polarkreis am 25. September in 6° O-Lg. Hier erreichten, sehr zur unge-
legenen Zeit, die jetzt erwünschten östlichen und nördlichen Winde ihr Ende,
und vorherrschend aus südlicher und westlicher Richtung wehende traten an
deren Stelle. Bald wurden dieselben auch stürmisch und nun folgte eine über-
aus harte Zeit für die Mannschaft und das schwer beladene Schiff. Am
4, Oktober hatte man in 63,5° N-Br und 1° W-Lg einen schweren Südsturm
zu überstehen, mit dem der Luftdruck bis auf 752,8mm abnahm. Das stürmische
Wetter aus westlicher Richtung hielt fast ununterbrochen an, bis am 15. Oktober
in 60,2° N-Br und 0° Länge der „Simon“ auch noch in das Centrum des
yrossen barometrischen Minimums gerieth, dessen Bahn durch die Beobachtungen
des Signal-Office der Vereinigten Staaten und der Deutschen Seewarte von
Westindien her und über die ganze Breite des Atlantischen Oceans bis zu den
Küsten Europa’s zu verfolgen war, !) und welches schon am 22. September im
\ Vgl. „Ann. d. Hyar. ete.“, 1878, pag. 79 u. 127.