Zusammenfassung
12
Nordseezustand 2004
Richtung. Im NW-Sturm >Pia< kam es am 18. November in der zentralen und südlichen
Nordsee zu signifikanten Wellenhöhen um 8 m.
Regionale Unterschiede in Windantrieb und Windsee wurden für zwei repräsen
tative Positionen in der Deutschen Bucht und der zentralen Nordsee aufgezeigt. In der
Deutschen Bucht waren die Verteilungen der Wind- und Seegangsrichtung bimodal
(zweigipflig); das Nebenmaximum im Sektor E bis SE war nur hier klar ausgeprägt;
das Hauptmaximum variierte - wie in der zentralen Nordsee - saisonabhängig zwi
schen SW und NW und ging mit den höchsten Windgeschwindigkeiten und Windseen
einher. Die mittlere Wellenhöhe war mit 1.4 m um 0.5 m geringer, Wellenhöhen über
2 m traten nur halb so oft auf wie in der zentralen Nordsee. Die maximalen Wellenhö
hen in der Deutschen Bucht waren stets geringer, außer für Wind und Windsee aus
NW.
Aufgrund der Lage von Cuxhaven am nach Nordwesten geöffneten Mündungstrichter
der Elbe treten hier die höchsten Hochwasserstände und stärksten Sturmfluten in Ver
bindung mit NW-Winden und entsprechend niedrige Wasserstände bei entgegen
gesetztem Windstau (SE) ein. Das gehäufte Auftreten von NW-Wetterlagen im Be
richtsjahr bildete sich in mehrheitlich überdurchschnittlichen Wasserständen ab. NW-
Stürme verursachten auch die drei Sturmfluten des Jahres 2004, von denen die
stärkste mit 3.54 m über NN am 18. November eintrat (Sturm >Pia<).
Die zeitliche Entwicklung der Hoch- und Niedrigwasser seit 1971 zeigt, dass windstau
bedingte, außergewöhnlich hohe Wasserstände vor 1988 fast ausnahmslos im Herbst
eintraten und seither bevorzugt auf die Wintermonate entfallen. Dieser Regime-
wechsel ereignete sich zeitgleich mit dem Regimeshift der Nordseetemperatur. Bei
de stehen in ursächlichem Zusammenhang mit Veränderungen der atmosphärischen
Zirkulation (Mischmasch-Klima).
Die aus den wöchentlichen Analysen der Oberflächentemperaturverteilung abgeleite
te Nordseetemperatur lag im Jahresmittel nur 0.2 °C unter der Rekordtemperatur
von 11.0 °C im Jahr 2002; nach der 1969 beginnenden Rangstatistik war 2004 das
viertwärmste Jahr. Der deutlich zu warme Winter, der durch eine Rekordtemperatur
von 9.1 °C im Dezember 2003 eingeleitet wurde, ließ an der deutschen Nordseeküste
keine Meereisbildung zu. Einer langsamen Renormalisierung der Oberflächentempe
raturen, die bis in den Juli (0.3 K) andauerte, folgten ein drastischer Temperaturan
stieg im August (2.1 K über dem Klimanormalwert von 15 °C) und wiederum ein signi
fikant zu warmer Herbst. Während der Nordseegesamtaufnahme (August 2004)
wurde eine stabile Temperaturschichtung mit vergleichsweise tiefer Sprungschicht
festgestellt. Auch die Temperatur des Tiefenwassers lag infolge des vorangegangen
milden Winters sowie des starken Einstroms warmen atlantischen Wassers oberhalb
langjähriger Mittelwerte. Im Zeitraum 1988 - 2004 war die Oberflächentemperatur der
Nordsee für 78 % aller Monate wärmer als normal; 70 % der Winter waren eisfrei.
Das Warmregime, das im Herbst 1987 ein 10-jähriges Kaltregime ablöste, dauerte
weiter an. Der Regimecharakter der Nordseetemperatur ist an ein hybrides Wind
klima gekoppelt, dessen Eigenschaften monsunartigen jahreszeitlichen Wechseln un
terliegen, die wiederum spontanen Umpolungen in Abständen von 5 bis 15 Jahren un
terworfen sind; diese bi-stabilen, hybriden klimatischen Bedingungen wurden als
Mischmasch-Klima bezeichnet. Für das rezente Warmregime (Kaltregime) ist ein
Alternieren zwischen einem gehäuften Auftreten maritimer westlicher Winde im Winter
(Sommer) und kontinentaler östlicher Winde im Sommer (Winter) charakteristisch.
Dieser Befund wurde durch entsprechende Unterschiede in den saisonalen Luftdruck-