kennen wir die Ursachen, wie beispielsweise in dem Falle, wo gebirgige Inseln
die Fortbewegung der Luftmassen hemmen; oft sind sie uns unbekannt, und wir
beobachten nur die Thatsache, ohne uns dafür eine Erklärung geben zu können.
So häufig nun, wie sie in dem Theile des Südatlantischen Oceans, der von
ungefähr 17°—30° S-Br und ostwärts von der Grenzlinie eines Gebietes, das
in ganz geringer Entfernung der Küste parallel läuft, bis nach 25° oder
28° W-Lg hin sich ausdehnt, vorkommen, finden sie sich sehr wahrscheinlich
nirgendwo sonst wieder. Wenigstens lassen die an der Seewarte gesammelten
Beobachtungen dieses vermuthen, obgleich, wie im zweiten Theile dieses
Artikels gezeigt werden wird, annähernd ebenso vor sich gehende Störungen auch
in anderen Meeren in entsprechender südlicher Breite beobachtet wurden. Das
besonders Auffallende der ganzen Erscheinung ist der fast immer in derselben
Weise erfolgende Verlauf derselben und die Häufigkeit, mit welcher sie zuweilen auf
einander folgen. So geschieht es häufig, dass Schiffe, nachdem sie kaum aus
dem Bereich einer Störung gelangt sind, schon den Beginn einer zweiten
beobachten, welcher gar nicht selten eine dritte und vierte folgt. Tritt die Er-
scheinung aber in solcher Form auf, so haben die letzten Störungen schon
yanz den regelmässigen Verlauf der Windveränderungen in der südlichen Zone
der veränderlichen Winde, welcher bereits von vielen Beobachtern hervorge-
noben ist. Bei den an der Seewarte vorgenommenen Untersuchungen über
Jie Polargrenze des Passates im Südatlantischen Ocean zeigte sich deutlich
las häufige Vorkommen der Passatstörungen für diesen Theil des Südatlantischen
Oceans und die Zunahme derselben an Zahl und Ausdehnung mit der An-
näherung an das Gebiet der veränderlichen Winde. Kine Folge davon war,
dass jene Linie hier für die verschiedenen Monate aussergewöhnlich schwer
festzulegen war. Das oft schon in ziemlich niedrigen Breiten erfolgende Ein-
treten der Störungen und, wenn auch keine solche vorkamen, das mit der Zu-
aahme der Breite fast immer erfolgende allmähliche Drehen des Windes von
SE und E (der eigentlichen Passatrichtung) nach NE boten das Hinderniss
dar. Selbst der im Allgemeinen nach der Polargrenze des Passates zu einem
Maximum anwachsende Luftdruck gab hier nicht immer den gewünschten
Anhaltspunkt. Denn bei fast jeder Störung trat eine merkbare Ab- und Zunahme
desselben ein. Wollte man die Breite, in welcher die erste Luftdruckab-
nahme stattfand, als Grenze annehmen, so würde sie offenbar oft zu nördlich
liegend bestimmt werden, und liesse man den nach der ersten Störung meist
wieder frisch einsetzenden SE-Wind noch als Passat gelten, so würde kein
iriftiger Grund vorhanden sein, warum man denselben, nach einer zweiten
Störung herrschenden Wind, nicht auch als Passat annehmen sollte. Das
wenig befriedigende Resultat der ganzen Untersuchung war daher, dass man
zu dem, auch schon in englischen Segelhandbüchern angeführten Schluss kam:
in der Breite der Insel Trinidad, also etwa in 20° S-Br, höre für den west-
lichen Theil des Südatlantischen Oceans das ganze Jahr hindurch der regel-
mässige Passat, der Passat im strengsten Sinne des Wortes, auf,
Die Störungen nun, welche fast nur auf den Reisen der südwestwärts
steuernden Schiffe, also westlich von 28° W-Lg beobachtet wurden, nahmen
in fast allen Fällen etwa folgenden Verlauf: Der regelmässige Passat hörte
auf, der Wind lief allmählich nach NE, wurde stärker, und bei unruhigem,
tirübem Aussehen der Luft nahm der Luftdruck ab, — wenig in verhält
nissmässig niederer Breite, in höherer aber mehr; der geringste Druck
herrschte fast immer dann, wenn der Wind Nord war. Sehr oft stellten sich
zewitterhafte Erscheinungen ein; nicht selten berichten die Kapitäne zu solcher
Zeit über beobachtete Wasserhosen und ganz häufig über Vorbeiziehen der
unteren Wolkenmassen aus Westen, während noch nordöstlicher Wind wehte, —
dadurch anzeigend, dass das ganze Phänomen nur eine geringe Ausdehnung
an Höhe habe. Auch setzte dabei meistens zum Theil hohe Dünung aus SW
ein, ehe noch Wind aus dieser Richtung geweht hatte. Der nach NNE oder
NNW in langsamer Drehung gelangte Wind wurde dann meist flauer, setzte
zeinen Lauf nun durch die weiteren westlichen Striche der Windrose gewöhnlich
sehr rasch, oft auch sprungweise, fort und lief schliesslich durch Süd wieder
nach SE zurück, dann erst wieder auffrischend, wenn so der Rundlauf durch
alle Striche der Rose erfolgt war, und in der Folge bei steigendem Luftdrucke