Meine Damen und Herren,
bereits vor rund 120 Jahren, im Jahre 1872, war eine Verlagerung der Norddeutschen Seewarte
im Gespräch, und zwar in die Reichshauptstadt Berlin. Damals bezeichnete es die Handelskam-
mer als „wünschenswert, daß das Institut in Hamburg bleibe, da seine Wirksamkeit wesentlich
beschränkt und beeinträchtigt werden würde, wenn es nicht mehr die Möglichkeit persönlichen
Verkehrs und Austausches zwischen nautischer Praxis und Theorie darböte“.
Heute steht eine zumindest teilweise Verlegung des Bundesamtes für Seeschiffahrt und
Hydrographie nach Rostock zur Debatte, empfohlen von der Föderalismuskommission Ende
Mai 1992,
Unsere Zeit kennt keine Kommunikationsprobleme mehr wie die Altvorderen im 19. Jahr-
hundert. So sehr wir die Präsenz des Bundesamtes in Hamburg schätzen, so verständnisvoll
haben wir uns auch auf die richtigen Bestrebungen des Bundes einzustellen, den östlichen
Bundesländern im Interesse eines weiteren zügigen wirtschaftlichen Aufbaus jede nur mögliche
Hilfe zu gewähren. Wenn wir die Aufforderung des Bundespräsidenten zum Teilen mit unseren
Landsleuten östlich der Elbe ernst nehmen wollen, dann gilt das auch für den Ruhm und die
Reputation von wissenschaftlichen Institutionen. Hinter dieser patriotischen Pflicht hat alles
andere zurückzustehen, so schmerzlich auch jeder Abschied ist. Die Abteilungen des Bundes-
amtes für Seeschiffahrt und Hydrographie werden ihren vielfältigen Aufgaben ohne Zweifel
auch in Zukunft ebenso vorbildlich wie sachdienlich gerecht werden wie in den vergangenen
125 Jahren — wo auch immer!
Das Bundesamt und seine so professionellen Mitarbeiter stehen vor gewaltigen Herausfor-
derungen. Ich nenne nur die rasante technische Entwicklung in allen maritimen Bereichen, die
Überwachung des Meerwassers auf Schadstoffe und Radioaktivität und die Untersuchungen zu
globalen Klimaveränderungen, die mehr noch als früher langfristige hydrographische Beobacht-
ungen erfordern, um die Grundlagen wissenschaftlicher Erkenntnis zu verbessern.
Sie werden diese Aufgaben zum Besten unseres Landes und der Seefahrt schlechthin lösen,
ja im Interesse der ganzen Menschheit, deren Existenz immer stärker von den Einflüssen auf
die klimatischen Gegebenheiten bestimmt wird. Daß ihr segensreiches Wirken bei uns in Nord-
deutschland und in Hamburg stattfindet, erfüllt uns mit besonderer Genugtuung.
Alles Gute im Namen der Hamburger Wirtschaft zunächst bis zu Ihrer 150-Jahrfeier!
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