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25° N-Br in 24,5° W-Lg passirt war. Von beständigem, wenn auch nicht sehr
frischem Winde begünstigt, verlief die Reise dann ferner in ruhiger Weise,
ohne bemerkenswerthe Ereignisse. Am 22, Oktober schnitt man den Breiten-
parallel von 20° N-Br in 36,5° W-Lg und steuerte nun weiter, an dem 18. Grade
der Breite entlang, dem Bestimmungsorte zu, Am 5. November wurde die
Küste von Portorico erblickt, und am 6. November ankerte das Schiff auf der
Rhede von Aguadilla nach einer Reise, die seit dem Verlassen des Kanals eine
Dauer von 34 Tagen hatte.
Von Aguadilla versegelte die Brigg nach dem auf derselben Insel ge-
legenen Hafenorte Arecibo; nachdem hier Ladung eingenommen war, ging das
Schiff am 15. December wieder in See und trat die Rückreise nach Hamburg
an. Durch den frisch, oft fast stürmisch wehenden Passat, segelte die „See-
nymphe“, voll und beim Winde haltend, nach Norden, bis am 22, December in
33,3° N-Br und 71,8° W-Lg der nordöstliche Wind endete. Auch in der zu-
nächst folgenden Zeit wurden noch ungünstige Windverhältnisse angetroffen, bis
man am 31. December in 36,5° N-Br und 58° W-Lg günstigen Wind aus west-
licher Richtung antraf. Der Wind wehte an dem letztgenannten Tage bei
starken gewitterhaften Entladungen und einem Luftdrucke, der als niedrigsten
Stand 735,2 mm zeigte, zuerst stürmisch aus südöstlicher Richtung, später lief
er um nach SW. Günstige Westwinde herrschten dann fernerhin vor; mit ihnen
passirte das Schiff am 2. Januar 1878 50° W-Lg in 39,2° N-Br, am 9. Januar
30° W-Lg in 43,7° N-Br, und erreichte am 19. Januar nach einer Reise von
36 Tagen glücklich den Kanal,
2, Reise des Bremer Schiffes „Constantia“, Kapt. J. Kühlken.
Im September des Jahres 1877 verliess das nach New-Orleans bestimmte
Bremer Schiff „Constantia“, Kapt. J. Kühlken, Bremerhaven. Awm 8. September
befand sich das Schiff vor dem westlichen Eingange des Kanals und bemühte
sich, gegen die dort zur Zeit herrschenden, oft stürmischen Westwinde, nach
Süden zu gelangen. Es verursachte dies nicht geringe Schwierigkeiten, und
gelang es erst, als am 15. September in 46° N-Br und 13,8° W-Lg der Wind
nach günstigerer Richtung, zuerst nach SE, einige Tage darauf nach NW um-
lief, schneller Breite abzulaufen. Am 22, September schnitt man mit westlichem
Winde 30° N-Br in 23° W-Lg, und wenige Tage später wurde, ohne weiteren
Aufenthalt, in 26,6° N-Br und 24,9° W-Lg die Nordgrenze des Passats erreicht.
Am 28. September kreuzte man in 31° W-Lg den Parallel von 20° N-Br; süd-
lich von demselben wurde in 34° W-Lg die „Constantia“ noch wieder für kurze
Zeit durch leichten südwestlichen Wind aufgehalten. Als dann jedoch der
Passat wieder durchgekommen war, wurde derselbe nicht mehr gestört; in
mässiger Stärke, aber beständig wehend, führte er das Schiff seinem Ziele
entgegen. Kapt. Kühlken schlug die südlichere Route ein, welche, zwischen
den kleinen Antillen hindurch, in das karaibische Meer führt. Am 12. Oktober
erblickte man die Insel Guadeloupe und segelte darauf durch den zwischen
dieser und der Insel Monserrat liegenden Kanal: Am 17. Oktober kam die an
der Südspitze Domingo’s gelegene kleine Felseninsel Alta Vela, am 19. Oktober
die Insel Navasso, in der Strasse zwischen Hayti und Jamaika liegend, in Sicht.
Der Passat war hier in der Nähe der hohen gebirgigen Inseln nur sehr flau,
erst als man westlich von 78° W-Lg gekommen war, frischte der Wind wieder
auf; mit diesem umsegelte man am 24. Oktober das Kap Antonio, die West-
spitze Cuba’s, und setzte dann, den Golf von Mexico mitten durchschneidend,
den Kurs auf die Mississippi-Mündungen zu. In 25,6° N-Br endete der östliche
Wind; umspringende, veränderliche Winde traten an ihre Stelle, mit deren Hülfe
es gelang, sich am 28. Oktober der Flussmündung so weit zu nähern, dass man
einen Schleppdampfer erhielt, der die „Constantia“ über die Barre schleppte.
Die Reise vom Kanal bis zum Mississipi hatte eine Dauer von 50 Tagen.
Am Nachmittag des 7. December trat das Schiff von New- Orleans aus
die Rückreise nach Bremen an. Der Wind wehte frisch aus NE, so dass in
Folge dessen die „Constantia“ in kurzer Zeit in den Bereich der günstigen
Golfströmung gelangen konnte; hier war der Passat so heftig, dass durch
Kreuzen wenig zu gewinnen war, allein die stark nach Osten setzende Strömung