2 Atmosphärenphysik
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Nordseezustand 2004
Abb.2-5 lässt sich auch als schematische Darstellung einer W-Wetterlage interpretie
ren, welche ein Beobachter (bei W) in der Frontalzone zwischen einem Tiefdruckwirbel
im Norden und einer Hochdruckzelle südlich davon feststellt. Zur schematischen Ap
proximation der räumlichen Luftdruckverteilung in Abb.2-3 wären die SW-Markierun-
gen der beiden Druckzeilen in Abb.2-5 zur Deckung zu bringen. Allgemein gilt: der
hohe Druck befindet sich zur Rechten des Beobachters, sofern dieser dem Wind den
Rücken kehrt.
A- & ADIR-Lagen (blau) herrschten an 116, C- & CDIR-Lagen (rot) an 84 Tagen des
Jahres 2004 (Tab. 2-1). Die Anzahl der 1-tägigen Ereignisse war in beiden Gruppen mit
30 Tagen gleichgroß. 2- bis 4-tägige Episoden kamen in der antizyklonalen Gruppe 9,
9 und keinmal vor; entsprechend lang andauernde zyklonale Wetterlagen traten 5, 4
und 5mal und damit praktisch gleichhäufig auf. Persistentere C- & CDIR-Sequenzen,
wie sie sich im Mai (7 Tage) und Juli (5 Tage) ereigneten, sind aufgrund des gewöhn
lich transienten Charakters von Tiefdrucksystemen selten. Demgegenüber traten ins
gesamt 6 stationäre Hochdrucklagen ein, welche 5 bis 9 Tage andauerten; die beiden
längsten Episoden ereigneten sich in der ersten September- bzw. Dezemberhälfte.
Die Anzahl der Sturmtage von 20 hat gegenüber dem Vorjahreswert (16) etwas zuge
nommen. Davon traten jeweils 5 Sturmtage im Januar und Dezember ein. Wiederum
jeweils 5 (der 20 Sturmtage) waren vom Typ C, W und SW. Da einige Stürme 2 Tage
andauerten, ergeben sich nur 17 Sturmereignisse. Starke und sehr starke Stürme blie
ben im Jahr 2004 aus.
Die relativen Häufigkeiten aller Wetterlagentypen im Jahr 2004 sind in Tab. 2-2 als Kon
tingenztafel zusammengestellt. Die ersten beiden Datenzeilen bis zur Spalte NW ent
halten die 16 hybriden Zirkulationsformen (ADIR und CDIR), von denen im Durch
schnitt von 1.6 % jede nur an sechs Tagen des Jahres auftrat. Die Felder AU bzw. CU
enthalten die Anteile der reinen Rotationstypen A bzw. C, die Felder UDIR diejenigen
der reinen Richtungstypen DIR (= N, NE, E, etc.), UU den Prozentsatz der nicht klas
sifizierbaren Wetterlagen.
Die auffälligste Änderung gegenüber dem Vorjahr ist der Rückgang der A-Lagen von
ungewöhnlichen 27.1 auf 18.6 %. Diese Normalisierung zeigt sich auch im Verhältnis
A:C, welches von 3.1 (2003) auf 1.8 abfiel. Die Abnahme der A-Lagen ging mit einer
etwa gleichstarken Zunahme von CDIR- und reinen Richtungslagen einher. Dessen
ungeachtet blieb die antizyklonale Wetterlage die häufigste Zirkulationsform, gefolgt
von W-, C-, SW- und NW-Lagen mit jeweils um 10%. Von den reinen Richtungswetter
lagen traten W-Lagen mit 42 Tagen am häufigsten, die entgegengesetzten E-Lagen
nur 1mal ein. Bzgl. der Hauptrichtungstypen (S bis NW) fällt im Vergleich zu den Vor
jahren 2002 und 2003 eine schrittweise Verschiebung hin zu häufigeren W- und NW-
Lagen auf Kosten von S- und SW-Lagen auf. Die Summe der Wetterlagen NW, ANW
und CNW stieg seit 2002 von 8.2 über 10.4 auf 14.8 % (vgl. Loewe et al. 2005).
2.2.3 Wetterlagenstatistik
Die Anzahl der hybriden Wetterlagen (16 von insgesamt 27) steht in einem Missver
hältnis zu den Realisierungen dieser Typen übers Jahr: sie treten insgesamt an nur
ca. 90 Tagen und damit durchschnittlich jeweils nur 5- bis 6mal im Jahr ein. Für eine
robuste Statistik auf kürzeren, saisonalen und monatlichen Zeitskalen ist deshalb eine
Reklassifizierung notwendig. Diese besteht einerseits darin, die hybriden Sektoren,
welche durch Geraden mit Steigungen ± 1 und ±2 begrenzt werden (vgl. Abb.2-4,