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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 6 (1878)

kennen wir die Ursachen, wie beispielsweise in dem Falle, wo gebirgige Inseln 
die Fortbewegung der Luftmassen hemmen; oft sind sie uns unbekannt, und wir 
beobachten nur die Thatsache, ohne uns dafür eine Erklärung geben zu können. 
So häufig nun, wie sie in dem Theile des Südatlantischen Oceans, der von 
ungefähr 17°—30° S-Br und ostwärts von der Grenzlinie eines Gebietes, das 
in ganz geringer Entfernung der Küste parallel läuft, bis nach 25° oder 
28° W-Lg hin sich ausdehnt, vorkommen, finden sie sich sehr wahrscheinlich 
nirgendwo sonst wieder. Wenigstens lassen die an der Seewarte gesammelten 
Beobachtungen dieses vermuthen, obgleich, wie im zweiten Theile dieses 
Artikels gezeigt werden wird, annähernd ebenso vor sich gehende Störungen auch 
in anderen Meeren in entsprechender südlicher Breite beobachtet wurden. Das 
besonders Auffallende der ganzen Erscheinung ist der fast immer in derselben 
Weise erfolgende Verlauf derselben und die Häufigkeit, mit welcher sie zuweilen auf 
einander folgen. So geschieht es häufig, dass Schiffe, nachdem sie kaum aus 
dem Bereich einer Störung gelangt sind, schon den Beginn einer zweiten 
beobachten, welcher gar nicht selten eine dritte und vierte folgt. Tritt die Er- 
scheinung aber in solcher Form auf, so haben die letzten Störungen schon 
yanz den regelmässigen Verlauf der Windveränderungen in der südlichen Zone 
der veränderlichen Winde, welcher bereits von vielen Beobachtern hervorge- 
noben ist. Bei den an der Seewarte vorgenommenen Untersuchungen über 
Jie Polargrenze des Passates im Südatlantischen Ocean zeigte sich deutlich 
las häufige Vorkommen der Passatstörungen für diesen Theil des Südatlantischen 
Oceans und die Zunahme derselben an Zahl und Ausdehnung mit der An- 
näherung an das Gebiet der veränderlichen Winde. Kine Folge davon war, 
dass jene Linie hier für die verschiedenen Monate aussergewöhnlich schwer 
festzulegen war. Das oft schon in ziemlich niedrigen Breiten erfolgende Ein- 
treten der Störungen und, wenn auch keine solche vorkamen, das mit der Zu- 
aahme der Breite fast immer erfolgende allmähliche Drehen des Windes von 
SE und E (der eigentlichen Passatrichtung) nach NE boten das Hinderniss 
dar. Selbst der im Allgemeinen nach der Polargrenze des Passates zu einem 
Maximum anwachsende Luftdruck gab hier nicht immer den gewünschten 
Anhaltspunkt. Denn bei fast jeder Störung trat eine merkbare Ab- und Zunahme 
desselben ein. Wollte man die Breite, in welcher die erste Luftdruckab- 
nahme stattfand, als Grenze annehmen, so würde sie offenbar oft zu nördlich 
liegend bestimmt werden, und liesse man den nach der ersten Störung meist 
wieder frisch einsetzenden SE-Wind noch als Passat gelten, so würde kein 
iriftiger Grund vorhanden sein, warum man denselben, nach einer zweiten 
Störung herrschenden Wind, nicht auch als Passat annehmen sollte. Das 
wenig befriedigende Resultat der ganzen Untersuchung war daher, dass man 
zu dem, auch schon in englischen Segelhandbüchern angeführten Schluss kam: 
in der Breite der Insel Trinidad, also etwa in 20° S-Br, höre für den west- 
lichen Theil des Südatlantischen Oceans das ganze Jahr hindurch der regel- 
mässige Passat, der Passat im strengsten Sinne des Wortes, auf, 
Die Störungen nun, welche fast nur auf den Reisen der südwestwärts 
steuernden Schiffe, also westlich von 28° W-Lg beobachtet wurden, nahmen 
in fast allen Fällen etwa folgenden Verlauf: Der regelmässige Passat hörte 
auf, der Wind lief allmählich nach NE, wurde stärker, und bei unruhigem, 
tirübem Aussehen der Luft nahm der Luftdruck ab, — wenig in verhält 
nissmässig niederer Breite, in höherer aber mehr; der geringste Druck 
herrschte fast immer dann, wenn der Wind Nord war. Sehr oft stellten sich 
zewitterhafte Erscheinungen ein; nicht selten berichten die Kapitäne zu solcher 
Zeit über beobachtete Wasserhosen und ganz häufig über Vorbeiziehen der 
unteren Wolkenmassen aus Westen, während noch nordöstlicher Wind wehte, — 
dadurch anzeigend, dass das ganze Phänomen nur eine geringe Ausdehnung 
an Höhe habe. Auch setzte dabei meistens zum Theil hohe Dünung aus SW 
ein, ehe noch Wind aus dieser Richtung geweht hatte. Der nach NNE oder 
NNW in langsamer Drehung gelangte Wind wurde dann meist flauer, setzte 
zeinen Lauf nun durch die weiteren westlichen Striche der Windrose gewöhnlich 
sehr rasch, oft auch sprungweise, fort und lief schliesslich durch Süd wieder 
nach SE zurück, dann erst wieder auffrischend, wenn so der Rundlauf durch 
alle Striche der Rose erfolgt war, und in der Folge bei steigendem Luftdrucke
	        
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