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aus westlicher Richtung und sprang dann plötzlich um nach Süden. Bei
dieser Störung verminderte sich der Luftdruck um 10,9mm. Am 11. September
ging der Wind noch einmal durch Süd nach SE, wehte aber nicht lange aus
letzterer Richtung; am 13. September war er schon wieder, in der vierten
Drehung begriffen, bei Nord angelangt; er durchlief jetzt jedoch in Zeit von
einer Wache bei ganz flauer Brise alle Kompassstriche von NNE durch West
bis SSE und rief dieses Mal keine Störungen im Luftdrucke hervor. So war
in Zeit von 10 Tagen der Wind viermal durch alle Striche der Windrose
elaufen.
S Im Journal des deutschen Schiffes „Juno“, Kapt. Jbbeken, lesen wir,
dass am 1. December 1871 in 17,6° S-Br und 35,8° W-Lg der Wind nördlich
von NE gelaufen war. In 18,2° S-Br und 35,8° W-Lg war er schon Nord,
eilte dann bei regnerischem Wetter in leichter Brise durch alle westlichen
Kompassstriche und war am 3. December in 19,0° S-Br und 35,6° W-Lg
wieder SSE. Das Fallen des Barometers betrug bei dieser Störung etwa
2,5mm. Hierauf wehte für mehrere Tage leichter, unbeständiger Wind aus Süd
und südsüdöstlicher Richtung. Dann lief der Wind allmählich östlicher bis
nach NE, und am 10. December in 24,7° S-Br und 39,7° W-Lg herrschte schon wieder
N-Wind; diesmal war die Abnahme des Luftdruckes, der höheren Breite ent-
sprechend, schon bedeutender, und es wehte eine frische Brise. Als die Brigg
am 12. December in 26,5° S-Br und 41,8° W-Lg stand, war der Wind schon
wieder nach SE umgelaufen und wehte aus dieser Richtung nun 2 Tage
hindurch ziemlich heftig. Dann begann eine dritte Drehung; am 14. December
in 30,6° S-Br und 46,2° W-Lg war der Wind Nord, wehte aus SW am folgenden
Tage stürmisch und flaute erst ab, als er durch Süd wieder nach SSE umgelaufen
war. Den südöstlichen Quadranten rasch durcheilend, vollendete er dann in
etwa 33° S-Br noch eine vierte Drehung, in welcher er stürmisch aus NNE wehte.
Es sind hier natürlich nur die seltenen Fälle, welche wir nach den Jour-
nalen der drei eben erwähnten Schiffe, die immer von einer Störung in die
andere geriethen, beschrieben; die gewöhnlicheren und häufigeren Fälle sind
die, dass die Schiffe -auf eine solche Störung treffen und mehr oder minder
rasch wieder in den Passat kommen. Es mag hier schliesslich noch ein solcher
Fall angeführt werden.
Im Journal der deutschen Bark „St. Thomas“, Kapt. Suin de Boutemard,
finden wir eine Drehung beschrieben, die sich durch ihren gleichmässigen und
schnellen Verlauf auszeichnet. Der das Schiff begleitende Wind war am
10, April 1869, in 19,0° S-Br und 34,0° W-Lg, nordöstlich gelaufen und am
folgenden Tage, als 21,2° S-Br erreicht war, nach Nord gedreht. Er ging dann
in 4 Wachen durch alle westlichen Striche der Windrose, und in 22,2° S-Br
und 34,4° W-Lg wehte wieder SSE-Wind, welcher auch während der folgenden
fünf Tage aus dieser Richtung vorherrschend blieb, ganz als ob er der regel-
mässige Passat sei. Auch bei dieser Störung war während mehrerer Wachen
der Himmel trübe, und es fiel Regen, auch finden wir eine Bemerkung über
Dünung aus SW; die Luftdruckabnahme betrug etwa 1,3mm, als der Wind
wieder aus SzE wehte, stieg das Barometer dagegen wieder um 3mm.
Im Vorangegangenen ist von, durch Depressionen verursachten Störungen
des regelmässigen Windes in einem Theile des Südatlantischen Oceans, welcher
eigentlich noch mit zum Gebiete des Passates gehören sollte, die Rede ge-
wesen. Im Nachstehenden wird hier die Beschreibung einer Störung ähnlicher
Art, die sich in der entsprechenden Breite im /ndischen Ocean ereignete, und
die von sieben deutschen, der heimkehrenden Reisflotte angehörenden Schiffen
im April 1877 beobachtet wurden, gegeben. Es liefern die vertrauenswerthen
Beobachtungen dieser Schiffe, welche in drei Gruppen vertheilt, je etwa
300 Sm in der Ost- und Westrichtung von einander getrennt, segelten,
schätzenswerthen Aufschluss über die Fortbewegung und den Verlauf dieser
ganzen Erscheinung.
Das zuerst von dieser Störung betroffene Schiff war der „Deike Rickmers“,
Kapt. Gennerich. Dieses am westlichsten und südlichsten stehende Schiff hatte
schon am 31. März 1877 etwas Aehnliches durchzumachen; doch kam es damals
nicht zur vollen Drehung, sondern es war eine jener Störungen, in denen der
Wind hoch nördlich läuft, es dann nach einiger Zeit fast still wird und darauf