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dem, für sie angegebenen Ort wenigstens, nicht mehr zu existiren, denn wir
lagen daselbst auf 10m Wassertiefe zu Anker, ebenso ist die Gestaltung der
Coroa Gaivotas ganz verändert, unser dortiger Ankerplatz befand sich der Karte
zufolge auf einer Sandbank. Auch das Land ist falsch eingezeichnet, wie wir
durch Kreuz-Peilungen wiederholt konstatiren konnten, und an der Hand der
Tiefenangaben auf der Karte kann man unter keinen Umständen mehr seinen
Kurs durch das Fahrwasser finden, wir vermissten darin wenigstens jede
Uebereinstimmung mit unseren Lothungen.
Die Tour von Pard bis ausserhalb der Bänke der Mündung, etwa eine
Strecke von 75 Sm, hatten wir also in 48 Stunden mit 5 Ebben zurückgelegt,
denen wir natürlich den Hauptautheil an diesem, wider Erwarten des Lootsen
günstigen Resultat zuschreiben müssen, da sie uns durchschnittlich 1,5 bis 2 Sm
für die Stunde in der Richtung des Kurses versetzte. Im unteren Strom nahm
die Geschwindigkeit der Gezeitenströmungen ab, nur zwischen den Bänken hatte
die Ebbe dieselbe Gewalt, wie vor Pard und erreichte die Stärke von 2—3 Sm.
Nach der Lage des Feuerschiffes hatte der Ebbestrom die Richtung EzN, lief
also ziemlich quer über das Fahrwasser,
Im Atlantischen Ocean fanden wir an den beiden folgenden Tagen
unserer nach Barbadoes gerichteten Reise ENE und NE-Wind vor, der von allen
besonderen Anzeichen des Passates begleitet war, dann aber, zwischen 4° und
5° N-Br auf 50° W-Lg, nahm das Wetter den Charakter der äquatorialen
Kalmen-Zone an. Der Wind wurde veränderlich (SSE über Nord bis NNW),
es regnete anhaltend, oft heftig und mit starken Böen. Aehnliches Wetter be-
gleitete uns bis 9° N-Br auf 54° W-Lg, nur dass der Wind, der aber immer
noch, besonders in den Morgenstunden, sehr böig blieb, sich zwischen NNE bis
ENE hielt und der Regen mehr in Schauern kam.
In den 3 Tagen, welche wir auf dieser Strecke der Reise zubrachten,
mussten wir hart an den Wind steuern, um uns innerhalb des Aequatorial-
Stromes und in einer Entfernung von ungefähr 100 bis 120 Sm von der Küste
zu halten. Von 9° N-Br ab brachte uns der Passat nach Barbadoes; er hatte
anfänglich nordöstliche, dann aber, nördlich von 12° N-Br, ostnordöstliche
Richtung, flaute sehr bald ab und ging selten über die Windstärke 3 hinaus,
ohne die erwarteten Passat - Regenböen zu bringen. Südlich von Barbadoes
wurde sehr hohe und lange Dünung aus NNE beobachtet.
Dic während der Reise erfahrene Strom- Versetzung entsprach nicht ganz
unseren, nach den Stromkarten gebildeten Voraussetzungen. Leider segelten
wir, des bewölkten Himmels wegen, von 2,5° N-Br ab, bis wohin wir in
24 Stunden von Pard aus eine Stromversetzung nach N 68° W zu verzeichnen
hatten, 3 Tage ohne Observationen. Erst auf 6,5° N-Br konnten wir durch
Vergleich zwischen Loggrechnung und observirtem Besteck konstatiren, dass der
Strom innerhalb 72 Stunden das Schiff nach N 74° W, 50 Sm versetzt und
demnach also eine sehr viel westlichere Richtung innegehalten hatte, als wie sie
normalmässig sein sollte. Von da ab setzte der Strom durchschnittlich N 70° W
in abnehmender Stärke von 40 bis 20 Sm pro Etmal.
Das Barometer zeigte zwischen 764,0 und 760,5mm die regelmässigen
täglichen Perioden; das Thermometer hielt sich während der ganzen Zeit sehr
konstant zwischen 27 bis 23° C, nur am ersten Tage des Regens in den Kalmen,
den 13. December, ging es bis auf 26° herunter.
Auf 6,5° N-Br und 52° W-Lg bemerkten wir einen sehr auffallenden
Kontrast in der Färbung des Wassers. Dasselbe war in der Richtungslinie
NNO bis SSW scharf abgegrenzt in der Farbe und Durchsichtigkeit; während
im Ost das Meer tief ultramarinblau und ganz durchsichtig erschien, zeigte es
in West, dem Lande zu, eine grünliche, undurchsichtige Färbung. Der Rand,
wo beide Wasser zusammenstiessen, brandete hoch auf, aber nirgend fand eine
Vermischung statt, und wir konnten die Grenzen noch stundenlang nachher
beobachten.
Das specifische Gewicht änderte sich, indem wir von Ost naclı West die
Wasserscheide durchsegelten, von 1,0251 auf 1,0240.) Die Oberflächen-Tempera-
fur stieg von 27,2° C auf 28,1° C.“
Y Diese Angaben sind vermuthlich für die Temperatur nicht korrigirt, A, d. Rı