2.3 Luftdruckverteilung
Nordseezustand 2004
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2.3 Luftdruckverteilung
Aus den täglichen hemisphärischen Luftdruckfeldern im Meeresniveau des UK Met
Office, welche bereits als Datenbasis für die Analyse der Großwetterlagen dienten
(Abschnitt2.2, S. 35), wurden jahreszeitliche und monatliche Luftdruckverteilungen im
Nordseeraum für das Jahr 2004 bestimmt. Diese geben gleichzeitig Aufschluss über
die mitteren Windverhältnisse, welche sich wiederum in der Oberflächenzirkulation der
Nordsee (Abb. 3-1,5.65) oder der Wellenhöhenverteilung abbilden (Abb. 3-9,5.75).
Die aktuellen saisonalen Luftdruckverteilungen sind in Abb. 2-8 gemeinsam mit den kli-
matologischen Referenzzuständen des Zeitraums 1971 -2000 sowie den Abwei
chungen von dieser Klimatologie (Anomalien) dargestellt. Alle Verteilungen zeichnen
sich durch hohen Druck über Kontinentaleuropa aus, der nach NW oder N hin ab
nimmt. Die Drängung der Isobaren im Herbst und Winter macht deutlich, dass in die
sen Jahreszeiten stärkere Winde vorherrschen als im Frühjahr-Sommer-Halbjahr. Auf
grund der Seefahrtsregel »Den Wind im Rücken, befindet sich der hohe Druck rechter
Hand« ist klar, dass in allen Jahreszeiten W-liche oder SW-liche Winde vorherrschen.
Dieses Ergebnis liefert auch das früher beschriebene (vollständige) Klassifizierungs
verfahren (vgl. Abschnitt2.2.1,5.35), welches auch auf die Anomalieverteilungen ange
wendet wurde (Abb. 2-8). Im Unterschied zur Klassifizierung täglicher Wetterlagen wur
de in allen Fällen der Typ >U< nicht mehr erfasst, sondern in Abhängigkeit von den bis
zum Koordinatenursprung ausgedehnten Sektorengrenzen den Richtungs-, Rotati-
ons- und Hybridtypen zugeordnet (vgl. Abb. 2-4, 5.37). Diese Maßnahme begründet
sich aus dem Umstand, dass die zeitliche Mittelung der Druckfelder zu einer beträcht
lichen Stauchung der Wertebereiche von Wind- und Vorticity-Index führt. So liegen die
Vorticity-Indizes der saisonalen Klimatologie im (antizyklonalen) Intervall von -5.2 bis
-1.6 hPa, die Wind-Indizes zwischen 2.2 und 9.1 hPa. Die klimatologische Frühjahrs
und Sommerverteilung, die Frühjahrsverteilung des Jahres 2004 und sämtliche Ano
malieverteilungen wären ohne Unterdrückung des U-Typs als unklassifizierbar einzu
stufen.
Fast ausnahmslos identische Klassifizierungen der aktuellen und klimatologischen
saisonalen Druckfelder belegen deren Übereinstimmung hinsichtlich des Verteilungs
musters (Abb. 2-8). Die schwach ausgeprägten Anomalieverteilungen für das Jahr
2004 zeigen darüber hinaus an, dass auch hinsichtlich der Intensität der Verteilungen
nur geringfügige Unterschiede bestehen. Demzufolge sind die Druckverteilungen des
Jahres 2004 auf der betrachteten Zeitskala »normal«.
Die Ergebnisse der >Wetterlagenstatistik< (vgl. Abschnitt2.2.3,5.40) oder auch die star
ken intermonatlichen Schwankungen des NAO-Index (Abb. 2-1,5.33) liefern jedoch kla
re Hinweise, dass diese »Normalität« kaum Ausdruck intrasaisonal durchgängig nor
maler Bedingungen ist, sondern vielmehr aus der Balancierung oder Nivellierung teils
erheblicher, entgegengesetzter Anomalien auf kürzeren Zeitskalen resultiert. Es er
scheint daher konsequent, die vorstehende Untersuchung auf monatliche Druckfelder
auszudehnen.
Die Monatsklimatologie der Luftdruckverteilung im Zeitraum 1971 - 2000 ist in Abb. 2-9
dargestellt. Die gleichförmig starken Druckgradienten über der Nordsee im Herbst und
Winter stehen in klarem Zusammenhang mit der Tiefdruckaktivität im Nordatlantik. Die
durchweg W- und SW-lichen Verteilungsmuster bilden dabei NE-wärts wandernde Zy
klonenfamilien ab, die in ihrer Gesamtheit bzw. im Zeitmittel als von der Labradorsee
bis zum Karischen Meer ausgedehntes >lslandtief< in Erscheinung treten.