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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 6 (1878)

Aus den Reiseberichten S.M.S. „Medusa“, Korv.-Kapt. Hollmann.) 
S. M. S. „Medusa“ war am Nachmittage des 24, November 1877 auf der 
Fahrt von Iiha Grande (s. diese Annal. pag. 54) bei der Stadt Pard angelangt, 
nachdem sie in der Naclıt vom 22. zum 23. November das Feuer von Atalaja 
angesteuert und am 23. November des Nachmittags das Braganza-Feuerschiff 
passirt hatte. Das Schiff verweilte vom 24. November bis 8. December in Pard 
und trat dann am.9. December die Reise nach Bridgetown (Barbadoes) an, wo 
es am 19. December eintraf. 
Ueber die Navigirung des Pard-Flusses, sowohl bei dem Einsegeln, als 
bei dem Aussegeln, hat der Kommandant der „Medusa“, Korv.-Kapt. Hollmann, 
einen allgemeinen, und der Lieut. z. See Freiherrr von HErhardt einen 
speciellen Bericht eingesandt; lotzteren theilen wir hier ausführlich mit und 
fügen demselben einige Zusätze von Seiten des Korv.-Kapt. Hollmann hinzu, 
sowie zwei Berichte des letzteren über die Handels- und Verkehrsverhältnisse 
der Stadt Pard und über die Reise von Pard bis Bridgetown. 
Bemerkungen über die Navigirung des Parä-Flusses.?) 
Von Lieut. z. See Freiherr von Erhardt, 
Jedes Schiff, sei es unter Segel, oder Dampf, welches die Mündung des 
Pard-Flusses anzusteuern beabsichtiget, muss den Thurm, bezw. bei Nacht das 
Feuer von Atalaia zu sichten versuchen, um dann durch Peilung desselben den 
Ort des Schiffes in der Karte bestimmen zu können, 
Einem Schiffe, welches keine guten Beobachtungen gehabt hat, oder 
sich auf seine Chronometer nicht genau verlassen kann, wird angerathen, 
nie des Nachts das Feuer, oder die Küste ansteuern zu wollen, vor Allem 
nicht dann, wenn das Wetter unsichtig ist. Wie bekannt, ist die Küste von 
Gurapi bis nördlich über Cabo de Norte hinaus sehr flach und niedrig und 
besteht aus gelblich weissem Sande mit geringer Baumvegetation; sie ist beim 
klarsten Wetter höchstens 12 Sm weit sichtbar, unter den gewöhnlichen Verhält- 
nissen nur auf 9 Sm, und wird das gute Ausmachen der Küste noch durch 
das grünlich gelbe Wasser an derselben bedeutend erschwert.?) 
Beabsichtigt jedoch ein Schiff, bei Nacht das Feuer von .Atalaia an- 
zusteuern,*) so sollte es vor allen Dingen das Loth fleissig benutzen und alle 
5 bis 10 Minuten lothen. Der Meeresboden erhebt sich sehr gleichmässig nach 
dem Lande zu, und sobald ein Schiff den 46. Längengrad passirt hat, kann es 
zich ohne Gefahr der Küste bis auf die 23 m-Linie nähern, sollte aber diese Linie 
nicht überschreiten, denn jenseits derselben ist das Fahrwasser nicht genügend 
ausgelothet. So weit bis jetzt praktisch ermittelt worden ist, verliert der Ge- 
„eitenstrom seine Wirkung erst auf 20 bis 25 Sm von der Küste entfernt. 
Hat man des Nachts das Feuer von Atalaia in Sicht bekommen,°) so ist 
as am gerathensten, ausserhalb der 23m - Linie beizudrehen, bezw, gegen den 
Strom kreuzend, bis Tagesanbruch zu warten, dann, wenn es hell geworden ist, 
bis auf 4 Sm heranzuliegen, ohne die 18m-Linie zu überschreiten, und den Lootsen 
zu erwarten. Bei Tage empfiehlt sich letzteres ebenfalls, 
Man vermeide eine zu grosse Annäherung an die Küste, da die Strom- 
verhältnisse dem damit Unbekannten leicht gefährlich werden können.) Ein 
1) S. „Ann, d. Hydr. etc.“ 1877, pag. 608 und 612; 1878 pag. 12, 53. 
5 S. Findlay: „South Atl. Ocean“, 1875, pag. 350—367; The South American Pilot“, 
Part I, 1874, pag. 403—420; „Nachr. f. Seef.“ 1872, No. 456; „Annal. d.Hydr, etc.“ 1877, pag. 54. 
3) Nach dem Bericht des Korv.-Capt. Hollmann machte sich die Nähe des Amazonen- 
siromes schon auf dem Aequator in 44° West-Lg. durch die Veränderung der Farbe des Wassers 
bemerklich; das tiefe Blau des Meerwassers entfärbte sich anfänglich zu einem trüben Blau und ging 
dann in eine graugrüne, und schliesslich, etwa 20 Sm. vom Lande, in ziemlich raschem Wechsel in 
eine lehmgelbe Färbung über, A, d. R. 
4) Auf das Brennen dieses Feuers kann aber nicht immer mit Sicherheit gerechnet werden 
(s. „Ann. d. Hydr. ete.“, 1877, pag. 54). A. d. R. 
5) Kapt. Hollmann bemerkt über das Ansteuern des Leuchtthurms von Atalaia bei Tage: 
„Man sollte den Leuchtthurm von Atalara immer so viel, wie möglich von Osten aus ansteuern, da 
er, von Norden aus gesehen, schon vollkommen von dem Hinterlande verdeckt wird und dann gar 
nicht aufzufinden ist. Es ist aber sehr wesentlich, den Leuchtthurm in Sicht zu laufen, da die 
Schwierigkeiten der Navigirung viel weniger im Ansteuern als im richtigen Erkennen des Landes 
liegen.“ A, d, R. 
8) S, M, S. „Medusa“ erfuhr hier eine bedentende Stromversetzung nach Was‘ 
Ann. d. Hydr. 1878. Heft III (März) 
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