Zusammenfassung
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Nordseezustand 2004
Aufgrund von insgesamt 86 Meldungen akuter Ölverschmutzungen im Jahr 2004 war
eine Grundbelastung durch aliphatische Kohlenwasserstoffe (Alkane, Reste von Erd
ölkohlenwasserstoffen) zu erwarten und nachweisbar. In weiten Teilen der Deutschen
Bucht waren jedoch einzelne Alkane dominierend, die auf biogene Quellen (insbes.
Algen) zurückzuführen sind.
Das Stoffspektrum der polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK, z. B.
Naphthalin, Anthracen, Benzo[a]pyren) weist Verbrennungsrückstände fossiler Brenn
stoffe (Kohle, Öl, Holz) als Hauptquelle aus. Die PAK-Gehalte des Meerwassers zeig
ten ein mit der Molekülgröße zunehmendes Gefälle zur offenen See hin und lagen
ohne erkennbare Trends im Variationsbereich der vorangegangenen Jahre.
Obwohl lipophile Schadstoffe im Sediment in ca. 10 4 - bis 10 6 -fach höheren Konzent
rationen als im Meerwasser Vorkommen, lassen sich Quellenkorrelationen oder zeitli
che Trends kaum feststellen. Der Bezug auf organischen Kohlenstoff (TOC) statt Tro
ckenmasse (DW) ergibt nur z. T. ein einfacher zu bewertendes Bild. Sowohl für CKW,
als auch für PAK wurden die höchsten Konzentrationen auf Stationen mit relativ hohen
Schlickanteilen im Bereich der Elbmündung und der Weißen Bank gemessen. In Ge
bieten mit hohem Sandanteil wurden dagegen nur sehr geringe Schadstoffkonzentra
tionen vorgefunden.
Durch verbesserte Analysemethoden ist inzwischen eine Vielzahl polarer Schadstoffe
(insbesondere Pestizide) nachweisbar. Die seit dem Jahr 2000 regelmäßig untersuch
ten Verbindungen liegen im Meerwasser oft in erheblich höheren Konzentrationen vor
als klassische, lipophile Schadstoffe. Sie unterliegen darüber hinaus meist einem aus
geprägten Jahresgang, der mit den Applikationszeiten der Pestizide in der Landwirt
schaft in Verbindung steht. Das Herbizid Atrazin wurde in der Deutschen Bucht weiter
hin in relativ hohen Konzentrationen nachgewiesen (Median: 3 ng/L), obwohl sein
Einsatz in Deutschland nicht mehr zulässig ist. Auch die Gehalte der Herbizide Isopro-
turon und Diuron waren im Jahr 2004 relativ hoch (Mediane in Küstennähe: 1.2 und
5.0 ng/L).
Metalle
Ebenso wie viele unpolare organische Stoffe zeigten die Elemente Quecksilber, Cad
mium, Blei, Kupfer und Zink in der gelösten Phase ein starkes Konzentrationsgefälle
von küstennahen Gebieten zur offenen See hin. Belastungsschwerpunkte waren die
innere Deutsche Bucht und das Elbeästuar, aber auch in den Mündungsgebiete von
Weser und Ems wurden erhöhte Konzentrationen nachgewiesen.
Die Konzentrationen der Elemente Cadmium, Blei und Zink im filtrierten Wasser und
Quecksilber im unfiltrierten Wasser waren bis etwa 1990 rückläufig, stagnieren jedoch
seither. Im Jahr 2004 lagen die gelösten Konzentrationen der Elemente Cadmium,
Kupfer, Blei und Zink in der äußeren Deutschen Bucht im Hintergrundbereich oder we
nig oberhalb davon. In Küstennähe wurden die Hintergrundgehalte von Zink und Cad
mium deutlich überschritten. Von den gemessenen Metallbelastungen des Meerwas
sers geht nach heutigem Kenntnisstand keine unmittelbare Gefahr für das marine
Ökosystem aus.
Mit den Flussfrachten emittierte Metalle werden vorzugsweise im küstennahen Sedi
ment angereichert. Vor allem Quecksilber, Silber, Zink, Cadmium, Blei und Kupfer wur
den hier in erheblich höheren Konzentrationen angetroffen als weiter seewärts. Ent