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Full text: 125jähriges Jubiläum der Norddeutschen Seewarte

des Hamburgischen Rathauses dargestellt. Ich möchte es den Anwesenden überlassen, ob der 
Senat und die Bürgerschaft ihn dort als Leitbild für die Wissenschaft in Hamburg oder als 
Wächter gegen stürmische Unbilden aus Nordwesten postierte. Neumayer gehört zu den wenigen 
Reichsbeamten, die vom Hamburger Senat ein Abschiedsessen mit Empfang im Festsaal des 
Hamburger Rathauses erhielten, wo auch die Gedenkfeier zum 125jährigen Bestehen der See- 
warte am 21. 1. 1993 heute stattfindet. 
Die Verbundenheit unserer Institutionen, dem Bundesamt für Seeschiffahrt und Hydrogra- 
phie sowie dem Seewetteramt, mit Hamburg ist erhalten geblieben. Wir fühlen uns Hamburg 
verpflichtet. Gerade in der Weltmetropole Hamburg war es der Seewarte und uns möglich, durch 
bedeutende überseeische Beziehungen und Verflechtungen Arbeitsgebiete nicht nur für Wetter 
und Klima über den Meeren, sondern auch in fernen Kontinenten aufzubauen. Die mit Köppen 
eingeleitete meteorologische Beratung des Handels und der Wirtschaft wird heute vom Seewetter- 
amt weiterhin wahrgenommen. 
Wladimir Köppen prägte den Geist in der Deutschen Seewarte, leitete ihre Abteilung 
Meteorologie über viele Jahre und ist in der ganzen Welt allgemein als einer der bedeutendsten 
und auch vielseitigsten Meteorologen bekannt, Er wurde am 25. September 1846 in St. Petersburg 
geboren, ist dort in Rußland, auf der Krim und in Karabagh aufgewachsen, studierte in Petersburg, 
Heidelberg und Leipzig, arbeitete wissenschaftlich in Wien und St. Petersburg, bevor er nach 
Hamburg kam. Damit brachte er zusammen mit dem Gründer der Deutschen Seewarte, Georg 
von Neumayer, ein internationales Flair in das neue Institut, dem sich die Nachfolgeinstitute 
verpflichtet fühlen. 
Köppen schrieb: 
„Die Anregungen, welche die Bedürfnisse der Praxis stellen, sind für die wissenschaftliche 
Arbeit sehr hoch anzuschlagen. Überall im Fortschritt unseres Naturerkennens ist die 
"Stellung der Frage’ der erste notwendige Schritt zum Weiterkommen, und diesen ersten 
Schritt liefert in unzähligen Fällen die Praxis. Die Wissenschaft schuldet und weiß ihr 
Dank dafür, verlangt aber auch das Recht, die weiteren Fragen. die sich bei Verfolgung 
dieses Zieles ergeben, zu verfolgen.“ 
Der Zeitschrift „Überall“ des Deutschen Flottenvereins, Januar 1900 ist zu entnehmen: 
„Ein tiefes Minimum über England macht stürmische westliche Winde wahrscheinlich“ 
— das kommt dem seeunkundigen Binnenländer wohl in den Sinn, wenn er von der 
Seewarte sprechen hört. Eigentlich weiß eine Landratte nur, daß da oben auf dem 
Stintfang an der Elbe das Wetter mehr oder weniger genau vorausgesagt wird.“ 
Auch heute wissen viele Hamburger nur, daß dort oben über dem alten Elbtunnel an den 
Landungsbrücken das Wetter vorhergesagt und vor Sturm gewarnt wird. 
Das Seewetteramt ist Wettervorhersage- und Warnzentrale für Norddeutschland und die 
Seegebiete. Die vielseitigen Arbeiten der Nachfolge-Institutionen in Hamburg sind den Bürgern 
nicht vertrauter als um 1900. Dennoch bestanden damals und bestehen heute enge Beziehungen 
gerade zur hamburgischen Kaufmannschaft, zum Handel, gerade mit Übersee, zur Industrie 
und den Medien, zum Senat und den Behörden dieser Weltmetropole im norddeutschen Raum. 
in Deutschland und der Welt. 
Der bekannte Klimatologe und Meteorologe Wladimir Köppen beklagte vor neunzig Jahren 
(1903), daß nach der Pensionierung Georg von Neumayers tiefgreifende Veränderungen an der 
Deutschen Seewarte vor sich gingen. Seit einer Reihe von Jahren hatte das Reichsmarineamt, 
das die Seewarte mehr als eine Marinebehörde denn als ein wissenschaftliches Institut ansah, 
einen unbeliebten Seeoffizier zunächst als Direktorenmitglied und nach der Pensionierung 
Neumayers als Admiral und Direktor der Seewarte eingesetzt. 
Köppen schrieb: 
„Der neue Chef war als Vorgesetzter in der Marine unbeliebt gewesen und wurde dies 
denn auch reichlich bei der Seewarte. Da er von wissenschaftlicher Arbeit keine Vorstel- 
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