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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 6 (1878)

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dem, für sie angegebenen Ort wenigstens, nicht mehr zu existiren, denn wir 
lagen daselbst auf 10m Wassertiefe zu Anker, ebenso ist die Gestaltung der 
Coroa Gaivotas ganz verändert, unser dortiger Ankerplatz befand sich der Karte 
zufolge auf einer Sandbank. Auch das Land ist falsch eingezeichnet, wie wir 
durch Kreuz-Peilungen wiederholt konstatiren konnten, und an der Hand der 
Tiefenangaben auf der Karte kann man unter keinen Umständen mehr seinen 
Kurs durch das Fahrwasser finden, wir vermissten darin wenigstens jede 
Uebereinstimmung mit unseren Lothungen. 
Die Tour von Pard bis ausserhalb der Bänke der Mündung, etwa eine 
Strecke von 75 Sm, hatten wir also in 48 Stunden mit 5 Ebben zurückgelegt, 
denen wir natürlich den Hauptautheil an diesem, wider Erwarten des Lootsen 
günstigen Resultat zuschreiben müssen, da sie uns durchschnittlich 1,5 bis 2 Sm 
für die Stunde in der Richtung des Kurses versetzte. Im unteren Strom nahm 
die Geschwindigkeit der Gezeitenströmungen ab, nur zwischen den Bänken hatte 
die Ebbe dieselbe Gewalt, wie vor Pard und erreichte die Stärke von 2—3 Sm. 
Nach der Lage des Feuerschiffes hatte der Ebbestrom die Richtung EzN, lief 
also ziemlich quer über das Fahrwasser, 
Im Atlantischen Ocean fanden wir an den beiden folgenden Tagen 
unserer nach Barbadoes gerichteten Reise ENE und NE-Wind vor, der von allen 
besonderen Anzeichen des Passates begleitet war, dann aber, zwischen 4° und 
5° N-Br auf 50° W-Lg, nahm das Wetter den Charakter der äquatorialen 
Kalmen-Zone an. Der Wind wurde veränderlich (SSE über Nord bis NNW), 
es regnete anhaltend, oft heftig und mit starken Böen. Aehnliches Wetter be- 
gleitete uns bis 9° N-Br auf 54° W-Lg, nur dass der Wind, der aber immer 
noch, besonders in den Morgenstunden, sehr böig blieb, sich zwischen NNE bis 
ENE hielt und der Regen mehr in Schauern kam. 
In den 3 Tagen, welche wir auf dieser Strecke der Reise zubrachten, 
mussten wir hart an den Wind steuern, um uns innerhalb des Aequatorial- 
Stromes und in einer Entfernung von ungefähr 100 bis 120 Sm von der Küste 
zu halten. Von 9° N-Br ab brachte uns der Passat nach Barbadoes; er hatte 
anfänglich nordöstliche, dann aber, nördlich von 12° N-Br, ostnordöstliche 
Richtung, flaute sehr bald ab und ging selten über die Windstärke 3 hinaus, 
ohne die erwarteten Passat - Regenböen zu bringen. Südlich von Barbadoes 
wurde sehr hohe und lange Dünung aus NNE beobachtet. 
Dic während der Reise erfahrene Strom- Versetzung entsprach nicht ganz 
unseren, nach den Stromkarten gebildeten Voraussetzungen. Leider segelten 
wir, des bewölkten Himmels wegen, von 2,5° N-Br ab, bis wohin wir in 
24 Stunden von Pard aus eine Stromversetzung nach N 68° W zu verzeichnen 
hatten, 3 Tage ohne Observationen. Erst auf 6,5° N-Br konnten wir durch 
Vergleich zwischen Loggrechnung und observirtem Besteck konstatiren, dass der 
Strom innerhalb 72 Stunden das Schiff nach N 74° W, 50 Sm versetzt und 
demnach also eine sehr viel westlichere Richtung innegehalten hatte, als wie sie 
normalmässig sein sollte. Von da ab setzte der Strom durchschnittlich N 70° W 
in abnehmender Stärke von 40 bis 20 Sm pro Etmal. 
Das Barometer zeigte zwischen 764,0 und 760,5mm die regelmässigen 
täglichen Perioden; das Thermometer hielt sich während der ganzen Zeit sehr 
konstant zwischen 27 bis 23° C, nur am ersten Tage des Regens in den Kalmen, 
den 13. December, ging es bis auf 26° herunter. 
Auf 6,5° N-Br und 52° W-Lg bemerkten wir einen sehr auffallenden 
Kontrast in der Färbung des Wassers. Dasselbe war in der Richtungslinie 
NNO bis SSW scharf abgegrenzt in der Farbe und Durchsichtigkeit; während 
im Ost das Meer tief ultramarinblau und ganz durchsichtig erschien, zeigte es 
in West, dem Lande zu, eine grünliche, undurchsichtige Färbung. Der Rand, 
wo beide Wasser zusammenstiessen, brandete hoch auf, aber nirgend fand eine 
Vermischung statt, und wir konnten die Grenzen noch stundenlang nachher 
beobachten. 
Das specifische Gewicht änderte sich, indem wir von Ost naclı West die 
Wasserscheide durchsegelten, von 1,0251 auf 1,0240.) Die Oberflächen-Tempera- 
fur stieg von 27,2° C auf 28,1° C.“ 
Y Diese Angaben sind vermuthlich für die Temperatur nicht korrigirt, A, d. Rı
	        
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