54
Abb. 6.15.1. Zugbahn des Tiefdruckzentrums von 00 UTC am 2. November bis 00 UTC am
4. November 1995, Luftdruck und Windfeld über der südlichen Ostsee am 3. November
1995, 12 UTC
Ein ausgedehntes, flaches Tiefdruckgebiet mit mehreren schwach ausgebildeten Zentren
hielt sich jedoch über Skandinavien und der Ostsee. Eines dieser Zentren, das fast stationär
über Lappland lag, nahm an Aktivität zu und begann am 2. November um ca. 03 UTC in
südlicher Richtung entlang der östlichen Ostseeküste zu ziehen. Zwischen 18 UTC am 2.
November und 12 UTC am 3. November erreichte das sich langsam südwärts verlagernde
und verstärkende Tief die Küste westlich der Danziger Bucht. Das flache Tiefdruckgebiet
führte wechselnde Wnde mit sich, doch hinter dem Tief verstärkte sich der Luftdruckgradient
über Skandinavien bedrohlich, vor allem über Dänemark, dem Kattegat und der westlichen
Ostsee. Am 3. November gegen 09 UTC setzte in diesem Gebiet starker Nordwind ein, der
stetig an Stärke zunahm. In den folgenden Stunden zog ein N-NO-Sturm der Stärke 6 - 8 Bft
allmählich in östlicher Richtung und erfasste das gesamte Gebiet der Ostsee, so dass in den
Abendstunden des 3. November und am Morgen des 4. November in den westlichen
Gebieten 9 Bft erreicht wurden. In Warnemünde erreichte die Wndgeschwindigkeit 22 m/s,
am Kap Arkona 28 m/s und in Swinoujscie 19 m/s. Die höchste Wndgeschwindigkeit, die in
dieser Nacht an der Westküste gemessen wurde, betrug fast 35 m/s.
Hydrologische Reaktion des Wasserstandes
Die beschriebenen Luftdruck- und Wndverhältnisse am 1. und 2. November, die auf eine
Sturmflut hindeuteten, verursachten an der westlichen und mittleren Ostseeküste wider
Erwarten keinen Wndstau. Da der Haupteinflussbereich des Sturms die Südostküste war,
war an den westlich der Danziger Bucht gelegenen Küsten so gut wie kein Anstieg der
Wasserstände festzustellen: knapp 560 cm in Wismar am 2. November um 00 - 04 UTC.
Unmittelbar vor Einsetzen der Sturmflut vom 3. - 5. November 1996, um ca. 00 - 06 UTC,
lag der Wasserstand nur 24 - 30 cm höher als der mittlere Wasserstand. Unter der
Einwirkung der stürmischen Nordwinde begannen die Wasserstände an der Küste am 3.
November gegen Mittag anzusteigen, zuerst im äußersten Westen - um ca. 06 UTC in
Wsmar und Warnemünde - und etwa 3-9 Stunden später dann im mittleren Bereich der
Küste. Die höchsten Wasserstände wurden zwischen 20 und 22 UTC in Wismar (702 cm)
und Warnemünde (660 cm) erreicht. Das Maximum in Sassnitz (637 cm) wurde zur selben
Zeit gemessen, als auch Swinoujscie einen hohen Pegelstand von 652 cm registrierte.
Allerdings erreichte das ca. 7 Stunden später gemessene absolute Sturmflutmaximum in