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für längere, oder kürzere Zeit wieder anscheinend als ungestörter Passat
herrschend. Manchmal jedoch ging die Drehung nicht so regelmässig vor sich,
dann wurde der bis dahin frische Wind, wenn er sich nach NNE oder Nord
yedreht hatte, ganz flau; es wurde fast still, und plötzlich kam wieder beständiger
SE-Wind durch,
Die Zeit, in welcher die Drehungen überhaupt ihren Verlauf nahmen,
zeigte sich als eine sehr verschiedene; in einzelnen Fällen erfolgten sie in ganz
kurzer Zeit, so schnell, als wenn eine Gewitterbö einträte; dann wieder
gehörten mehrere Stunden, meistens jedoch ein oder zwei Tage dazu,
she der Wind für das betreffende Schiff seinen Rundlauf vollendet hatte und
wieder im südöstlichen Quadranten angelangt war. Ebenso verschieden, wie
die Zeit, zeigte sich auch die Entfernung, welche das Schiff zurückzulegen hatte, um
aus der Störung herauszugelangen und den SE-Wind wieder zu erreichen, Oft
yenügten, der kurzen Zeit entsprechend, wenige Seemeilen dazu, gewöhnlich aber
waren 60—180 Sm erforderlich.
In der Breite zwischen 18°—25° S-Br und westlich von 35° W-Lpeg.
wurden die meisten Drehungen beobachtet, doch finden sich weiter nördlich
in 17° S-Br. und weiter südlich bis 35° S-Br, weit über die Passatregion hinaus,
auch noch häufig solche Drehungen verzeichnet, Die in höheren Breiten erfolgen-
den Drehungen unterscheiden sich dadurch auffallend von den in niedrigeren
Breiten stattfindenden, dass bei jenen die Barometerschwankungen bedeutender
sind, das Wetter stürmischer ist und besonders auch der Wind sich länger in
der westlichen Hälfte der Windrose aufhält, als bei diesen. In jedem Monate
jes Jahres sind die Störungen beobachtet worden, doch scheinen sie in den
Monaten September, Oktober und besonders November am häufigsten vorzu-
kommen, — wenn anders nicht durch das an der Seewarte gesammelte Material
nicht sowohl die Regel, als auch besondere Fälle beleuchtet werden.
Manchen Kapitän, der auf seinen Reisen öfters diesen Theil des Süd-
atlantischen Oceans passirte, wird das Auftreten dieses eben hervorgehobenen
Umlaufes des Windes durch alle Striche der Windrose überraschen, möglicherweise
mag es ihm unglaubhaft erscheinen. Aber das hier häufige Vorkommen der
Störungen des Luftdruckes und, dadurch bedingt, der regelmässigen Winde
ist nicht zu bestreiten. Und, wenn der Schiffsführer den Verlauf der hier auf
früheren Reisen angetroffenen Winde in seinem Journale genauer verfolgt,
wird er wahrscheinlich durch die eigenen Beobachtungen die Thatsache be-
stätigt finden. Wenn sie ihm nicht früher auffiel, so möchte dies dadurch
vielleicht erklärt werden können, dass er, da in den Störungen hier Winde,
welche dem Fortgange nach SW hinderlich sind, meistens nur für kurze Zeit
and in geringer Stärke wehen, während der Wind die für ihn günstigen Striche
der Windrose in langsamer Drehung durchläuft, der ganzen Erscheinung keine
zrosse Aufmerksamkeit schenkte, er die Störungen hingegen, wenn er heimwärts
bestimmt ist, auf der dann gewöhnlich zu befolgenden Route an und für sich viel
seltener antrifft. Er passirt dann meist einen Meerestheil, in welchem das Vor-
wärtskommen nach Norden in der Regel um so schwieriger wird, je mehr er
sich der südlichen Grenze des Passates nähert, nämlich denjenigen Theil, welchen
englische Karten mit: „ Winde veering between NNW and NNE at all seasons“ be-
zeichnen. Wollte man nun andererseits folgern, dass, wenn in der That auf
der Route, welche die südwestwärts segelnden Schiffe hier einschlagen, so
häufig umlaufende Winde anzutreffen wären, es dann auch für die nordostwärts
steuernden gerathen sein möchte, dieselbe einzuschlagen und von dort aus zu
versuchen, in den Passat zu gelangen und jenen ebenerwähnten Theil des Süd-
atlantischen Oceans, wo vorherrschend NNE und NNW-Winde wehen, zu meiden,
30 würde von einem solchen Verfahren aus mehreren Gründen doch entschieden
abzurathen sein, Denn erstens tritt dieses Rundlaufen des Windes doch nicht
häufig genug ein, dass man bei der Wahl der Reiseroute sicher auf dasselbe
rechnen darf; ferner sind in den Störungsgebieten die günstigen Südwinde
selten von langer Dauer, dagegen die ungünstigen NE-Winde in ihnen sowohl,
wie im südlichen Theile des Passatgebietes, die stark vorherrschenden. Ein,
diesen Weg einschlagendes Schiff würde sich daher wahrscheinlich bald zur
Zeit des südlichen Sommers gewiss in die Lage versetzt finden, nicht frei von
Kan Frio kommen zu können und verurtheilt sein, über St. B.-Bur wieder