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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 6 (1878)

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für längere, oder kürzere Zeit wieder anscheinend als ungestörter Passat 
herrschend. Manchmal jedoch ging die Drehung nicht so regelmässig vor sich, 
dann wurde der bis dahin frische Wind, wenn er sich nach NNE oder Nord 
yedreht hatte, ganz flau; es wurde fast still, und plötzlich kam wieder beständiger 
SE-Wind durch, 
Die Zeit, in welcher die Drehungen überhaupt ihren Verlauf nahmen, 
zeigte sich als eine sehr verschiedene; in einzelnen Fällen erfolgten sie in ganz 
kurzer Zeit, so schnell, als wenn eine Gewitterbö einträte; dann wieder 
gehörten mehrere Stunden, meistens jedoch ein oder zwei Tage dazu, 
she der Wind für das betreffende Schiff seinen Rundlauf vollendet hatte und 
wieder im südöstlichen Quadranten angelangt war. Ebenso verschieden, wie 
die Zeit, zeigte sich auch die Entfernung, welche das Schiff zurückzulegen hatte, um 
aus der Störung herauszugelangen und den SE-Wind wieder zu erreichen, Oft 
yenügten, der kurzen Zeit entsprechend, wenige Seemeilen dazu, gewöhnlich aber 
waren 60—180 Sm erforderlich. 
In der Breite zwischen 18°—25° S-Br und westlich von 35° W-Lpeg. 
wurden die meisten Drehungen beobachtet, doch finden sich weiter nördlich 
in 17° S-Br. und weiter südlich bis 35° S-Br, weit über die Passatregion hinaus, 
auch noch häufig solche Drehungen verzeichnet, Die in höheren Breiten erfolgen- 
den Drehungen unterscheiden sich dadurch auffallend von den in niedrigeren 
Breiten stattfindenden, dass bei jenen die Barometerschwankungen bedeutender 
sind, das Wetter stürmischer ist und besonders auch der Wind sich länger in 
der westlichen Hälfte der Windrose aufhält, als bei diesen. In jedem Monate 
jes Jahres sind die Störungen beobachtet worden, doch scheinen sie in den 
Monaten September, Oktober und besonders November am häufigsten vorzu- 
kommen, — wenn anders nicht durch das an der Seewarte gesammelte Material 
nicht sowohl die Regel, als auch besondere Fälle beleuchtet werden. 
Manchen Kapitän, der auf seinen Reisen öfters diesen Theil des Süd- 
atlantischen Oceans passirte, wird das Auftreten dieses eben hervorgehobenen 
Umlaufes des Windes durch alle Striche der Windrose überraschen, möglicherweise 
mag es ihm unglaubhaft erscheinen. Aber das hier häufige Vorkommen der 
Störungen des Luftdruckes und, dadurch bedingt, der regelmässigen Winde 
ist nicht zu bestreiten. Und, wenn der Schiffsführer den Verlauf der hier auf 
früheren Reisen angetroffenen Winde in seinem Journale genauer verfolgt, 
wird er wahrscheinlich durch die eigenen Beobachtungen die Thatsache be- 
stätigt finden. Wenn sie ihm nicht früher auffiel, so möchte dies dadurch 
vielleicht erklärt werden können, dass er, da in den Störungen hier Winde, 
welche dem Fortgange nach SW hinderlich sind, meistens nur für kurze Zeit 
and in geringer Stärke wehen, während der Wind die für ihn günstigen Striche 
der Windrose in langsamer Drehung durchläuft, der ganzen Erscheinung keine 
zrosse Aufmerksamkeit schenkte, er die Störungen hingegen, wenn er heimwärts 
bestimmt ist, auf der dann gewöhnlich zu befolgenden Route an und für sich viel 
seltener antrifft. Er passirt dann meist einen Meerestheil, in welchem das Vor- 
wärtskommen nach Norden in der Regel um so schwieriger wird, je mehr er 
sich der südlichen Grenze des Passates nähert, nämlich denjenigen Theil, welchen 
englische Karten mit: „ Winde veering between NNW and NNE at all seasons“ be- 
zeichnen. Wollte man nun andererseits folgern, dass, wenn in der That auf 
der Route, welche die südwestwärts segelnden Schiffe hier einschlagen, so 
häufig umlaufende Winde anzutreffen wären, es dann auch für die nordostwärts 
steuernden gerathen sein möchte, dieselbe einzuschlagen und von dort aus zu 
versuchen, in den Passat zu gelangen und jenen ebenerwähnten Theil des Süd- 
atlantischen Oceans, wo vorherrschend NNE und NNW-Winde wehen, zu meiden, 
30 würde von einem solchen Verfahren aus mehreren Gründen doch entschieden 
abzurathen sein, Denn erstens tritt dieses Rundlaufen des Windes doch nicht 
häufig genug ein, dass man bei der Wahl der Reiseroute sicher auf dasselbe 
rechnen darf; ferner sind in den Störungsgebieten die günstigen Südwinde 
selten von langer Dauer, dagegen die ungünstigen NE-Winde in ihnen sowohl, 
wie im südlichen Theile des Passatgebietes, die stark vorherrschenden. Ein, 
diesen Weg einschlagendes Schiff würde sich daher wahrscheinlich bald zur 
Zeit des südlichen Sommers gewiss in die Lage versetzt finden, nicht frei von 
Kan Frio kommen zu können und verurtheilt sein, über St. B.-Bur wieder
	        
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