bestimmt auf die periodische Wiederkehr derartiger Einflüsse innerhalb derselben
Wochen in den meisten Jahren hin. Aber gerade die auffälligste und am
sichersten constatirte unter den auf den beifolgenden Tafeln hervortretenden
Einbiegungen solcher Art, die Depression der Temperatur in dem grösseren
Theile Deutschlands am Ende des Juni, zeigt durch die verschiedene Lage ihres
Maximums in der 25- und 110-jährigen Reihe zu Berlin (in ersterer 30. Juni bis
4. Juli, in letzterer 20.—24. Juni, vgl. Tafel II), wie wenig die betreffende Er-
scheinung an bestimmte. Tage gebunden ist. Diese Depression der Temperatur
hängt jedenfalls zusammen mit dem in der zweiten Hälfte Juni’s in den meisten
Jahren eintretenden Maximum der sommerlichen Regen- und Gewitterzeit, allein
der Eintritt und Verlauf dieser letzteren ist eben keineswegs an bestimmte
Daten gebunden, sondern varlirt in verschiedenen Jahren nach Zeit um mehrere
Wochen und nach Intensität bis zum völligen Verschwinden derselben. Die
lange Dauer der Depression bedingt indessen, dass dieselbe auch in den Monats-
mitteln und den danach construirten Curven noch mehr oder weniger erkenn-
bar ist.
Ein wesentlicher Vortheil bei der Ableitung der jährlichen Periode aus
den Monatsmitteln ist die Leichtigkeit, mit welcher alle erforderlichen Reduectionen
und Correctionen an die Werthe angebracht werden und die Normalmittel für
jede beliebige Tagesstunde abgeleitet werden können, da man alle nöthigen
Veränderungen nur an die Monatsmittel anzubringen und die Curve neu zu
construiren braucht, während man andernfalls die grösstentheils nur für Monats-
mittel bekannten Reduectionsgrössen in mehr willkürlicher Weise, mit mehr
Rechnung und weniger Sicherheit vor Fehlern auf die einzelnen Tage ver-
theilen muss.
An den Curven, welche in grossem Maassstabe hergestellt wurden und
von denen die hier beigefügten Tafeln verkleinerte Copie’n geben, wurden die
Normalwerthe der Temperatur für jeden Einzeltag vom -Coordinatennetz ab-
gelesen und in Tabellen vereinigt, deren jede einen Monat umfasst.!) Diese
Tabellen, nach welchen täglich die Abweichungen der Temperatur von der
Normalen für die Wetterberichte abgeleitet werden, bilden das wesentliche
Resultat, zu dessen Erlangung die Arbeit unternommen wurde, Der zur Her-
stellung der Curven im Speciellen eingeschlagene Weg war folgender:
Als Ausgangspunkt wurden die von Dove in der Preussischen Statistik
XXXII (Berlin 1874) veröffentlichten Mittel der preussischen Stationen für den
25-jährigen Zeitraum 1848—72 genommen. An sieben im Wetterbericht der
Scewarte vertretenen Stationen: Crefeld, Leipzig, Breslau, Berlin, Cöslin, Königs-
berg und Memel umfassen die Beobachtungen diesen ganzen Zeitraum, für sechs
andere konnten sie nach den Angaben derselben Quelle auf diesen Zeitraum mit
Hülfe benachbarter Stationen reducirt werden, und zwar für Münster, Kassel,
Hannover,?) Trier, Wiesbaden und Thorn. Die auf dieselbe Weise berechneten
Werthe für Friedrichshafen am Bodensee wurden verworfen, weil nach Mittheilung
des Herrn Prof. Dr. Schoder die Beobachtungen dieser Station vor dem Jahre
1866 in allzu ungünstiger Lage gemacht wurden; für diese Station wurden
deshalb die gefälligst von dem Herrn Prof. Schoder mitgetheilten Normal-
werthe genommen. Dagegen wurde für Bamberg das eben erwähnte Verfahren
angewendet auf die im Nederlandsch Jaarboek 1871, Th. II, publiecirten Mittel,
und ergab sich dabei eine Curve, die in ihrem Gange mit jenen der Nachbar-
stationen genügend übereinstimmte, während die übrigen der Seewarte zu-
gänglichen vieljährigen Mittelwerthe dieser Station sich als nicht brauchbar
erwiesen.
Zur Reduction auf das Mittel 1848—72 wurde im Wesentlichen das von
Dove angegebene Verfahren eingeschlagen, je nach Umständen in der jeweils
bequemsten und sichersten Form. Als Beispiel folgt hier die Ableitung der
wahrscheinlichen Mitteltemperatur der Periode 1848-—72 für Kassel aus den von
Mai 1863 bis Ende 1872 reichenden Beobachtung;en an dieser Station.
) Diese Arbeiten wurden sämmtlich von dem Herrn Hotes, als Volontär, an der Seewarte
unter der Leitung des Vorstands der Abtheilung III der Seewarte ausgeführt.
% Für Hannover zeigte die Curve einen höchst unregelmässigen Verlauf, welcher erst nach
Ausmerzung eines Fehlers in der oben genannten Quelle verschwand; das Mittel II für den Mai
a. a. O0. pag. 61 soll nämlich nicht 9.64°, sondern 10.19° heissen.