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Penrhyn - Gruppe (zwischen 4°—14° S-Br und 150°-—165° W-Lg) und hat nur
wegen ihrer Guano-Lager eine gewisse Wichtigkeit crlangt. Die über sie vor-
handenen Nachrichten sind nur dürftig, namentlich in Betreff des Anlegens und
des Liegens der Schiffe bei dieser Insel.
Nachstehende hierauf bezügliche Bemerkungen des Führers der französi-
schen Bark „Nouveau St, Michael“, Kapt. Duhart, welche uns von Herrn
H. Rode in Hamburg nebst der diesem Artikel beigefügten Skizze der Insel
Malden zugestellt worden sind, dürften daher von einigem Interesse sein.
Diese Skizze ist in verkleinertem Maassstabe und mit einigen Verbesserun-
gen nach einer genau verglichenen Kopie des Grundrisses der Insel Malden
angefertigt, welcher nach Aufnahme eines Geometers der Guano - Compagnie
in Melbourne gezeichnet worden ist.
Der Bericht des Kapt. Duhart lautet im Wesentlichen, wie folgt:
„Die grösste Breite der Insel (von Ost nach West) beträgt ca. 6,5 Sm;
die Westküste ist nur ca. 1 Sm lang und erstreckt sich beinahe in der Richtung
Nord—Süd. An dem südlichen Theile der Westküste befindet sich die An-
siedelung und vor dieser der Ladeplatz (s. Skizze).
An der Westküste der Malden-Insel steigt der Grund nicht so steil auf
wie ber Flint-Insel, aber noch zu steil, als dass der Ankerplatz für jederzeit
sicher gelten kann. Man hat mehrere Bojen verankert und an Land verkettet,
von denen drei zum Festmachen der Schiffe, andere zum Abholen der Ladeboote
bestimmt sind. Von diesen Booten trägt jedes ca, 5t; sie erhalten ihre Ladung
an einem aus Holz gefertigten Steg, dessen Stützen man mit Kupferplatten
beschlagen musste, um sie gegen den Bohrwurm zu schützen. Wenn Guano in
genügendem Vorrath ausgegraben ist, kann man über 100t den Tag an Bord
bringen; es wird aber jedes Mal nur ein Schiff beladen, und dieses muss sich
an der recht vor dem Steg liegenden Boje festmachen.
Wenn keine Boje frei, oder das Festmachen an ihnen nicht rathsam ist,
so giebt man einem ansegelnden Schiffe das verabredete Signal, in See zu
bleiben, durch Aufheissen einer blauen Flagge am Flaggenstock, Ist eine Boje
frei, so hält der Vorsteher des Etablissements ein Boot mit einer starken
Pferdeleine, deren Ende an der Boje fest ist, bereit; auf dem ansegelnden
Schiffe werden, den Umständen entsprechend, Segel gemindert; man brasst back
um die Leine an Bord zu nehmen, holt sich mit ihr an die Boje und schäkelt
in deren Ring die Kette des Backbord-Ankers ein; ist dies geschehen, so lässt
man sich, während man Kette aussteckt, von den back liegenden Marssegeln
so weit zurücktreiben, dass Stampfen des Schiffes durch Dünung den Halt des
Ankers der Boje nicht lockern kann, darauf lässt man den Steuerbord-Anker
vom Krahnbalken fallen, fiert ihn aber nicht an den Grund, sondern hält den
30 Faden-Schäkel der Kette mehr oder weniger nahe am Spill. Dieser Anker
hindert das Schiff, welches meistens quer im Strom liegt, ein wenig am Scheeren
und hält es ab, bei Windstille und Umsetzen der Strömung oder bei Wirbel-
strömungen innerhalb der Bojen zu treiben; diese liegen so nahe an dem felsigen
und mit Korallen bewachsenen Grunde, dass ein Schiff, welches mit der gewöhnlich
ausgesteckten Kette nach Land hin schwait, bei hoher Dünung verloren gehen,
im besten Falle am Kupfer stark beschädigt werden kann.
Das Grossmarssegel bleibt stets, back liegend, gesetzt, zuweilen muss
man noch Besan-, resp. Brigg- oder Grosssegel, ausholen, um das Schiff mit
dem Vorderende nach Land hin zu halten.
Von Mitte Juni bis Mitte Juli 1877 war der Wind am Ankerplatze stets
östlich; einzelne Böen kamen von Nord, man hatte aber Mitte Juni unweit der
Insel noch NW-Wind gehabt. In oben genannter Zeit fiel einige Male Regen,
Die Strömung setzte am Ankerplatz am Lande entlang, je nachdem der
Wind nördlich oder südlich von Ost war, nach Süd oder Nord; der Unterschied
zwischen Hoch- und Niedrigwasser war gering.
Der Grund besteht aus Steinen, die mit Korallen bewachsen sind; ein
Anker, welcher zwischen ihnen Halt bekommt, geht daher leicht verloren.