3 Physikalische Ozeanographie
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Nordseezustand 2004
Die numerisch kleinen, aber statistisch bedeutenden, positiven Abweichungen vom
Langzeitmittel im Mai und Juni traten bereits im Vorjahr auf. Sie erklären sich aus der
extremen Häufung (13) von NW-Lagen im Mai, die sich gleichzeitig in der Dominanz
des antizyklonalen Strömungsmusters in der Deutschen Bucht niederschlug (s.
Tab. 3-1,5.69), der Stärke des Vektorwindes im Juni 1 (Abb. 2-13,S. 54) und singulären Er
eignissen wie dem Sturmtief vom 24. Juni (Tab. 2-1,5.39), das einen für die Jahreszeit
unüblich hohen Hochwasserstand von 229 cm zur Folge hatte.
Sturmfluten (Hochwasserstand > 300 cm) ereigneten sich in den Nachtstunden zum
9. Feb. (326 cm), 18. Nov. (354 cm) und 18. Dez. (306 cm). Wie dem Wetterlagenka
lender (Tab. 2-1,5.39) zu entnehmen ist, traten alle drei Sturmfluten in Verbindung mit
NW-Stürmen (>Pia< 18. Nov., s. a. Abb. 3-10, S. 76) oder unter starken NW-Winden ab
ziehender Sturmtiefs ein.
Abb. 3-15: Hochwasserstände bei Cuxhaven im Jahr 2004 (bezogen auf NN) mit Monatsklima
tologie (1971 - 2000) und 95%-Band sowie intramonatlichen 90%-Grenzen.
Fig. 3-15: High-water levels at Cuxhaven in 2003 (rel. to ordnance datum) together with 1971 -
2000 baseperiodmonthly means and 95%-band as well as intramonthly 90%-limits.
Eine Abb. 3-15 entsprechende Darstellung für die Niedrigwasserstände bietet Abb. 3-16.
Einem Vergleich beider Abbn. ist zu entnehmen, dass der mittlere Tidenhub bei Cux
haven etwa 3 m beträgt. In Hinsicht auf die natürliche Schwankungsbreite (grün) und
die Stärke der Abweichungen von klimatologischen Mittelwerten besteht erwartungs
gemäß Überstimmung - auch bzgl. der Ursachen - mit denjenigen der Hochwasser
stände. Ein auffälliger Unterschied betrifft die Klimatologie selbst, welche im Fall der
Niedrigwasser einem ausgeprägten Jahresgang unterliegt. Höchste Niedrigwasser
stände treten dabei im Zeitraum November bis Januar auf, geringste ereignen sich
normalerweise im Mai. Dieser Jahresgang spiegelt offenbar saisonale Intensitätsän
derungen der klimatologischen Luftdruckgegensätze (vgl. Abb. 2-9,5.47) und damit der
Windstärke (Abb. 2-13, 5.54). Diese Erklärung erscheint physikalisch plausibel, das
7. Im Mai und Juni hatte der »Nordseewind« Windstärken von 3.4 bzw. 5.0 m/s aus NNW (330°) bzw. WNW
(286°). Die Angaben beziehen sich auf Vektormittel, d. h. die mittleren resultierenden Winde.