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Es leuchtet ein, dass dieser Raum, der bei einer so wichtigen Sache, wie die Aufbewahrung, Prüfung
und Vergleichung von Barometern unzweifelhaft für ein wissenschaftliches Institut ist, in Verwendung kommt,
den zu stellenden Anforderungen hei Weitem nicht entsprechen kann. Weder ist derselbe hell und luftig
genug, noch erfüllt er die wesentlichste Bedingung, die Bewahrung einer gleichmässigen Temperatur und
der Trockenheit der Luft, in wünschenswerthem Maasse. Allein, da im Seemannshause kein anderer Raum
für diesen Zweck zur Verfügung gestellt werden konnte, so blieb nichts übrig, als in möglichst guter
Weise diesen Raum verwendbar zu machen. Vor Allem galt es den Grad der Feuchtigkeit beträchtlich zu
reduziren, damit das Rostigwerden der feinen, daselbst aufgestellten Instrumente auf ein Minimum herab
gebracht werde. Dies wurde dadurch bewirkt, dass ein konstanter Luftzug in der Nähe der Decke durch
das Zimmer hergestellt wurde. Zu diesem Ende musste die Thür durchbrochen und zwei Ventile oben im
Fenster angebracht werden. Wenn diese Einrichtung nun auch zum Theil den Uebelständen abgeholfen hat,
so war damit der Nachtheil verknüpft, dass nunmehr durch die Oeffnung in der Thüre die Einflüsse der
Temperatur, welche innerhalb der naheliegenden Küchenräume und des Korridors beträchtlich schwankt,
weniger ausgeschlossen werden konnten.
Mit Beziehung auf diesen letzten Punkt mögen hier einige Zahlen angeführt werden, welche annähernd
ein Bild der in dem Kellerzimmer vorkommenden Temperatur-Schwankungen zu gehen vermögen. Es wurden
hierzu die Ablesungen des mit dem Barometer verbundenen Thermometers benutzt, wodurch natürlich nicht
erwiesen werden kann, dass nicht grössere Schwankungen innerhalb des Raumes Vorkommen. Einmal
sind diese Aufzeichnungen nur zu bestimmten, mit den Extremen der Temperatur nicht zusammenfallenden
Stunden gemacht, sodann werden bei der Art der Anbringung des genannten Thermometers plötzliche Aen-
derungen nicht angezeigt werden. Es müssten für den Zweck der Notirungen derselben Thermographen auf
gestellt und ab gelesen werden. Allein, wie gesagt, um sich im Allgemeinen ein Bild der Temperaturverhält
nisse des Raumes zu machen, können folgende Angaben schon ausreichen.
Differenzen der 8 h a. m. und 2 h p. m. beobachteten Temperaturen für die Monate:
Jahre
Januar
Febr.
März
April
Mai
Juni
Juli
August
Sept.
Oktob.
Nov.
Dez.
Mittel
O
O
O
o
0
o
o
0
o
O
O
O
O
1876 . . .
2.9
9.1
3.3
3.4
2.6
5.1
6.1
7.5
3.8
8.9
7.4
11.1
5.9
1877 . . .
5.8
8.6
5.2
3.9
4.5
5.2
4.9
4.2
4.6
3.1
2.2
7.2
4.5
1878 . . .
2.6
3.2
4.6
5.7
4.3
5,4
3.1
3.6
4.3
5.2
4.1
5.2
4.3
Mittel
3.8
5.3
4.4
4.3
3.8
5.2
4.7
5.i
4.2
5.7
4.6
8.2
4.9
Grösste überhaupt während der drei Jahre beobachtete Differenz : 20.3° C.
7. Das Kompass - Observatorium.
Das Kompass-Observatorium der Deutschen Seewarte ist im Garten des Seemannshauses, welcher
nach Norden von demselben liegt, in einer solchen Entfernung von allen Gebäulichkeiten und sonstigen störende
Einflüsse ausübenden Gegenständen errichtet, dass eine Beeinflussung der in demselben ausgeführten
Kompass-Vergleichungen und magnetischen Beobachtungen nicht zu fürchten ist und bisher auch nicht
nachgewiesen werden konnte. Jedenfalls sind die Störungen, wenn sie vorhanden sind, so unerheblicher
Natur, dass sie bei den Kompass-Vergleichungen ganz ausser Beachtung bleiben können. In wie weit das
Kompass - Observatorium auch für die Ausführung magnetischer Beobachtungen zum Zwecke der Bestim
mung der Werthe der Elemente des Erdmagnetismus ausreichte, soll hier nicht untersucht werden, nur
soviel mag erwähnt werden, dass die in demselben von Zeit zu Zeit ausgeführten Bestimmungen der mag
netischen Elemente Resultate ergeben, welche von jenen, die aus Beobachtungen an nicht zu beanstandenden
Punkten in der Nähe Hamburgs gemacht, abgeleitet wurden, nicht in einem solchen Grade abweichen,
dass ein störender Einfluss vermuthet werden könnte.
Das Kompass-Observatorium ist ein über einem achteckigen Grundplane erbauter Pavillon von
solchen Dimensionen, wie sie aus den nebenstehenden Figuren 5 und 6 entnommen werden können. Die
Wände sind doppelt: die äussere Wand ist aus Holz, die innere aus einer Planke, welche mit Mörtel ver-