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Abb. 6.16.2. Luftdrucklage über Europa und Windfeld über der Ostsee am 15. April 1997 um
06 UTC
Hydrologische Reaktion des Wasserstandes
Am 10. April lagen die Pegel im Bereich des mittleren Wasserstands. Gegen Ende dieses
Tages und am frühen 11. April führte ein heftiger ablandiger bzw. küstenparalleler W-SW-
Sturm über den westlichen Ostseebecken zu einem Absinken der Wasserstände, die um ca.
06 UTC am 11. April auf 472 cm in Wsmar und 484 cm in Warnemünde fielen. Da der
mittlere Teil der Küste nicht unmittelbar von dem SW-Sturm betroffen war, sanken die
Wasserstände in Swinoujscie und Kotobrzeg am Morgen dieses Tages nur geringfügig.
Unmittelbar nach Erreichen der Wasserstandsminima kurz nach 06 UTC begann das Wasser
an der westlichen Küste infolge einer plötzlichen Änderung der Wndrichtung zu steigen. Der
Wnd hinter der Kaltfront erreichte jetzt Sturmstärke und wehte in auflandiger Richtung (Abb.
6.16.3). Im mittleren Teil der Küste stieg das Wasser langsamer, und der Anstieg begann
zwei bis drei Stunden früher.
Der Warnpegel von >560 cm wurde am 11. April um 11 UTC zuerst in Kotobrzeg
überschritten, gefolgt von Swinoujscie um 14 UTC, Sassnitz um 16 UTC, Warnemünde um
19 UTC und Wsmar um 20 UTC.
Die Höchststände wurden sehr schnell erreicht: zwischen 17 und 23 UTC am 11. April. Sie
lagen um 1,0 - 1,2 m über dem mittleren Wasserstand und erreichten in Wsmar 620 cm, in
Warnemünde 609 cm, in Sassnitz 604 cm, in Swinoujscie 600 cm und in Kotobrzeg 612 cm.
Die stärkste Dynamik während dieser Sturmflut wurde an den Pegeln im westlichen
Küstenbereich gemessen, wo der Höchststand nur 3-4 Stunden nach Überschreiten der
Warnpegel erreicht wurde. Der schnellste Anstieg wurde in Wsmar mit 52 cm/h gemessen,
während in Warnemünde und Sassnitz die Anstiegsrate mit 25 cm/h bzw. 26 cm/h nur halb
so groß war. Die mittleren Anstiegsraten betrugen 19 cm/ in Wsmar, 17 cm/h in
Warnemünde und 16 cm/h in Sassnitz.
In der Pommerschen Bucht und weiter östlich war die Sturmflutdynamik weniger ausgeprägt,
obwohl die Warnpegel hier früher als im westlichen Küstenbereich überschritten wurden. Der
Anstieg erfolgte langsamer, so dass der Höchststand in Swinoujscie erst 5 Stunden nach
überschreiten der Warnpegel erreicht wurde, und in Kotobrzeg sogar erst 10 Stunden
danach. Die höchste Anstiegsrate betrug 25 cm/h in Swinoujscie und 22 cm/h in Kotobrzeg,
bei einer mittleren Anstiegsrate von 11 cm/h bzw. 6,4 cm/h. Der Pegel von 560 cm wurde in