4.1 Nährstoffe
Nordseezustand 2004
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Tafel 4-1: Nährstoff-Glossar
Nährsalze wie Phosphat und anorganische Stickstoffverbindungen (Nitrat, Nitrit, Ammonium) sowie Sili
kat sind lebensnotwendige Substanzen für den Aufbau des Phytoplanktons (der im Meer treibenden mikro
skopisch kleinen einzelligen Algen), auf dessen Biomasseproduktion die gesamte marine Nahrungskette
basiert. Eiweißstoffe enthalten gebundenen Stickstoff, Nukleinsäuren enthalten zusätzlich gebundenen
Phosphor und Kieselalgen benötigen Silikat als Gerüstsubstanz. Da diese Spurenstoffe das Wachstum för
dern, werden sie als Nährstoffe bezeichnet.
Kohlenstoff wird in Form von C0 2 , FIC0 3 _ oder (ausnahmsweise) C0 3 2_ benötigt. Da C0 2 im Oberflächen
wasser in hoher Konzentration vorliegt, wirkt Kohlenstoff kaum begrenzend. Das Carbonatsystem liefert
stets die jeweils benötigte Form.
Stickstoff wird für die Synthese von Aminosäuren und Nukleinsäuren in der Form von Nitrat (N0 3 ~), Nitrit
(N0 2 _ ), Ammonium (NFH 4 + ) oder organischer Verbindungen aufgenommen. So werden Flarnstoff und Ami
nosäuren als bevorzugte Stickstoffquelle genutzt. Viele Bakterien können molekularen Stickstoff fixieren.
Ammonium wird wegen seiner reduzierten Form zumeist bevorzugt aufgenommen, während Nitrat energe
tisch aufwendig durch das Enzym Nitratreduktase reduziert werden muss.
Phosphor wird meistens als Orthophosphat (P0 4 3_ ) aufgenommen. Viele Algen können bei ausreichender
Stickstoffversorgung auch Polyphosphate oder organische Phosphorverbindungen verwenden, die mit hül
fe von Phosphatasen an der Zelloberfläche hydrolysiert werden (Отт 1996).
Silikat ist eine Verbindung von Silizium und Sauerstoff (Si x O y ), einem oder mehreren Metallen und eventuell
auch Flydroxid-Ionen. Mit Silikat bezeichnet man auch die Salze des Siliziums und der Kieselsäuren. Ein Man
gel an Silikat im Meerwasser verhindert das Wachstum bestimmter Phytoplanktonarten, nämlich Kieselal
gen bzw. Diatomeen, die Silikate zur Ausbildung ihrer Schalen benötigen. Wenn Stickstoff oder Phosphor
knapp werden, stellt Phytoplankton generell das Wachstum ein. Wird Silikat knapp, so setzt sich das Wachs
tum des Phytoplanktons fort, aber andere Arten treten hervor, wie nackte oder mit Zelluloseplatten beschäl
te Flagellaten, zu denen auch giftige Arten gehören können.
Phytoplankton enthält die Elemente C, N und P in einem mittleren Atomverhältnis von 106:16:1. Dies wird
als Redfield-Verhältnis bezeichnet (Redfield 1934). Abweichungen im N:P Verhältnis deuten auf Produkti
onsbegrenzung durch das jeweils im Minimum befindliche Element hin (Nährstofflimitierung). Andererseits
können veränderte N:P-Verhältnisse zu Verschiebungen in der Phytoplanktonpopulation und eventuell auch
zu erhöhter Toxizität bei einigen Algen führen.
Das Phytoplankton wird i. d. R. vom Zooplankton gefressen. Stirbt das Phytoplankton ab, kann es als
Schwebstoff auch noch vom Zooplankton aufgenommen werden oder wird von Bakterien und benthischen
Organismen verwertet. Auf diese Weise wird das organische Material unter Sauerstoffverbrauch wieder in
Kohlendioxid umgewandelt und die Nährstoffe werden wieder freigesetzt. Diese Prozesse werden als Remi-
neralisierung bezeichnet.
Im Wasser gelöster Sauerstoff ist die Voraussetzung für alles höhere Leben im Meer. 1 Liter Wasser enthält
dabei nur ca. 1/20 der Sauerstoffmenge, die im gleichen Volumen Luft enthalten ist. Das Oberflächenwasser
steht in direktem Kontakt zur Atmosphäre und ist L d. R. gut mit Sauerstoff versorgt. Während des Algen
wachstums (Photosynthese) kann hier sogar Sauerstoffübersättigung eintreten. Remineralisierungsprozes-
se zehren hingegen den Sauerstoffvorrat im Bodenwasser auf. Sauerstoffmangel ist hier insbesondere im
Sommer möglich, wenn vertikale Austauschprozesse durch Schichtung des Meerwassers unterbunden sind.
Eutrophierung bedeutet eine Anreicherung des Gewässers mit Nährstoffen, die zu einem erhöhten Pflan
zenwachstum führt, welches wiederum eine unerwünschte Störung des Gleichgewichtes zwischen den Or
ganismen und eine Beeinträchtigung der Wasserqualität zur Folge hat. Eutrophierung bezieht sich daher auf
unerwünschte Effekte, die auf eine anthropogene Anreicherung mit Nährstoffen zurückzuführen sind (Eutro
phierungsdefinition, im Rahmen von OSPAR abgestimmt (www.ospar.org)).