3.3 Wasserstand
Nordseezustand 2004
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3.3 Wasserstand
Wasserstandsdaten der englischen, niederländischen und deutschen Pegelnetze sind
unabdingbar für den operationeilen Betrieb des Wasserstands- und Sturmflutwarn
dienstes des BSH. Sie bilden die Basis der Vorhersagen für die Küste der Deutschen
Bucht sowie des Ems-, Weser- und Elbegebiets. Die Wasserstandsmessungen von
185 deutschen Pegelstationen werden darüber hinaus in Internetprodukten des BSH
verwertet (»Baden & Meer<, »Schifffahrt & Meer<), stellen aber auch bei hydrogra-
phisch-klimatologischen und nautischen Fragestellungen eine relevante Information
dar.
Die Zeitskalen der Analyse reichen von Nahe-Echtzeit im operationeilen Vorhersage
betrieb und in der hydrodynamischen Modellierung des Wasserstandes bis hin zu Jah
ren und Jahrzehnten. Für die Gezeitenvorausberechnungen beispielsweise sind auf
grund der Periodizität (19 a) der lunaren Nodaltide lange Zeitreihen von Bedeutung.
Die an einzelnen Pegelorten seit über 100 Jahren durchgeführten Wasserstandsmes
sungen ermöglichen darüber hinaus Untersuchungen langfristiger Änderungen des
Wasserstandes an der deutschen Nordseeküste. Referenzpegel für die Wasser
standsvorhersage am BSH ist der Pegel Cuxhaven-Steubenhöft. Er wird hier - unab
hängig von möglichen Einflüssen topographischer Veränderungen - zur Dokumenta
tion und statistischen Einordnung von Hoch- und Niedrigwasserständen im Jahr 2004
herangezogen.
3.3.1 Hoch- und Niedrigwasser
Die Monatsklimatologie der Hochwasserstände bei Cuxhaven für den Zeitraum 1971
- 2000 ist in Abb. 3-15 zusammen mit einem Variabilitätsband (grün) dargestellt, inner
halb dessen 95 % der individuellen Monatsmittelwerte anzutreffen sein sollten. Ein
ausgeprägter klimatologischer Jahresgang um den als »Mittleres Hochwasser< be-
zeichneten Referenzwert von 150 cm ist nicht erkennbar. Die Variabilität der Hochwas
serstände in den Herbst und Wintermonaten übertrifft diejenige im Frühjahr und Som
mer erheblich. Diese ausgeprägte »Bandbreite« der Hochwasserstände im Winter
halbjahr dokumentiert die Stärke meteorologischer »Störfaktoren«, unter denen der
Wind eine herausragende Rolle einnimmt. Bei im Frühjahr und Sommer grundsätzlich
schwächeren Luftdruckgegensätzen über der Nordsee und demzufolge häufig
schwachwindigen Wetterlagen (vgl. Abb. 2-9,5.47) sind die Gezeitenkräfte wesentlich
»ungestörter am Werk«.
Im Jahr 2004 ergaben sich nennenswerte Abweichungen von der Klimatologie im Fe
bruar, Mai, Juni und September, welche jedoch die Signifikanzschwellen 1 nicht über
schritten (»alles im grünen Bereich«), Aufgrund der geographischen Lage von Cuxha
ven am nach Nordwesten geöffneten Mündungstrichter der Elbe treten hier (und
stromauf bis Hamburg) die höchsten Hochwasserstände und stärksten Sturmfluten in
Verbindung mit NW-Winden und entsprechend niedrige Wasserstände bei entgegen
gesetztem Windstau (SE) ein. Dieser Zusammenhang wurde anderswo ausführlich er
örtert (Loewe et al. 2005) und zeigt sich hier im parallelen Auftreten von Hochwasser
anomalien und gehäuften bzw. reduzierten NW-Wetterlagen (s. Abb. 2-7,5.43).
1. Die intramonatliche Variabilität im Jahr 2004, die als 90%-Quantii durch rote Triangeln kenntlich gemacht
ist, ist lediglich eine Zusatzinformation, die für die hier analysierte zwischenjährige Variabilität der Monatsmittel
keine Bedeutung hat.