4 Meereschemie
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Nordseezustand 2004
aus den Wiederaufbereitungsanlagen mit mehr als 0.5 deutlich darüber. Die aktuellen
Aktivitätsverhältnisse in der Deutschen Bucht, die im Mittel bei 0.3 lagen, weisen die
Anlagen Sellafield oder La Hague als Hauptquellen aus.
Plutonium und in noch stärkerem Maße Americium zeichnen sich durch eine hohe
Schwebstoffaffinität aus. Die hohen Aktivitätskonzentration von 241 Am im Küstenwas
ser (Abb. 4-49, 5. 195) sind vermutlich auf den hier relativ hohen Schwebstoffanteil des
Meerwassers zurückzuführen. 244 Cm ist in der Deutschen Bucht kaum noch nach
weisbar.
Die im Nordseewasser nachgewiesenen Transurane stellen somit eine Mischung aus
Altlasten (resuspendiertes Material aus dem Sediment der Irischen See und globaler
Fallout) und dem in den gegenwärtigen Ableitungen der Wiederaufbereitungsanlagen
enthaltenen Material dar.
4.4.5 Zusammenfassung
Die Überwachung war im Jahr 2004 auf die dosisrelevanten Radionuklide 137 Cs, 90 Sr
und die Transurane 238 Pu, 239 - 240 Pu und 241 Am in der Deutschen Bucht fokussiert.
Die Verteilungen der Aktivitätskonzentrationen der Radionuklide wiesen hier insge
samt nur noch geringe räumliche Unterschiede auf. Die Konzentrationen lagen wenig
über denen im Oberflächenwasser des Nordatlantiks, die auf den globalen Fallout at
mosphärischer Kernwaffentests zurückzuführen sind. Die gegenüber dem Küstenbe
reich leicht höheren Konzentrationen von 137 Cs im nordwestlichen Seegebiet kamen
insbesondere durch resuspendiertes Material aus dem hochbelasteten Sediment der
Irischen See und rezente Ableitungen der Wiederaufbereitungsanlage Sellafield zu
stande. In den Konzentrationsverteilungen von 90 Sr war ein charakteristischer Süß
wassereintrag erkennbar, der zeitgleich mit den Abflussraten der Elbe im März maxi
mal war.
Die effektive Gesamtexposition beträgt in Deutschland durchschnittlich 4 mSv pro Jahr
und Person, wovon die Hälfte auf medizinische, insbesondere röntgendiagnostische
Maßnahmen zurückzuführen ist. Die Kontamination der Nordsee durch künstliche Ra
dionuklide trägt zur Strahlenexposition der Bevölkerung nur über den Expositionspfad
»Fisch- oder Meeresfrüchteverzehr« bei. Aus einem durchschnittlichen Konsum von
14 kg im Jahr resultiert eine effektive Dosis von maximal 0.2 pSv/a, die deutlich unter
der laut Strahlenschutzverordnung »trivialen Dosis< (10 pSv/a) bleibt. Da sich aus der
Anreicherung von Radionukliden in der Nahrungskette kein signifikanter Dosisbeitrag
für den Menschen ergibt, dürfte dies auch für Flora und Fauna der Nordsee zutreffen.