4.3 Metalle
Nordseezustand 2004
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4.3 Metalle
4.3.1 Einführung
Metalle kommen natürlich in der Umwelt vor. Durch Verwitterung, Vulkanismus und
Ausgasungen werden sie für den geochemischen Kreislauf mobilisiert. Elementkon
zentrationen, die aus natürlichen Prozessen resultieren, werden als Hintergrundkon
zentration bezeichnet. Der Nachweis von Metallen in der Umwelt ist somit nicht
zwangsläufig als Verschmutzung zu werten. Es gibt zahlreiche essentielle Elemente
wie Kupfer oder Zink. Ihre Bioverfügbarkeit ist innerhalb gewisser Konzentrationsgren
zen Voraussetzung für biologisches Wachstum. Organismen sind in der Lage, sich in
einer bestimmten Bandbreite an veränderliche Elementkonzentrationen anzupassen.
Wird diese Bandbreite zu höheren Konzentrationen verlassen, tritt eine toxische Wir
kung ein. Andere Elemente wie Quecksilber, Cadmium oder Blei haben keine bekann
te vitale Funktion.
Durch menschliche Aktivitäten gelangen z. T. erhebliche zusätzliche Mengen einzel
ner Elemente in die Umwelt, wodurch die natürlichen Hintergrundkonzentrationen re
gional deutlich überschritten werden können. Maßnahmen zur Emissionsminderung
führten in den vergangenen Jahrzehnten jedoch zur kontinuierlichen Abnahme vieler
Schadstoffe in Luft, Wasser, Sediment und Biota (OSPAR 1998).
Generell werden die Metallgehalte des Meerwassers durch die Struktur, Dynamik und
Stärke der Quellen, die großräumige Zirkulation der marinen Wassermassen und die
Effizienz ihrer Senkenprozesse bestimmt. Wesentliche Quellen für das anthropogen
verursachte Metallsignal in marinen Ökosystemen sind die Abflüsse kontaminierter
Süßwassermassen über die kontinentalen Flusssysteme, der Schadstofftransport
über die Atmosphäre, sowie die Wechselwirkung mit dem Sediment. Weitere Einträge
werden durch Offshore-Aktivitäten wie Rohstofferkundung und Förderung sowie Ver
klappung von Baggergut verursacht. Dem stehen die Sedimentation mit ihren komple
xen, vorgelagerten Gleichgewichten zwischen Schwebstoff, Biota und Wasserphase
und in Ausnahmefällen die Wechselwirkung mit der Atmosphäre als Schlüsselprozes
se zur Entfernung der Metalle aus dem Meer gegenüber.
Im Detail unterscheidet sich das Verhalten der verschiedenen Metalle erheblich.
Schon die Quellmuster und damit die Bedeutung der unterschiedlichen Eintragspfade
variieren stark. Während z. B. menschlich verursachte Bleiemissionen großenteils
über die Atmosphäre in die Nordsee gelangen, wird Kupfer überwiegend über die Flüs
se transportiert. Im Wasser und Sediment wirken sich die unterschiedlichen chemi
schen Eigenschaften der Elemente auf deren Wechselwirkung mit dem Schwebstoff,
der Biota und dem Sediment aus. Dem zufolge variiert auch die Bedeutung der unter
schiedlichen Senkenprozesse von Element zu Element. Ein einfacher, konservativer
Zusammenhang zwischen Metallkonzentration im Wasserkörper und dem Transport
und der Mischung von Wassermassen unterschiedlicher Herkunft und Zusammenset
zung existiert somit nur in Ausnahmefällen.
Im BSH wurde mit der Überwachung der Metallgehalte im Meerwasser, Schwebstoff
und Sediment in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts begonnen. Sie
ist national in die Überwachungsprogramme des Bund-Länder-Messprogramms
(BLMP) und international in die Monitoringprogramme der Meeresschutzkonventionen
für Nordsee (OSPAR) und Ostsee (HELCOM) eingebettet.